Zinswende ist verschoben, Wende im Bundestag heute möglich

Bei den Hypothekenzinsen ließ sich in den letzten zwei Wochen folgendes beobachten: Vor der Zinsentscheidung der FED gingen die Zinsen merklich hoch. Danach fielen sie wieder. Nicht jeder hat so ein Timing wie Bettina und Christian Wulff und hat womöglich im falschen Moment abgeschlossen. Was sollen Immobilienkäufer und Anschlussfinanzierer tun?
Zinsentwicklung
Man könnte sagen: Jetzt langfristig die Niedrigzinsen sichern. Aber haben wir das nicht auch schon vor fünf Jahren gesagt? Oder vor zehn? Vor zehn Jahren lag der EZB Leitzins bei 2%, als die Finanzkrise losging hatte er sich auf 4% vedoppelt. Jetzt liegt er bei 0,5%. Die Entwicklung des FED Leitzins verlief synchron, aber ausgeprägter (Chart: Link).
Politik
Niedrigzinsen für die Staaten, nicht Inflation fürs Volk, bleiben also das Instrument, mit dem die Demokratien aus ihren Schulden- und Währungskrisen herauskommen wollen. Schäuble sagt, dass die -künstlich niedrig gehaltenen- EZB Zinsen und Anleihekäufe gut für Euroland sind. Er könnte auch sagen, dass Immobilienkäufer profitieren, aber das merken die Leute ja selber.
Käufer
Was die Käufer nicht sehen: Ihr Zinsvorteil wird von Hypepreisen kompensiert. JETZT zu kaufen WEIL die Zinsen niedrig sind und OBWOHL die Preise hoch sind, wäre eine Wiederholung der Subrprimekrise. Die ersten Wetten auf Kreditausfälle laufen sicher schon..
Anschlussfinanzierer
Gut, aber wer das Risiko späterer Wertverluste bei Immobilienpreise nicht trägt, weil er schon vor Jahren gekauft hat, und schlicht eine Anschlussfinanzierung sucht? Kurz- oder Langfristig abschließen? Ich würde sagen, das hängt von der Einschätzung ab, wie lange diese Systemkrise noch dauert oder wie sie "gelöst" werden wird. Hält man beides für gleichwahrscheinlich, könnte man sich für einen Split entscheiden: Einen Fünfjährigen, einen Fünfzehnjährigen.
Aktien
Die FED wird also weiter Anleihen aufkaufen. Die Anleiheverkäufer wandeln ihre Erlöse aber nicht in Kredite für Infrastrukturmaßnahmen um oder günstige Konsumentenkredite. Die Banken legen das Geld an der Börse an, weltweit. Der DAX liegt bei 8.700 und könnte nach der Wahl noch steigen. Schwellenländerfonds machten diese Woche einen steilen Rebound nach oben. Die Party auf Zeit geht weiter. Aber ein ZEW Vertreter warnte diese Woche im Dradio schon: Je länger die FED bei ihrer Politik bleibt, desto höher steigen die Aktien und desto härter wird die Korrektur ausfallen, wenn Bernanke seinen Worten mal Taten folgen lässt.
Bundestagswahl
Ungesund, wenn auch beim richtigen Händchen einmalig günstig, ist die Lage allemal. Wie hart die Landung wird, hängt auch davon ab, wer regiert. In Deutschland brauchen wir a) mehr Sachverstand im Parlament (von der Regierung nicht zu sprechen) und b) echten Widerspruch zur Europolitik.
Deshalb empfehle ich wärmstens, heute mit beiden Stimmen die Alternative für Deutschland (Wahlprogramm: Link) zu wählen. Eine Entkoppelung der unwuchtigen Zentrifugalkräfte, die Freiheit zum Euroaustritt und Abwertung der eigenen Schulden wäre ein wichtiger Schritt für die Südländer. Mit Nationalismus hat das nichts zu tun,  denn quer durch Europa leiden nicht einzelne Euroländer sondern die einfachen Leute und die Mittelschicht.
Wenn wir also schon keine Zinswende bekommen, dann wenigstens eine im Bundestag.

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