**Gastbeitrag**
Christian Häfner ist Online Unternehmer und Gründer aus Leidenschaft. Er ist Mitgründer von FastBill, einer einfachen Buchhaltungssoftware für Selbständige. Unter LetsSeeWhatWorks.com bloggt er über seine Erfahrungen als Unternehmer.
Außerdem ist Christian Initiator von Happy Coffee, einer Plattform für nachhaltigen Konsum, fairen Handel und Kaffee.
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Anmerkung von Conni:
Arbeiten und Surfen – und das quasi zur gleichen Zeit am selben Ort.
Geht nicht? Geht wohl.
Christian macht es so. Er bringt seine Leidenschaften Surfen mit dem Geld verdienen unter einen Hut.
Im folgenden Artikel erzählt er seine Story und wie er als Digitaler Nomade sein Business mit 25 Leuten managed – und gleichzeitig Spaß auf den Wellen hat.
Empfehlung: FastBill ist übrigens auch meine Wahl der online Buchhaltungstools für mein papierloses Office als Digitale Nomadin.
!Und nein, Christian hat mich nicht dafür bezahlt, das zu schreiben. Ich bin einfach nur großer Fan davon!)
Vorhang auf für Christian:
….
Vor etwa 4 Jahren habe ich das Surfen (Wellenreiten) für mich entdeckt.
Genau wie viele andere träumte ich seither davon am Meer zu leben und mein Geld ortsunabhängig zu verdienen.
Eine nicht ganz so einfache Aufgabe, sofern man im Job oder an einem Standort gebunden ist.
Damals, als ich das erste Mal auf dem Surfbrett stand, war ich angestellt in einem Hamburger Konzern als IT Projektmanager und hatte einen tollen Job. Trotzdem hatte ich den Wunsch meinen Arbeitsalltag anders zu gestalten.
Es musste nicht sofort das Beach Office sein, aber ich wollte mich freier bewegen. Also habe ich gekündigt und meine eigene Firma gegründet.
Heute läuft der Laden, ich arbeite unabhängig von einem festen Arbeitsplatz und ich bin meinem Traum näher gekommen.
Surfen: Der Inbegriff von Freiheit?
Für mich ist surfen mehr als nur ein Hobby oder ein Sport:
Es erfordert mehr Aufwand als die meisten anderen Aktivitäten: Reisen, körperliche Fitness und vor allem Geduld.
Die Natur, bzw. die Wellen geben den Takt vor.
Ich reise tausende Kilometer um mich bei 30 Grad abzupaddeln um ein paar Sekunden auf der Welle stehen kann. Ein fantastisches Gefühl.
Doch surfen ist noch viel mehr: Es ist ein Lifestyle der Leichtigkeit und Unbeschwertheit, in dem Materielles und Stress kaum Platz finden.
Es ist für mich der Inbegriff der freien Beweglichkeit, denn kein Tag wird wie der andere sein.
Für mich war die Lösung “Online arbeiten” schon immer eine gute Idee um vom festen Arbeitsort loszukommen. Dass es funktioniert zeigen Beispiele wie diese.
Denn wie sonst sollte man das Büro einfach mitnehmen können.
Zwar arbeite ich nun schon länger “online”, aber vor wenigen Wochen erst habe ich das Experiment “Surfen und Arbeiten” einmal in vollem Umfang gewagt und war überrascht, wie gut es funktioniert hat.
Zusammen mit meinem Mitgründer René haben wir unser Büro nach Galizien in Spanien verlegt, um dort zu surfen und zu arbeiten.
Wie es war während der Arbeit surfen zu gehen, wie viel wir tatsächlich gearbeitet haben, und welche Umstände es möglich gemacht haben, das verrate ich in diesem Beitrag.
Die Grundlage für ortsunabhängiges Arbeiten:
Ein Online Business und dezentrale Strukturen
Ich bin Online Unternehmer, seit über 3 Jahren.
Im Gegensatz zu den meisten Arbeits-Reisenden bin ich nicht alleine als Freelancer unterwegs, sondern habe ein Team aus über 20 Mitarbeitern an mehreren Standorten hinter mir.
Mit unserem Unternehmen FastBill entwickeln wir webbasierte Buchhaltungssoftware für Freelancer und kleine Unternehmen.
Darüber hinaus betreibe ich zwei weitere Blogs, einen über Online Unternehmertum, und einen über Kaffee und nachhaltigen Lifestyle.
Auch hier arbeite ich mit insgesamt vier Freelancern zusammen, davon einer in den USA und einer in Pakistan.
Es mag komisch klingen, aber mit einigen von Ihnen habe ich bislang weder gesprochen, noch haben wir uns persönlich getroffen.
