Wundermittel Muttermilch (Teil I)

Wir möchten die Gelegenheit nutzen und ein Hoch auf die Muttermilch aussprechen!
Sie ist eine perfekte Anpassungskünstlerin und erfüllt jederzeit die Wünsche und Bedürfnisse Ihres Babys. Damit ist das Vitamin-, Mineralstoff- und Immunglobulin-Wunder die beste Ernährung, die Sie Ihrem Baby bieten können.

Darunter macht sie es nicht: Perfektion

Gleich nach der Geburt schützt die Muttermilch in Form der Vormilch (Kolostrum) das Baby vor einer Gelbsucht, da ihre abführende Wirkung den ersten Stuhlgang auslöst, wobei der Gallenfarbstoff ausgeschieden wird. Und auch für die noch kleinen Trinkportionen des Neugeborenen hat sie eine Lösung: Die Vormilch während der ersten drei bis fünf Tage ist besonders vitamin- und nährstoffreich, so dass auch geringe Mengen eine gute Versorgung sicherstellen. Außerdem enthält sie während dieser Zeit viele Abwehrstoffe, die das Baby vor Infektionen schützen und ihm helfen, ein eigenes Abwehrsystem aufzubauen.

Nach einem ordentlichen Milcheinschuss ca. am 3. Tag wird die Vormilch in die reife Muttermilch umgestellt. Von da an passt sie sich ständig dem Bedarf des Babys an Kohlenhydraten, Eiweißen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen an.

Selbst innerhalb einer Stillmahlzeit verändert sie sich! Die erste Milch, die das Baby nach dem Anlegen trinkt, ist besonders dünnflüssig und kann so den Durst rasch stillen. Dann wird sie dickflüssiger, da sich der Fettgehalt während des Trinkens erhöht (auf die dreifache Menge). Zum Ende der Trinkzeit ist die Muttermilch dann am nährstoffreichsten und wirkt deshalb besonders sättigend. Weitere Qualitätsmerkmale der Muttermilch sind: ihre ständige Verfügbarkeit, perfekte Temperatur und das Fehlen eines Haltbarkeitsdatums.

Gestillte Babys: smart drinkers

Doch sie kann noch mehr! Wissenschaftler der Brown University in Providence konnten belegen, dass Stillen die Hirnentwicklung des Babys fördert. Mit Hilfe spezieller Magnetresonanztomografen (MRT) beobachteten sie die Entwicklung des Gehirns von 133 Kindern im Alter zwischen zehn Monaten und vier Jahren. Ein Teil dieser Kinder wurde über einen Zeitraum von drei Monaten gestillt, der zweite Teil bekam die Flasche und der dritte wurde ebenfalls gestillt, erhielt aber bereits frühzeitig Beikost.

Nach den Messungen kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis: Bei den gestillten Kindern war das Wachstum der weißen Gehirnmasse um 20 bis 30 Prozent größer als bei den nicht gestillten. Auch die Kinder die teils gestillt wurden, teils Brei erhielten, schnitten gegenüber den Flaschenkindern besser ab, lagen jedoch immer noch deutlich hinter den voll gestillten Kindern. Die weiße Gehirnmasse spielt mit ihren langen Nervenfasern eine wichtige Rolle für die Kommunikation verschiedener Gehirnbereiche.

Weiter fanden die Forscher heraus, dass gestillte Kinder nicht nur eine größere weiße Gehirnmasse hatten, sondern diese auch mehr Myelin enthielt. Myelin umhüllt die Neuronen und leitet elektronische Hirnsignale weiter bzw. trägt generell zu einer besseren Nervenleitgeschwindigkeit bei. Auch bei Tests zu den kognitiven Fähigkeiten von drei- und vierjährigen Kindern lagen diejenigen, die als Babys gestillt wurden, in den Bereichen Sprachvermögen, Bewegungssteuerung und visueller Wahrnehmung weit vor den Nicht-gestillten.

Auf den Proteingehalt kommt es an

Und es kommt noch besser. Um früheren Analysen nachzugehen, welche einen Zusammenhang zwischen Flaschennahrung und einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen im späteren Leben wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herzkreislaufproblemen entdeckt hatten, untersuchte die University of California in einer Studie Urin-, Blut- und Stuhlproben von jungen Rhesusaffen. Rhesusaffenbabys haben sehr ähnliche und deshalb vergleichbare Ernährungsbedürfnisse wie Menschenbabys.

Die Forscher teilten die Rhesusaffenbabys in zwei Gruppen: eine wurde von ihren Affenmüttern gestillt, die andere wurde mit der Flasche aufgezogen. Letztere Affenkinder waren im Ergebnis nicht nur größer als die gestillten, sondern wiesen auch eine veränderte Darmflora auf. Ihr Blut enthielt mehr Insulin und es waren mehr Wachstumsfaktoren, Proteine und entzündungsfördernde Stoffe vorhanden. All das bedeutet eine Belastung des Stoffwechsels. Die Forscher konnten diese Veränderungen auf den erhöhten Proteingehalt in der Flaschennahrung zurückführen und stellten fest, dass ein verringerter Proteinanteil auch zu einer geringeren Belastung führt.

Frauen, die nicht stillen können oder wollen, sollten daher unbedingt darauf achten, eine künstliche Milch zu wählen, die einen möglichst niedrigen Eiweißgehalt hat (z.B. PRE-Nahrung). Hingegen müssen sich stillende Mütter keine Sorgen machen, dass ihr Kind die Nährstoffe eventuell in einem falschen Verhältnis erhält. Die Muttermilch passt ihren Proteinanteil stets optimal an die Bedürfnisse des Babys an.


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