Max ist ein ziemlich schlaues Kerlchen und er möchte noch mehr wissen! Doch auf die Fragen, die Max so hat, wollen die Erwachsenen ungern antworten. Lehrer Bockisch zum Beispiel: er macht seinem Namen alle Ehren und beharrt bockig auf „seinen“ Lehrmeinungen. Und weil sich Max damit nicht zufrieden gibt, wird er von Lehrer Bockisch ziemlich rüde beleidigt.
Oder Max Vater – er wüsste zwar einige Antworten, aber die sind ihm so unangenehm, dass er sie nicht wahrhaben möchte. Deshalb blafft er Max lieber an und sagt: „Dafür bist Du noch zu jung!“
Auch der Pfarrer ist irgendwann am Ende mit seinem Latein. Dabei sieht Max einfach nur da „Wunderbare Möglichkeiten“, wo andere ungefragt gewohnte Konventionen übernehmen, und spielt deshalb im gleichnamigen, sehr schön gestalteten Kinderbuch auch die Hauptrolle.
Kinderbuch finde ich allerdings komplett untertrieben, denn die erste (Liebes-)Geschichte die Max in diesem Buch erlebt, ist im Grunde ein spannender, poetischer, philosophische und trotzdem sehr gut verständlicher „Essay“ von einem der meistgelesenen Kinder- und Jugendbuchautoren dieser Tage.
Manfred Mai und sein Protagonist Max machen sich Gedanken – über Gott und die Welt, über beste Freunde und miese Typen, über den freien Willen, über Ressonanz und Anziehung, Fantasie und falsche Bücher und vor allem über die Kunst, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu leben. Oder spielen am Ende womöglich doch nur alle eine Art kosmische Rolle?
Auf jeden sind es nicht nur die Erwachsenen, die sich vielen Fragen gar nicht stellen – auch die Schulkameraden von Max sind ihm keine allzu große Hilfe bei der Suche nach dem Masterplan des Lebens. Sie spielen lieber Fußball, ärgern Schwächere oder die, die anders sind, und das ist Max ja tatsächlich irgendwie.
Er mag es, wie in alten Büchern und Filmen zu sprechen, er mag es nicht, wenn Schwächere gemein behandelt werden und er gibt sich vor allem nicht mit vordergründigen Antworten zufrieden.
Doch wer spinnt eigentlich mehr? Diejenigen, die alles in Frage stellen oder die, die einfach gar nichts hinterfragen? Ist Max verrückt, weil er mit seinem Teddy spricht oder Leonie, die ihrem rosaroten Plüsch-Schwein mehr vertraut als ihren Freunden?
Eine Person gibt es im Max Leben, die ein Leben nach eigenen Vorstellungen führt: sein Onkel Andreas – der ist Künstler und viele halten ihn natürlich auch für einen Spinner. Dabei ist Andreas wirklich nett und klug. Auch Leonie, die ältere Schwester von Max hält zu ihrem Bruder und tröstet ihn, wenn es mal wieder ganz dick gekommen ist.
Ja und dann taucht eines Tages Anna in Maxens Leben auf. Die beiden rumpeln geradezu ineinander und auch sonst fühlt es sich fast so an, als ob ein unsichtbares Band die beiden immer wieder zueinander zieht – ein geheimnisvolles Gefühl, dem Max natürlich unbedingt auf den Grund gehen muss…
Manfred Mais Widmung am Anfang des Buches lässt vermuten, dass sein Enkel Joshua ihn zur Geschichte von Max motivierte – tatsächlich können wir Erwachsenen unglaublich viel von Kindern lernen, wenn wir uns einfach inspieren lassen und bereit sind neue Wege gehen…“Wunderbare Möglichkeiten“ macht Mut dazu, egal wie alt der Leser oder die Leserin sein mag.
Ein erfrischendes Buch für alle großen und kleinen Kinder – wunderbar, tiefgründig und gleichzeitig erfrischend auf den Punkt!
Manfred Mai „Wunderbare Möglichkeiten“, 127 Seiten, 14 Euro 95, Hardcover, Fabulus Verlag