Work and Travel als Au Pair in Thailand: Traum-Job oder Trauma?

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Work and Travel muss nicht immer in Australien oder Neuseeland sein. Sarah war 6 Monate Au Pair in Thailand. Ein Traumjob? Jein!

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Au Pair = Traum-Job? - Foto: Sarah

Zu wenige Ersparnisse zum Reisen? Wenn Du im Ausland arbeitest, kannst Du trotzdem los. Dass es in der Praxis nicht immer so rosig ist, wie man sich das vorstellt, hat Sarah Kriebs von Solo Abroad als Au Pair in Thailand festgestellt:

Work and Travel in Thailand – Gastbeitrag

Arbeiten im Ausland hört sich anfangs sehr verlockend an. Vor allem nach der Ausbildung, dem Studium oder zwischen einem Jobwechsel sehnen viele Menschen sich nach einer Abwechslung und mehr Abenteuer. So ähnlich ging es mir auch vor drei Jahren.

Nachdem ich einen Monat lang Freiwilligenarbeit in Thailand geleistet habe, wollte ich unbedingt für eine längere Zeit in das exotische Land zurückkehren. Also musste ich einen Weg finden, um mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:

  • sehr lange im Ausland bleiben
  • Geld verdienen
  • viel Reisen
  • wohlfühlen
  • ausreichend Freizeit
  • einen gewissen Standard

Als Au Pair Geld verdienen, viel Freizeit haben und dabei noch unterwegs sein und viel reisen können? Das klingt nach dem Traum-Job schlechthin. Naiv wie ich war ging ich davon aus, alles unter einen Hut zu bekommen. Es hat nicht lange gedauert bis die Realität mich eingeholt hat.

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Exotisches Thailand - Foto: Sarah

Reality Check – Au Pair in Thailand

Bevor ich auf die Nachteile des Jobs als Au Pair in Thailand eingehe, möchte ich zunächst die positiven Dinge festhalten:

  • Kommunikation: Die Familie waren deutsche Auswanderer. Mit ihnen lief die Kommunikation reibungslos und es gab keine Missverständnisse.
  • Kommunikation 2: Da ich mit Englisch im Alltag nicht immer weit kam, habe ich mir Grundkenntnisse der thailändischen Sprache angeeignet und bin in der Lage mich von Taxifahrern nicht mehr über den Tisch ziehen zu lassen. Essen bestellen, nach dem Weg fragen, etwas Smalltalk halten, habe ich während meiner Zeit gelernt. Je mehr Sang Som Whiskey ich trinke, desto besser wird mein Thai übrigens. ;)
  • Gehalt: Die Bezahlung war für Thai Verhältnisse vor Ort total in Ordnung und ich konnte mir weitestgehend alles leisten (Ausflüge, Lebensmittel, etc.)
  • Luxus: In unserem Condominium hatten wir ein Fitnessstudio und einen Pool der größer war, als einige Pools von Sternehotels in Bangkok. Schon krass.
  • Arbeiten: Wir hatten eine Haushaltshilfe. Glücklicherweise musste ich weder putzen noch Sonstiges im Haushalt erledigen. Bis auf Wäsche waschen hat die Dame alles übernommen. An diesen Luxus kannst Du Dich schneller gewöhnen als Du denkst. Trotzdem ist es komisch, rund um die Uhr jemand „fremdes“ bei sich im Haushalt zu haben. Erst recht, wenn die Person kaum Englisch spricht. Aber in Asien ist das so üblich mit den Hausdamen. Auf den Philippinen war ich schon in mehreren Haushalten bei Freunden und Bekannten. Selbst wenn die Kinder erwachsen sind, haben Filipinos (wohlbemerkt die Wohlhabenden) mehrere Haushaltshilfen bzw. Maids.
  • Bangkok Insider: Da ich so viel Zeit in Bangkok verbracht habe, kenne ich viele Märkte, Restaurants und Bars, die bisher vom Massentourismus verschonen blieben. Ich war die meiste Zeit mit Einheimischen unterwegs und habe mir viele Ecken zeigen lassen. Einmal wurde ich sogar auf die Beerdigung des Opas eines Bekannten eingeladen. Das ist zwar an sich kein schönes Ereignis gewesen, doch ich habe die Kultur dadurch etwas kennen gelernt. Ich fand es total seltsam, dass jeder zweite an seinem Handy gespielt hat. Total respektlos.
  • Thai Life: Mit Thais feiern zu gehen macht richtig Spaß. Sie sind neugierige, witzige Menschen. Ich persönlich finde Thais oft ziemlich verpeilt, aber ich glaube das liegt eher an der Sprachbarriere. Die Kommunikation war oft schwer. Deswegen war es umso einfacher, als ich mir ein paar Brocken thailändisch angeeignet habe. Thais muss man einfach sympathisch finden (wenn es nicht unbedingt Ping Pong Nervensägen, Taxi- und Tuk Tuk Fahrer sind). Sie sind respektvolle, herzliche und fröhliche Menschen, die ich schnell in mein Herz geschlossen habe.
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Der Pool im Condo - Foto: Sarah

