John Doman: Der Papst, der über Leichen geht

John Doman: Der Papst, der über Leichen geht

Papst Innozenz VIII. (Udo Kier) ist tot. Und Kardinal Rodrigo Borgia (John Doman) macht sich bereit, dessen Nachfolge anzutreten. So endete gestern Abend die erste Folge der neuen Serie Borgia im ZDF. 6,21 Millionen Zuschauer schalteten den ersten Teil ein. Das entspricht einem Marktanteil von 18,7 Prozent und ist für einen Montagsfilm im ZDF nicht schlecht.

Die internationale TV-Produktion schildert den Aufstieg und Fall der Adelssippe Borgia, die im Rom des 15. Jahrhunderts zwei Päpste stellte. News.de traf in Hamburg den Hauptdarsteller der Serie: den 66 Jahre alten amerikanischen Schauspieler John Doman.

Mr. Doman, kannten Sie die Geschichte der Borgias schon, bevor Sie begonnen haben, an der Serie zu arbeiten?

John Doman: Als mir Tom Fontana zum ersten Mal von dem Projekt erzählte, hatte ich nur eine vage Vorstellung von den Borgias. Das war alles, woran ich mich aus dem Geschichtsunterricht erinnern konnte. Als ich wusste, dass ich Rodrigo Borgia spielen werde, habe ich mir sofort ein paar Bücher bei Amazon bestellt. Ich habe alles über die Familie Borgia und die Zeit, in der sie gelebt hat, gelesen. Ich habe sogar noch gelesen, als ich schon auf dem Weg zu den Dreharbeiten in Prag war.

Warum wollten Sie Rodrigo Borgia spielen?

Doman: Ich hatte vorher nie die Möglichkeit eine Person zu spielen, die es tatsächlich gegeben hat. Das hat mich sofort interessiert. Aber erst als ich die Bücher und das Drehbuch gelesen hatte, habe ich realisiert, was für eine fantastische Rolle Rodrigo Borgia ist. Durch das, was ihn antreibt, und sein reiches Gefühlsleben ist er ein hochkomplexer und faszinierender Charakter. Für einen Schauspieler ist das die Rolle des Lebens. Ich hoffe, ich bin ihm gerecht geworden.

Rodrigo Borgia ist berechnend und skrupellos. Können Sie Sympathie für diesen Mann empfinden?

Doman: Für einen Schauspieler ist es wichtig, sich in die Figur einfühlen zu können. Wenn du erstmal verstehst, warum eine Person etwas tut, was die Motivation für ihre Handlungen ist, dann kannst du sie tatsächlich lieben und Sympathie für sie empfinden. Besonders überwältigt war ich von der Tatsache, dass Rodrigo als Spanier von den Italienern verachtet wurde. Er hat diese Behandlung ertragen, obwohl es für so einen stolzen Mann sehr schmerzlich gewesen sein muss. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das bei seinem Streben nach Macht angetrieben hat.

Drehbuchautor Tom Fontana soll 300 Bücher über die Borgias gelesen haben. Wie historisch exakt ist die Serie geworden?

Doman: Ich habe ja selbst viel über sie gelesen, deshalb kann ich sagen, dass Tom Fontana sehr nah an den Fakten und Ereignissen dieser Zeit geblieben ist. Bei den einzelnen Charakteren können wir uns natürlich nur vorstellen, wie sie tatsächlich waren. Und da kommt Toms Großartigkeit als Schöpfer dieser Figuren ins Spiel. Er hat solch vielseitige Charaktere erschaffen, die viele wunderbare Möglichkeiten für den Schauspieler bieten.

Oliver Hirschbiegel hat bei den ersten beiden Teilen von Borgia Regie geführt. Wie war’s mit ihm? Können Sie Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen amerikanischen und deutschen Regisseuren ausmachen?

Doman: Eigentlich nicht. Die Arbeit mit amerikanischen, deutschen oder irischen Regisseuren ist im Grunde die gleiche. Natürlich gibt es Unterschiede in den Persönlichkeiten und der Art, wie die Regisseure mit einem kommunizieren, aber das hat nichts mit der Nationalität zu tun. Es geht darum, sich auf ihre Wellenlänge einzustellen, um zu wissen, was sie von einem wollen. Manchmal passiert das sofort, manchmal dauert es eben länger. Mit Oliver habe ich mich sofort verstanden. Er ist sehr direkt und weiß, was er will. Gleichzeitig ist er aber offen und hört sich Ideen gern an. Er ist vorbereitet und arbeitet hart. Das erwartet er auch von allen anderen. Ich mag das.

Was war interessant daran, mit so einer internationalen Crew zusammenzuarbeiten?

Doman: Die Schauspieler mit Sprechrollen kamen aus 18 verschiedenen Ländern. Ich denke, weil wir alle von woanders herkamen, und zusammen in Prag gedreht haben, hatten alle eine sehr einzigartige Beziehung zueinander. Jeder war offen und eifrig, mit dem anderen zu arbeiten. Wir hatten eine grandiose Zeit, in der wir wirklich eine internationale Familie geworden sind. Eine großartige Erfahrung.

Hat Borgia eine Botschaft?

Doman: Ich denke nicht. Borgia handelt von Macht und Reichtum, Liebe und Hass, Rache und Vergebung, Loyalität und Verrat und dem Vorrang der Familie. Das bedeutet, dass sich Menschen in den vergangenen 500 Jahren nicht sehr verändert haben.

Sie spielen meist die harten, krassen Typen, wie William Rawls in The Wire, Edward Galson in der Serie Oz und jetzt Rodrigo Borgia. Können Sie sich vorstellen mal jemanden zu spielen, der einfach nur nett ist?

Doman: Jemanden zu spielen, der «nur nett» ist, klingt für mich nicht sehr einladend. Ich suche immer etwas Skurriles oder Gefährliches in einem Charakter. Außerdem glaube ich, dass niemand nur nett ist.

John Doman ist vor allem bekannt für seine Rolle als Deputy in der Drogenszene von Baltimore in The Wire, die oft als beste Serie aller Zeiten bezeichnet wird. Der heute 66-Jährige kam recht spät zur Schauspielerei. Nach dem Studium diente er als Lieutenant im Vietnam-Krieg, arbeitete danach 20 Jahre lang in der Werbebranche. Mit Abendkursen auf der Schauspielschule schaffte er Anfang der 1990er den Einstieg ins Filmbusiness. Er war in den Hollywood-Filmen Das Mercury Puzzle, Cop Land, Clint Eastwoods Mystic River und Blue Valentine mit Michelle Williams zu sehen.

Der Sechsteiler Borgia läuft im ZDF zwei Wochen lang jeweils montags, mittwochs und donnerstags ab 20.15 Uhr. Sendetermine sind also der 17., 19. und 20. sowie der 24., 26. und 27. Oktober 2011. Zusätzlich zeigt das Zweite am Mittwoch, 19. Oktober 2011, 22.15 Uhr, eine Doku mit dem Titel Der Fall Borgia.

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John Doman in «Borgia» – Der Papst, der über Leichen geht

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