Für mich ist es völlig normal geworden, mit Menschen zu arbeiten, die motiviert sind und gute Arbeit liefern, und nicht direkt am Schreibtisch neben mir sitzen.
Eine dezentrale Teamstruktur ist gut und für mich eine Grundvoraussetzung für all das, aber noch nicht ganz ausreichend, um sich den Wellen und der Natur zu fügen.
Denn die Wellen richten sich nicht nach deinem Terminkalender. Die Natur gibt den Takt vor, und du musst drum herum planen und organisieren.
4 Tipps, wie du Surfen und Arbeiten verbinden kannst:
1. Befähige dein Team so selbstverantwortlich und unabhängig wie möglich sein
Für uns war es selbstverständlich unser Team über unseren Surf-Arbeits-Trip zu informieren.
Wir hatten nicht vor daraus ein Geheimnis zu machen. Im Gegenteil, wir sagten allen, dass wir keinen Urlaub machen, sondern vor haben einige Tage an einem anderen Ort zu arbeiten und dort surfen zu gehen.
Unabhängig davon, dass wir zum Surfen aufgebrochen sind, ist jeder einzelne Mitarbeiter im Team für sich selbst verantwortlich, und das von Anfang an.
Wir versuchen jedes Teammitglied von Tag 1 an zu befähigen selbstständig zu arbeiten und zu entscheiden, denn für´s “über die Schulter gucken” haben wir keine Zeit.
Es ist wichtig, dass das Ergebnis am Ende stimmt.
Diese Einstellung hat nicht jeder, deshalb stecken wir viel Zeit und Geduld in die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Teammitglieder. Zeit, die sich allerdings auszahlt, da bin ich sicher.
Ob man will oder nicht, als Chef hat man eine Vorbild-Funktion. Auf der einen Seite leben wir das bürolose Büro und die Flexibilität der Arbeitsplätze vor, auf der anderen Seite muss jeder selbst erkennen, dass uns dieser Luxus nicht in den Schoß gefallen ist.
Wir arbeiten viel und mit Leidenschaft an unserer Vision des papierlosen und bürolosen Büros, und ziehen alle an einem Strang.
Mit anderen Worten: Wir geben keine Grenzen nach oben vor, sondern erwarten ein hohes Mindestmaß an Ergebnissen.
Jeder kann sich seine Zukunft also selbst gestalten, sofern richtige Motivation, Eigendisziplin und ein langer Atem (denn über Nacht stellt sich kein Erfolg sofort ein) mitgebracht wird.
Wenn diese Dinge für jeden im Team selbstverständlich sind, dann ist die Grundlage für ein ortsunabhängiges Arbeiten auch in einem größeren Team gelegt.
2. Sei erreichbar wie gewöhnlich. Sorge für stabiles Internet.
Damit es auch nach außen nicht wie Urlaub wirkt und auch niemand auf die Idee kommt, sei erreichbar wie gewöhnlich auch.
In meinem Fall ist es so, dass ich auch während des ganz normalen Arbeitsalltags nicht immer sofort erreichbar bin. Früher hatte ich das Gefühl sofort bei jedem Klingeln ans Telefon gehen zu müssen, auch wenn ich gerade mit jemand anderem im Gespräch war. Im Nachhinein betrachtet war das ein Fehler.
Erstens ist es unhöflich den direkten Gesprächspartner warten zu lassen, zweitens gibt es wirklich nur ganz selten einen Grund immer sofort erreichbar zu sein.
Für mich bedeutet erreichbar sein, dass ich zurückrufe, sobald ich zeitlich und gedanklich wieder “frei” bin.
Das kann manchmal in Minuten passieren, manchmal kann es Stunden oder Tage dauern. Ob per Skype oder per Telefon ist dabei egal.
Für den Surftrip war für mich wichtig, dass ich an diesem Rhythmus nichts ändern wollte.
Alle sollten das Gefühl haben, dass ich so gut oder schlecht wie vorher erreichbar bin.
Während der Reise habe ich genau so mit Kollegen geskyped wie vorher auch.
Damit die Erreichbarkeit auch funktioniert war für uns stabiles Internet Voraussetzung, denn fast alle unsere Tools laufen im Web.
Im Voraus haben wir uns hier abgesichert.
Auch per Handy waren wir gewöhnlich erreichbar. Mit den Zusatzkosten im Ausland haben wir gerechnet, bzw. hat unser Handytarif schon einiges abgefangen.
3. Nimm ungewöhnliche Arbeitszeiten in Kauf
Wer in der Natur Sport machen will, der unterwirft sich ihrem Rhythmus.