Tagesablauf

Mein Tagesablauf sah ungefähr so aus:

Als Langschläfer war der Job für mich optimal. Ich konnte schlafen so lange ich wollte und meine Arbeit begann erst gegen 14:00 Uhr. Zunächst musste ich die Kinder von der Schule abholen und nach Hause bringen. Mittagessen gab es bereits in der Schule, deswegen habe ich mich nach der Ankunft direkt um die Hausaufgaben und das Lernen gekümmert.

Erst nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, hatten die Kids Freizeit. Entweder habe ich mit ihnen gespielt, sie waren mit ihrem iPad beschäftigt (auf dem übrigens auch Hausaufgaben gemacht wurden) oder sie waren im Pool schwimmen und auf Playdates.

Abends habe ich das Essen vorbereitet und wir haben gemeinsam gegessen. Danach gab es wieder etwas Freizeit, bis sie sich zum Schlafen fertig machen mussten.

Allgemein fand ich es doof, so viel Zeit zuhause verbringen zu müssen. Im Nachhinein ist es eigentlich logisch. Wenn die Schule bis Nachmittags geht, Hausaufgaben gemacht werden müssen und die Kids früh ins Bett müssen bleibt wenig Zeit, um Sachen zu unternehmen.

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Arbeiten mit Kindern - Foto: Sarah

Arbeiten mit Kindern

An sich klingt das alles relativ easy. Doch in der Praxis sieht die Sache anders aus:

  • Kann ich die Hausaufgaben nicht später machen?
  • Wieso darf der ältere Bruder länger wach bleiben?
  • Warum jetzt duschen und umziehen?
  • Kannst du mir 3 Gute Nacht Geschichten vorlesen, anstatt einer (weil ich länger wach bleiben will)?
  • Ich will dies nicht ich will das nicht…

…so ging es fast jeden Tag.

Mir wurde nachgesagt, dass ich hätte strenger und konsequenter sein müssen. Aber oft taten mir die Kinder einfach nur Leid, da sie ihre Eltern so wenig gesehen haben und mit Druck lernen mussten.

Eine optimale Erziehung gibt es eben nicht. Oder? Ich schätze, dass jede Erziehungsmethode Vor- und Nachteile hat.

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Proteste in Bangkok - Foto: Sarah

