Yvonne Catterfeld: Verliebt in zwei Männer

Yvonne Catterfeld: Verliebt in zwei Männer

Der Film heißt Am Ende die Hoffnung, trotzdem überwiegt die Hoffnungslosigkeit. Welche Hoffnung ist gemeint?

Yvonne Catterfeld: Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht und mich gefragt: Irgendwie passt doch der Titel nicht so?! Aber ich glaube, er bezieht sich auf die Gegenwartsgeschichte, was zwischen Großmutter und Enkelin passiert. Sie haben eigentlich keinen Bezug zueinander und gehen wie zwei Fremde miteinander um. Über die Erzählungen der Großmutter nähern sie sich an. Die Hoffnung liegt in der möglichen Versöhnung in der Familie.

Was hat Sie an der Geschichte fasziniert?

Catterfeld: Mir hat gefallen, dass sie nicht typisch Schwarz und Weiß erzählt wird. Es ist nicht klar, ob Robert, der britische Spion, nun der Böse ist und Hans, der Marineoffizier, der Gute oder umgekehrt. Ellen verliebt sich ja irgendwie in beide. Man kann jeden verstehen und das macht es kompliziert, denn das Blatt wendet sich. Robert steht anfangs für das Gute. Er glaubt, mit seinem Auftrag als Spion, den Krieg stoppen zu können. Hans ist der, der in Ellens Augen für Kampf und Krieg steht. Wir alle haben ein Bild von dem Nazi, dem Mitläufer, dem Täter, dem Schuldigen, aber so schwarzweiß zeichnet der Film das nicht. Hans tut seine Pflicht, ist aber nicht mit Überzeugung dabei. Außerdem ist er auf dem U-Boot, weil er immer davon geträumt zu einer U-Boot-Besatzung zu gehören, da es so was sonst nur bei Jules Verne gibt. Obwohl er eigentlich auf der Seite der Nazis steht, hat er noch Werte in dieser Zeit und ist ein ehrlicher Mensch.

Sie spielen die Großmutter Ellen als junges Mädchen. Was mögen Sie an Ihrer Rolle?

Catterfeld: Sie ist eine außergewöhnliche Frau. Ich mochte die Veränderung von der Widerstandskämpferin zur Spionin sehr gerne und danach auch den Zerfall. Ich wollte nie eine Heldengeschichte erzählen. Für mich ist Ellen eine Frau, die anfangs stark ist, aber durch das Erlebte und ihre eigenen Taten zerbricht. Obwohl sie eigentlich am Ende schafft, was sie von Beginn an wollte. Aus unserer Sicht wäre sie eigentlich eine Heldin. Wenn man den Film sieht und mit Ellen fühlt, bekommt das Ganze aber eine andere Perspektive.

Die Geschichte des U-Boots ist authentisch …

Catterfeld: Ja, es war das einzige Mal in der Geschichte, dass ein U-Boot von einem anderen U-Boot unter Wasser abgeschossen wurde. Das Boot wurde 2003 vor Norwegen gefunden, daran kann ich mich sogar noch erinnern. Bis heute wird darüber diskutiert, wie sie es bergen sollen, weil 65 Tonnen Quecksilber auslaufen könnten. Da wäre eine riesengroße Nordseekatastrophe vorprogrammiert. Ansonsten ist der Film Fiktion. Obwohl, Hans schreibt Ellen ja vor dem Untergang einen Brief. Ich habe erfahren, dass es tatsächlich einen Maat auf dem U-Boot gab, der von Norwegen aus, wo das U-Boot wegen eines Motorschadens Halt gemacht hatte, seiner Verlobten einen Brief geschrieben hat. Sie hat diesen Brief bekommen, es war aber schon zu spät. Ein paar Jahre später hat sie seinen besten Freund geheiratet.

Der Film entstand in Norwegen, Niedersachen, Berlin und München. In Norwegen gab es einen schweren Wintereinbruch während der Dreharbeiten. Waren Sie dabei?