Beim Surfen geht es darum den richtigen Swell (Wellenenergie) abzubekommen, der für gute Wellen sorgt.
Es gibt Tage, an denen keine guten Wellen laufen, und andere, da könnte man den ganzen Tag auf´s Wasser. Manchmal sind die Wellen morgens um 7 Uhr am besten, manchmal auch erst Mittags um 12 oder später. Egal wie, der genaue Zeitpunkt ist vorher nicht planbar, bzw. max nur 1-2 Tage im Voraus.
Damit es mit dem Arbeiten trotzdem klappt, ist es wichtig ungewöhnliche Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen und sich nicht an (zu viele) Meetings zu binden.
Sind doch ein mal Meetings nötig, dann sollten sie wage vereinbart werden (z.B. heute Abend) und dann etwa 30 Minuten vorher konkretisiert werden.
Ein typischer Tag unserem Surftrip lief etwa so ab:
- Aufstehen zwischen 7 und 8 Uhr.
- 1 Stunde arbeiten, meist wichtige E-Mails lesen und beantworten
- 9:30 Uhr Frühstück
- 10 bis 12 Uhr: Arbeiten
- 12 bis 16 Uhr: Surfen inkl. Mittagssnack
- 16 bis 19 Uhr: Arbeiten
- 19:30 Uhr: Abendessen
- 21 bis 23 Uhr: Arbeiten
Ja, wir haben nicht selten auch Abends gearbeitet, um die Stunden am Strand wieder rein zu holen. Auf diese Weise haben wir täglich etwa 7 produktive Arbeitsstunden geschafft und zwischendurch eine Menge Spaß beim Surfen gehabt.
Wer denkt, dass es komisch ist Abends zu arbeiten, der sollte das Konzept noch mal durchdenken:
Es geht darum Dinge zu schaffen und Ergebnisse zu erzielen. Um welche Uhrzeit das passiert ist sekundär.
Aber:
Ein Surftag ist anstrengender als ein Tag ohne Sport. Dafür bekommt der Körper durch die Bewegung und die frische Luft mehr Sauerstoff und der Kopf wird produktiver.
Um diese Dauer-Action durchzuhalten und nicht permanent müde zu sein empfiehlt es sich auch im normalen Alltag viel Bewegung und Sport zu machen. Dann ist eine Extrembelastung wie in diesem Fall auch nicht so ungewöhnlich.
4. Setze dir feste Ziele und hake sie ab
Wie schon mehrfach erwähnt ist das wichtigste beim ortsunabhängigen Arbeiten die gesteckten Ziele zu erreichen und Ergebnisse zu erzielen.
Wir haben uns deshalb ganz konkrete Punkte auf die ToDo Liste gesetzt und zwischendurch abgehakt.
Ob eine Woche oder ein Monat, es ist wichtig die Ziele im Auge zu behalten und ggf. zu korrigieren. Statt die Ziele immer weiter in die Zukunft zu verschieben haben wir uns einen Samstag frei genommen, waren nicht surfen sondern haben von morgens bis Abends durchgehend gearbeitet.
Dieser “geopferte” Tag war zwar nicht geplant, aber er hat geholfen und dazu geführt, dass wir am Ende alle unsere Ziele erreicht haben. Ein wirklich gutes Gefühl, auch wenn wir auf einen Tag auf dem Wasser verzichtet haben. Macht nichts, die Wellen waren an dem Tag ohnehin nicht so prickelnd.
Das wichtigste ist, sich bei der ToDo Liste nicht selbst zu belügen.
Denke immer daran, dass du in erster Linie für dich selbst arbeitest und du nichts geschenkt bekommst. Lieber einen Tag oder zwei aussetzen und dafür an allen anderen Tagen das Leben leben, wie du es dir vorstellst.
Mein Fazit
Surfen und Arbeiten?
Es geht!
Wer die nötige Disziplin mitbringt, ungewöhnliche Arbeitszeiten in Kauf nimmt, ein tolles Team (oder verständnisvolle Kunden) hinter sich hat, für den sollte es ein Kinderspiel sein.
Zusätzlich dazu, dass wir unseren normalen Arbeitsalltag einhalten konnten hat uns die Zeit auf dem Wasser sehr inspiriert.
Es ist gut, die eigenen 4 Bürowände mal hinter sich zu lassen und den Kopf frei für Neues zu machen. Ob es surfen, segeln oder Wandern ist, ist eigentlich egal.
Wer sich das richtige Umfeld schafft, für den ist alles möglich.
Und jetzt du: Hast du Fragen an Christian? Ist arbeiten und surfen ein Traum von dir? Rein damit in die Kommentare!