Wovon wir träumten
Julie Otsuka
MareVerlag, 2012
978-3866481794
18,00 €
Junge Frauen auf einem Schiff, die nur ein Foto ihres neuen Mannes dabei haben. Junge Frauen, die nichts wissen, außer das ihr Zielort Amerika heißt. Sie kommen aus Japan, sie reden bis zu ihrem Ende wenig und plötzlich sind sie alle verschwunden….
Bei diesem Buch weiche ich von meinem normalen Rezensionsraster ab. Warum? Weil es einfach keine Protagonisten gibt. Es gibt ein kollektives “Wir”, das nur manchmal durchbrochen wird von einem bestimmten Namen.
Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch das Cover. Kirschblüten versprechen einen Roman, der entweder in Japan spielt oder wenigstens ansatzweise damit zu tun hat. Ansonsten blieb ich meinem Vorsatz treu: “Lies nicht den Klappentext und Buchrücken.” Seit neustem lasse ich mich gerne überraschen und bin somit auch weniger enttäuscht.
Es ist nur ein schmales Buch, mit 157 Seiten, fast das dünnste dieses Jahr in meiner Leseliste. Aber es ist prall gefüllt mit schönen Sätzen und anmutigen Worten. Eine andere Kultur in einem anderen Land, dass ist immer mit Problemen verbunden. Das “Wir” leidet, versteht die Worte nicht, ihre Ehemänner sind anders als vorgestellt, es wartet nur Arbeit.
Der Leser leidet mit ihnen, erfährt alles aus nächster Nähe, denn auch wenn Julie Otsuka von “wir” reden, wird der Leser in die Gruppe hineingesogen und gehört dazu.
Schwierig an dem Buch für mich ist, dass es keine Glücksmomente gibt. Fast nie ein Lächeln, nichts worüber sie sich freuen. Sogar Kinder werden fast nur mit dem Tod und Sorgen verbunden. Einiges verstehe ich, anderes wiederum nicht. Und dann frage ich mich: Hätte die Autorin mehr schreiben müssen, damit ich besser verstehe?
Es ist ein sehr trauriges Buch, das lieber nicht an sonnigen Tagen gelesen werden sollte. Es könnte auf unser Gemüt schlagen. Aber es spricht bestimmt die Wahrheit und die ist manchmal unangenehm.
Weil ich manchmal etwas überfordert war, mit dem nötigen Verständnis und mir die kleinen Glücksaugenblicke gefehlt haben, bekommt ihr Buch: