Theoretisch ist ein Youngtimer ein Gegenstand, doch in Wirklichkeit löst ein Youngtimer Emotionen aus, die man durchaus mit einer Liebesbeziehung vergleichen kann.
Wie wichtig den Deutschen das Auto ist, zeigt die Webciety-Umfrage des Branchenverbandes Bitkom. Auf die Frage, auf was man im Leben am wenigsten verzichten kann antworteten fast 74 Prozent: “die/den aktuelle(n) Lebensgefährte(n)”. danach kam mit 69 Prozent bereits das Auto; Handy und Internet kamen auf 56 und 55 Prozent. Rein rational betrachtet würde ein Autokauf nach Budget, technischen Daten und dem praktischen Nutzen funktionieren. Doch die emotionalen Bedürfnisse wie Sicherheit, Macht, Überlegenheit und Freude sind oftmals das eigentliche Kriterium. Natürlich wird das danach versucht rationell zu begründen. Dann wird der praktische Nutzen, das unschlagbar gute Angebot vom Händler oder auf die besonderen Fahreigenschaften in den Vordergrund gestellt. Das mag beim Alltagsfahrzeug vielleicht noch geglaubt werden, aber beim Zeit- oder Drittwagen braucht man das dann gar nicht mehr versuchen.
Diese Autos werden dann häufig nur in der Freizeit genutzt, die Besitzer haben große Youngtimer Emotionen. Da wird deutlich mehr Geld für Wartung Erhalt und Pflege aufgewendet, bei vielleicht 5000 gefahrenen Jahreskilometern. Da hat die Automobilbranche sich schnell drauf eingestellt. Inzwischen gibt es viele spezialisierte Händler, Werkstätten und Anbieter von Pflege- und Zubehörprodukten. Und auch die Hersteller geben sich alle Mühe, mit einer eigenen Classic Abteilung. Oder Zentren wie das Meilenwerk in Düsseldorf, Mirbach in Hamburg oder der Schuppen 1 in Bremen. Wenn Geld keine Rolle spielt werden die Fahrzeuge dann in einen “besser als neu” Zustand gebracht.
Doch auch die Besitzer der etwas rockigeren Pornokarren hat Youngtimer Emotionen.
Viele haben als Kinder mit den selben Autos gespielt, wie sie es heute tun. Damals wurde mit dem Blechspielzeug auf dem Fußboden Rennen gefahren, heute mit den Youngtimern beim Luden Rennen oder Bock Beer Race auf der Straße. Im Laufe der Zeit verändert sich auch das Image eines Fahrzeugs. Der Ford Granada war zu seiner Zeit eher spießig konservativ, heute fällt er eher ins Pornokarren Klischee. Oder aus der vom Chauffeur bewegten Luxuslimousine ist ein Ludenbenz geworden. Da wird auch mit viel Leidenschaft auf Schrottplätzen oder im Internet nach den BBS Felgen gesucht, die Roststellen geschweißt, oder dem Fahrzeug mit geilen Stickern noch seine persönliche Note gegeben. Ist ja schön, daß es so viele Menschen gibt die Youngtimer Emotionen haben, aber jeder verwirklicht sie eben auf seine Art und Weise. Die wahre Freude am Youngtimer ist nicht der Besitz, das Waschen und Polieren, sondern das Fahren. Im Extremfall werden die Youngtimer dann aufgeladen, und zu den Veranstaltungsorten gebracht, das geliebte Schätzchen muss ja geschont werden.
Also hat der Youngtimer Liebhaber, der sein Auto Tag täglich fährt eindeutig mehr von seinem Auto, der Branche ist das natürlich ein Dorn im Auge. Die wahren Liebhaber reparieren ihr Auto selber, und die meisten Ersatzteile werden gebraucht gekauft. Okay, ein Winterauto haben die meisten dann doch, aber das ist meist auch ein Fahrzeug mit Charakter.