Wulff-Wochen bei PPQ: Er will doch nur spielen

Wulff und kein Ende, nicht mal eines mit Schrecken. In einer seltsamen Parallele zum unendlichen Rettungsgewürge um den Euro versucht Deutschland, seines Bundespräsidenten nicht verlustig zu gehen. Der Mann im Amt spielt dabei weniger eine Rolle als der Umstand, dass sein Scheitern das Scheitern der Frau wäre, die ihm nach der Verfassung nachgeordnet, nach aktuellen Presse- und Politikeranmerkungen aber offenbar eigentlich doch vorgesetzt ist.
Ihr schneidig in die Parade zu fahren, was für jede Oppositionspartei unter normalen Umständen Ehrensache wäre, will derzeit keiner. Zu groß ist die Angst, der Bundespräsident, der bei fernerer Betrachtung von jeher als eine Art Sammler von Günstlingsbeweisen durch sein politisches Leben gegangen zu sein scheint, könne die einzig hierzulande noch Regierende mitreißen. Und deren Untergang würde dann denen aufs Konto geschrieben, die ihn angegriffen haben.
Nicht unterschätzt werden darf, dass Angela Merkel ihr Ansehen mit jedem Moment steigert, in dem das Ansehen von europäischen Institutionen, Koalitionsparteiführern, Oppositionsmaulhelden, Ratingagenturen, Bankmanagern und Wissenschaftlern weiter verfällt. War die gebürtige Westdeutsche mit ostdeutschem Stallgeruch vor der Finanzkrise noch ein wandelndes Bittgebet um ein Thema, mit dem sie ihrer Kanzlerschaft historisches Gepränge geben könne, so ist Merkel drei Jahre später der Felsen, auf dem die Deutschen ihr bisschen Zukunftshoffnung bauen.
Wulff-Wochen bei PPQ: Er will doch nur spielenDas spüren auch ihre Gegner, die den Bundespräsidenten von ihren Gnaden deshalb mit Samthandschuhen schlagen. Dabei ist alles, was Wulff falsch verstanden hat, falsch macht und bis in alle Ewigkeit falsch machen wird, schnell beschrieben, wie Harald Welzel in der FAZ beweist: Der erste Mann im Lande ist gar nicht Bundespräsident, er spielt ihn nur. Und leider verhält er sich dabei „eben nicht wie ein Bundespräsident, sondern wie eine Privatperson, die man bei irgendetwas Enttäuschendem wie einer Lüge oder einem Vertrauensbruch ertappt hat und die sich nun herauszuwinden versucht“, heißt es da. Von Charakterstärke zeuge die Strategie, immer gerade so viel zuzugeben, wie ohnehin schon heraus gekommen ist, auch im Privaten nicht. „Aber das würde einen nicht weiter interessieren, wenn man mit dieser Person nichts zu tun hätte.“
Leider habe man. Mit dem Bundespräsidenten. Notgedrungen. Repräsentiere der einen doch. In seinem Fernsehinterview habe Christian Wulff gesagt: „Man ist Mensch, und man macht Fehler.“ Exakt dieser Satz offenbare sein ganzes Selbstmissverständnis. „Menschlich hat wahrscheinlich kaum jemand etwas gegen ihn; ich jedenfalls nicht, zumal ich ihn gar nicht kenne“, schreibt Welzel. „Ich würde daher auch nie auf die Idee kommen, an ihn als private Person irgendeine Kritik zu richten. Er müsste nur als Bundespräsident zurücktreten.“


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