Nachteile beim Arbeiten als Au Pair

  • Reisen: Anders als gedacht hatte ich kaum Zeit für das Reisen während dem Au Pair Aufenthalt. Bis auf einen kurzen Inseltrip, habe ich fünf bis sechs Monate in Bangkok verbracht.
  • Privatleben: Du ersetzt quasi Mutter und Vater in einem und bist ab sofort für Kinder verantwortlich, die dir vorher fremd waren und musst jede Menge Geduld mitbringen. Deine eigenen Pläne sind immer zweitrangig. Sobald es einem Kind schlecht geht, musst Du den ganzen Tag zuhause bleiben, mit zum Arzt gehen, etc. Ich weiß gar nicht mehr, wie häufig ich mit den Kindern zum Arzt musste. Viel zu oft. Hut ab an alle Eltern.
  • Arbeitszeit: Um die Kinder von der Schule abzuholen musste ich jeden Tag in der Mittagshitze durch die Smog verseuchte Stadt laufen, zwischen allen Autos. Nach der Rückkehr war ich von der Hitze und dem Qualm bereits erschöpft. Dann musste ich bei den Hausaufgaben helfen, Deutsch als Fremdsprache näherbringen und schließlich Hausaufgaben überprüfen. Dabei waren die Hausaufgaben teilweise recht fragwürdig.
  • Politik: Während meines Aufenthalts fand ein Militärputsch statt. Es ging so weit, dass es eine mehrtägige Ausgangssperre gab und die Schulen geschlossen wurden. Alle Fernsehsender wurden abgeschaltet. Auf jedem Kanal war ein blauer Hintergrund mit der thailändischen Flagge zu sehen und die Nationalhymne zu hören. Das fand ich wirklich creepy!
  • Ausgangssperre: Nachdem die Schulen nach kurzer Zeit wieder öffneten, wurde die Ausgangssperre gelockert. Niemand sollte nach 22 Uhr das Haus verlassen. So konnten die Menschen vor Ort wenigstens wieder ihrem Alltag nachgehen. Das doofe daran war, dass ich immer bis mindestens 20 – 22 Uhr zuhause bleiben musste, damit jemand für die Kinder da ist. Somit habe ich tagelang nur im Haus verbracht – bei richtig geilem Wetter. Das war richtig ätzend.
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Sarah mit Kindern - Foto: Sarah

Für wen passt der Job nicht

Dieser Job ist nicht für dich geeignet, wenn

  • Du so schnell reisen und so viel wie möglich sehen möchtest. Da bist Du hier total an der falschen Adresse
  • Du Dich in den Vordergrund stellst. Hier geht es nicht um dich, sondern um die Kinder. Es ist ein Job!
  • Du keine Lust auf Kinder, Playdates, Geburtstage, tägliche Hausaufgaben, Erziehung hast
  • Du total freiheitsliebend bist und dich nicht an feste Zeiten, Orte und Rituale binden möchtest
  • Du Deine Komfortzone ungern verlässt und nach jedem Rückschlag am liebsten nach Hause zurückkehrst oder allgemein anfällig für Heimweh bist
  • Du schwache Nerven hast, Dich schlecht an neue Gewohnheiten anpasst und dich nicht durchsetzen kannst
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Bangkok

Sarahs Fazit

Im Großen und Ganzen war es eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Allerdings solltest Du für Kinder sensibilisiert sein und nicht nur aus Reiselust einen Au Pair Job annehmen. Damit tust Du weder dir, noch der Familie einen Gefallen.

Die Kinder sind mir zwar ans Herz gewachsen, aber ich war froh als ich wieder meine Ruhe hatte, um ehrlich zu sein. Einen Au Pair Job würde ich nicht mehr annehmen.

Der Au Pair Job war ein super Einstieg dafür und hat mich auf den richtigen Weg geleitet. Dafür bin ich total dankbar. Inzwischen arbeite ich freiberuflich selbstständig und kann so viel und so lange reisen wie ich möchte.

Über Sarah und Solo Abroad

profilbildSarah ist weltenbummelnde Reisebloggerin und Social Media Consultant.

9 to 5 ist nicht ihr Ding. Wenn sie nicht gerade im Home Office in Berlin arbeitet, reist und bloggt sie von überall auf der Welt.

Auf ihrem Blog Solo Abroad gibt sie Dir wertvolle Tipps zum Reisen und ortsunabhängigen Lifestyle.

Hast Du schon Au Pair oder Work and Travel gemacht? Würdest Du trotz Sarahs Erfahrungen gerne Au Pair werden?

Falls Du wissen möchtest, wie Du an einen Au Pair Job kommst und wie der Alltag eines Au Pairs aussieht, dann schaue Sarahs Tipps zum Au Pair werden in Thailand an.


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