Catterfeld: Nein, ich habe gar nicht in Norwegen gedreht. Wegen des harten norwegischen Winters war dort nur ein kleines Team vor Ort, das die Aussenaufnahmen gedreht hat.Vor allem Rosemarie Fendel und Marie Zielke haben diese Szenen in Deutschland vor Grün gedreht und am Computer wurde das Ganze dann zusammengefügt.

Die Kulissen, der Szenen, die in Deutschland spielen, waren fantastisch. Wir dagegen mussten uns nichts vorstellen, weil alles so realistisch war, so dreckig und schäbig. Thorsten Näter, den ich als Regisseur sehr schätze, hat uns toll geführt. Ihm war es auch wichtig, dass wir authentisch wie damals aussehen und nicht zurechtgemacht wie die Frauen in Modezeitschriften. Er hat darauf geachtet, dass auch mal die Frisur nicht sitzt. Wir wollten so real und ungeschminkt wie möglich rangehen und keinen Hochglanzfilm machen. Die Bilder sind tatsächlich düster geworden.

Rosemarie Fendel spielt die Ellen der Gegenwart. Sie erzählt ihrer Enkelin auf dem Weg nach Norwegen ihre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg. Sprechen Sie mit Ihren Großeltern auch über deren Vergangenheit?

Catterfeld: Ja, ich möchte diese Geschichten von meinen Großeltern wissen, aber bei meiner Familie ist es schwierig. Ich weiß, dass einer meiner Opas Flüchtlingskind aus Schlesien ist. Das Thema Kriegskinder und -enkel hat mich auch nach dem Film nicht losgelassen und ich bin gerade noch dabei mit meiner Familie zu reden. Denn das hat ja auch Auswirkungen auf unsere Beziehungen zueinander. Ich liebe meine Familie über alles, aber über bestimmte Dinge redet man nicht. Wenn ich meine andere Oma danach frage, merke ich, dass da ein ganz großer Schmerz ist. Sie will vergessen, was war. Das muss ich so akzeptieren. In diese Augen zu blicken, sagt mehr als alle Worte. Aber nur durch Reden kann man Verständnis und wie im Film Versöhnung finden. Ich merke, je älter meine Großeltern werden, desto mehr wächst mein Interesse.

In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie vor einem Auftritt als Sängerin großes Lampenfieber haben. Wie ist das bei Dreharbeiten?

Catterfeld: Am ersten Tag ist es ganz schlimm, ich kann die Nacht davor kaum schlafen. Danach fühle ich mich am Set total zuhause. Ich habe zwar auch Lampenfieber und Angst vor der Szene, aber sobald das rote Lichtlein der Kamera angeht, ist es vorbei. Dann weiß ich: Jetzt geht’s um alles. Dann stelle ich mich auch komplett zur Verfügung.

Haben Sie mittlerweile das Gefühl, eine «richtige» Schauspielerin zu sein?

Catterfeld: Ja, anfangs hatte ich einen Komplex wegen meiner fehlenden Schauspielausbildung. Seitdem ich mich vor sechs Jahren entschieden habe, dass ich das professionell machen möchte, arbeite ich sehr akribisch an mir und bilde mich mit verschiedenen Coachs und Workshops weiter. Das gibt mir Selbstbewusstsein, das tut mir gut. Mittlerweile habe ich ein gutes Handwerkszeug.

Titel: Am Ende die Hoffnung
Regie: Thorsten Näter
Darsteller: Yvonne Catterfeld, Max von Pufendorf, Stephan Luca, Rosemarie Fendel, Marie Zielcke und weitere
Sendetermin: Dienstag, 18. Oktober, 20.15 Uhr, Sat.1

Quelle:
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Yvonne Catterfeld – Verliebt in zwei Männer

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Tags: Am Ende die Hoffnung, Marie Zielcke, Max von Pufendorf, Rosemarie Fendel, Stephan Luca, Thorsten Näter, Yvonne Catterfeld

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