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Günter Verdin, geboren in Wien, arbeitete als Redakteur und Moderator bei SDR 3, SDR 1 ("Show-Biz!"), SWR 1 ("Der Sonntagabend") und SWR 4 (Redaktion Kultur; Moderation des Sonntagskonzerts). Von ihm sindeine CD und mehrere Büchererschienen, außerdem führt Günter Verdin Regie bei sämtlichen Bühnenproduktionen des Kabarettisten Mathias Richling. Im September 2008 verabschiedete er sich in den Ruhestand, der aber wohl angesichts der Vielzahl an geplanten Projekten eher zum Unruhestand werden dürfte.
1. Herr Verdin, Sie sind gebürtiger Österreicher. Was hat Sie seinerzeit ausgerechnet zum Süddeutschen Rundfunk nach Stuttgart verschlagen?
Ich war zuvor Mitarbeiter beim Hörfunksender Ö3, schrieb Theaterkritiken und Reportagen für die Intellektuellen-Zeitschrift "Furche", war Leitender Redakteur der Zeitschrift der Katholischen Studierenden Jugend, spielte in Wiener Kellerbühnen und legte 1968 die Schauspielprüfung ab. Danach ging es vier Jahre an das Landestheater Salzburg und anschließend an das Renitenztheater Stuttgart. Hier begann auch die Zusammenarbeit mit Mathias Richling. Daneben war ich auch noch Mitarbeiter beim Feuilleton der "Stuttgarter Nachrichten". Für die damals neue Frühsendung "Pop am Morgen" suchte der Süddeutsche Rundfunk genau zu dieser Zeit Glossenschreiber. Ich schrieb, wurde gehört und vom Popmusikchef Peter Mordo entdeckt. Danach moderierte ich im ersten und dritten Programm gleichzeitig; aus dem ersten Programm ("Gut aufgelegt") flog ich nach einem halben Jahr, weil ich Zirkus-Karten verlost hatte, was der Rundfunkwerbung nicht behagte.
2. Wenn man sich an "Pop am Morgen" und auch an Ihre anderen Sendungen erinnert, hat man den Eindruck, dass Sie inhaltlich einen nahezu freien Gestaltungsspielraum hatten. War dem so und wie hat sich dieser Gestaltungsspielraum dann über die Jahre hinweg – also auch im ersten und im vierten Programm – entwickelt?
Der Gestaltungsspielraum ist dann immer groß, wenn man Erfolg hat. Unser Popmusikchef Peter Mordo gehörte zu den immer seltener werdenden charakterstarken Radiomenschen, die ihren Moderatoren den Rücken freihalten. Von ihm, der lange Zeit in New York gelebt hatte, haben wir alle viel gelernt. Heute geht der Trend zum zentralen Desk, von wo aus die Programme gesteuert werden. Ich fühlte mich immer eher als Solist und Einzelkämpfer, deswegen habe auch Angebote zur Festanstellung nicht angenommen.
3. Ein völliges Novum war seinerzeit Ihre Sendung "Kunterfunk". Wie kam es zu dieser Idee?
Weil ich damals wohl ziemlich beliebt war, bekam ich das Angebot für eine eigene Radio-Show am Samstagabend. Sie sollte zuerst "Verdin" heißen, das war mir aber zu viel Personenkult. Deswegen nannte ich die Show "Kunterfunk". Für den "Kunterfunk" schrieb ich alle Texte selbst; unter anderem auch die Geschichten von "Herrn Ernst", die demnächst (wie zur Zeit auch der Horchspiel-Krimi) auf meinerHomepageveröffentlicht werden. Beliebt war auch das "Fantadu-Spiel – Für alle, die mit der Fantasie auf Du stehen". Da war vor allem die Kreativität der Hörerinnen und Hörer gefragt. Peter Mordo lieferte das exquisite Musikprogramm für den "Kunterfunk" (etwa Spike Jones). Harald Schmidt, der unlängst beim "Satire Gipfel" gastierte, erzählte mir übrigens, auch er habe seinerzeit den "Kunterfunk" sehr gerne gehört.
4. Die Musik auf Südfunk 3 war stets weniger "glattgebügelt" als auf anderen vergleichbaren Wellen. Bewusst wurden Ecken & Kanten im Programm gelassen. Konnten Sie sich mit diesem Musikformat identifizieren?
Und ob! Ich hatte die Gelegenheit, viele Popmusiker zu interviewen, unter anderem Mick Jagger oder Mark Knopfler in den Anfangsjahren der "Dire Straits". Gentle Giant, Genesis, Ten Years After, aber auch "Blood, Sweat and Tears", Frank Zappa, Supertramp und Queen gehörten zu meinen Lieblings-Interpreten (die Liste ließe sich fortsetzen…). Wir waren alle stolz, auf Südfunk 3 zu moderieren, weil es ein in jeder Hinsicht sehr engagiertes Programm war mit großem Informations-Angebot auch im Musik-Bereich.
5. Wie beurteilen Sie Jugend- und Formatwahn in der heutigen Radiolandschaft? Ist dies der richtige Weg oder wird das "herkömmliche" Radio irgendwann kaum mehr eine Rolle in der Medienlandschaft spielen?
Das Radio ist nach wie vor ein wichtiges Medium für Information und Unterhaltung, wobei durch die Formatierung der Programme auf spezielle Publikumsschichten die Vielseitigkeit verloren geht. Für den Quoten-Erfolg wird heutzutage nur mehr im Mainstream geschwommen; dabei steht es vor allem den Öffentlich-Rechtlichen gut zu Gesicht, wenn sie auch Angebote abseits des Formats machen. In SWR 1 durfte ich längere Zeit den Sonntagabend moderieren und mit Kulturangeboten bestücken: da war dann auch mal eineinhalb Minuten Stockhausen bei den Donaueschinger Musiktagen zu hören.
CD mit Gedichten und Musik (Peter Grabinger): "Servus, Ihr Günter Verdin", Mons Records.
Bücher: "Gedichte und so heiter", Mons; "Auto rammt Pferd, vom Tierarzt erschossen" (ein Taschenbuch mit den besten Stilblüten, die mit dem "Goldenen Schreibmaschinenfarbband" ausgezeichnet wurden (FACTOR-Verlag von Fred Breinersdorfer).
Der etwas andere Ratgeber: "Zum Glück! Keine Angst, das Leben will nur spielen", 2008, Mons.
Günter Verdin führt Regie bei allen Bühnenproduktionen von Mathias Richling, ist für die Inszenierung bei "Richling - Zwerch trifft Fell"/Studio Richling verantwortlich (SWR-Fernsehen) und war zudem Mitarbeiter beim "Satire Gipfel (ARD).