Wer sich wie ich in den neuen Medien bewegt und sich grundsätzlich für Sprache und Kommunikation interessiert, sich bisweilen auch beruflich damit beschäftigt, der kommt nicht umhin, sich damit eingehender zu befassen. Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen in unregelmäßigen Abständen auch darüber zu bloggen.
Aktueller Anlass ist der jüngst auf Facebook grassierende Bug, der mit dem Slogan „WOW, jetzt kannst du sehen wer sich dein Profil ansieht“ wirbt. Seit Tagen finden sich diverse Einladungen in den Benachrichtigungen, ist die eigene Timeline voll mit Opfern, die auf den Link geklickt und sich dadurch die Malaise eingehandelt haben, alle ihre Freunde damit vollzutexten.
Grundsätzlich ist sowas ein relativ harmloses Ärgernis, aber man fragt sich natürlich, wie es kommt, dass, auch wenn multiple Warnungen davor auf allen möglichen Kanälen kursieren, noch immer jemand draufklickt. Die Ursache ist eine recht banale. Die erfolgreichsten Viren, Bugs und sonstigen Ärgernisse, die man sich übers Web einhandelt, spielen auf die Grundtriebe des Menschen an. Zum Einen findet sich bei diesen Trieben natürlich alles was mit Sex zusammenhängt, gleich danach folgt der gemeine Narzissmus.
Der “WOW…“-Bug ist aus eben diesem Grund so erfolgreich. Kaum jemand kann verhehlen, dass er oder sie sich nicht geschmeichelt fühlt, wenn dieser oder jene sich über ihre Person kundig macht. Ja, man will es genau wissen, möchte sich in der Erkenntnis sonnen, dass der Typ den man irgendwie cool findet am eigenen Profil vorbeigesurft ist.
Das perfide an der allerjüngsten Facebook-Irritation ist jedoch die Tatsache, dass es sich dabei zwar grundsätzlich um eine harmlose Spammerei handelt, peinlich wird es aber erst dadurch, dass der eigene Narzissmus – und ich gebe gerne zu, dass ich selber schon auf den einen oder anderen Hoax reingefallen bin – nachdem man den Link angeklickt hat, auch noch vor versammelter Gemeinde offen gelegt wird. Es werden alle Freunde benachrichtigt und jeder der die Nachricht erhält, kann sich ein Bild davon machen, dass das Opfer, seiner Eitelkeit aufgesessen ist.
Das endet in einer gewissen Beschämtheit und löst ganz nebenbei immensen Ärger aus. Diesebezüglich kann man froh sein, dass es den internationalen Facebook-Rachegott namens Chuck Norris gibt. Wie sonst erklärt sich die Tatsache, dass eine FB Gruppe namens „Nur Chuck Norris kann sehen wer auf deinem Profil war… “, innerhalb nur eines Tages auf mehr als 100.000 Mitglieder kommt. Schließlich wünscht sich verständlicherweise jeder, der auf den gemeinen Trick reingefallen ist, dass es für seine Urheber alsbaldig ein „major asskicking“ gibt.
Susanne, 27. April 2011