Wulff: Jagd auf einen Unsichtbaren

Wulff: Jagd auf einen Unsichtbaren Obwohl der überraschende Rücktritt von FDP-Generalsekretär Christian Lindner die gesamte deutsche Qualitätspresse für einen Tag anderweitig beschäftigte, sei „der Druck auf den Bundespräsidenten wegen eines Privatkredits immer stärker“ geworden, fabuliert der nun wieder in die Spur gesetzte „Spiegel“. Jetzt zieht Christian Wulff die Notbremse: Der Bundespräsident heuchelt per schriftlich eingereichtem Bekennerbrief Bedauern und erklärt, er wisse jetzt, dass er „das Darlehen der befreundeten Unternehmergattin Geerkens früher hätte erwähnen sollen“. Angesichts der Tatsache, dass Wulff das Darlehen gar nicht erwähnt hat, ist das ein frappierendes Geständnis. Weiß der Mann noch, was er redet? Und ist er sicher, was er meint?
"Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, wo der Satz richtig lauten müsste: „Ich gebe zu, dass hier ein falscher Eindruck entstehen sollte." Wegen dieses erwünschten falschen Eindruck wurde Antwort seinerzeit ja eigens genau so formuliert.
In der Sache aber „hatte und habe ich nichts zu verbergen“, versichert Wulff, der weiß, dass jetzt nur noch das glückliche Zusammenspiel von akuter Krisensituation, einem größtmöglichen Maß an glaubwürdig scheinender Zerknirschung und die Unlust der Opposition an einer fortdauernden Jagd ihm den für die Rückzahlung des Hauskredits dringend notwendigen Job retten können. Dersei, kabelt der unsichtbar bleibende Staatsmann aus dem Off, sei auf „Anregung“ seines väterlichen Freunde Geerkens im übrigen "schon im März 2010" zuerst in ein „kurzfristiges und rollierendes Geldmarktdarlehen mit günstigerem Zinssatz als zuvor“ und dann in ein „langfristiges Bankdarlehen“ umgewandelt worden.
Zerknirschung kann er. "Die Wahrnehmung öffentlicher Ämter verlangt zu jedem Zeitpunkt ein hohes Maß an Integrität und Verantwortungsbewusstsein", urteilt Wulff sich selbst im Stil eines echten Staatsoberhauptes ab, während die SPD signalisiert, dass derzeit kein Interesse an einer Rücktrittsdebatte besteht. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann, der als einer der ersten mit Kritik an Wulff zur Stelle gewesen war, gibt sich jetzt milde. "Jeder Mensch kann Fehler machen." Die CDU schickte ihren Parlamentsgeschäftsführer Peter Altmaier, der das tagelange Schweigen des ersten Mannes im Land als „schnelle, umfassende und angemessene“ Reaktion auf die Vorwürfe lobte.
Die Bundes-SPD indes zollte Wulff Respekt für sein Eingeständnis, in der Kredit-Affäre Fehler gemacht zu haben. n-tv lässt im roten Laufband verkünden: „Rücktrittsdebatte eröffnet“ .


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