Woher kommt der Mutterinstinkt gegenüber Ihrem Kind

Denkt man an die Mütter der vergangenen Jahrhunderte, die ihre Kinder erst an Ammen, dann Klöster abgegeben haben oder einem reichen (und wesentlich älteren) Mann zur Frau, kommen gewisse Zweifel auf, ob es den Mutterinstinkt überhaupt gibt. Denn wie könnte sich das Verstoßen der eigenen Kinder mit ihm vereinbaren lassen? Trotzdem ist der Mutterinstinkt immer wieder Thema von Forschungen von Psychiatern und Psychologen. Es scheint also doch etwas dran zu sein.

Was macht ihn eigentlich aus, den Mutterinstinkt?
Viele Frauen beschreiben ihn vor allem als ein Gefühl oder sogar dringendes Bedürfnis, alles für ihr Kind tun zu wollen, es zu beschützen und zu umsorgen. So sichert der Mutterinstinkt das Bestehen der Menschheit – indem er die Mutter davon abhält, ihr Kind zu verlassen, es auszusetzen. Sie ist im Gegenteil dazu sogar bereit, sich selbst für sein Wohl zu opfern. Eine Mutter fühlt sich eng mit ihrem Baby verbunden, als sei die Nabelschnur bei der Geburt nicht getrennt, sondern lediglich unsichtbar geworden und stelle noch immer eine Brücke zwischen Mutter und Kind dar.

Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz spricht von sogenannten Schlüsselreizen, auch bekannt als Kindchenschema, die bei der Mutter das instinktive Verhalten auslösen. Diese sind bei Menschenkindern ein großer Kopf, große, runde Augen, Pausbacken sowie ihre Wehrlosigkeit, die ungelenken Bewegungen und Laute wie Wimmern oder Weinen. Wir Erwachsenen reagieren darauf ganz automatisch mit einem Beschützer- und Fürsorgeinstinkt. Bei einer Mutter lösen die Reize zusätzlich die Ausschüttung von Pheromonen aus – die Botenstoffe der Mutterliebe.

Liebe zum Kind braucht Zeit um zu wachsen
Manchmal braucht Mutterliebe aber, wie jede andere Liebe auch, etwas Zeit um zu wachsen. So kann es sein, dass es nicht „Die Liebe auf den ersten Blick“ zwischen ihnen und ihrem Kind ist. Vielleicht sieht ihr Kind ganz anders aus, als sie es erwartet hatten und Sie können sich selbst überhaupt nicht in ihrem Baby wiederfinden. Oder der Kopf ist auf verstörende Art durch den Einsatz einer Geburtszange oder Saugglocke verformt worden.

Auch kann die neue Situation überfordernd oder beängstigend sein; überall wuseln Schwestern, Ärzte, Hebammen, Freunde und Familie umher und jeder von ihnen scheint besser zu wissen, was gut für ihr Kind ist und was nicht. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern – Sie sind die Mutter und können auf ihre Intuition vertrauen. Das „Bonding“ mit dem Baby, also das Aufbauen einer Verbindung, wird mit jedem gemeinsamen Tag inniger und intensiver. Dabei trägt jede Berührung, jeder Hautkontakt dazu bei, dass die Bindung enger wird. So werden Sie und ihr Baby sich immer besser kennen und lieben lernen, je mehr Zeit sie miteinander verbringen.

Babyblues
Der Babyblues trifft viele Frauen aus heiterem Himmel. Plötzlich ist die junge Mutter zu Tode betrübt, Kleinigkeiten lösen Tränenstürze aus. Der Babyblues ist hormonbedingt, Sie sind also mitnichten eine „schlechte Mutter“, wenn Sie von dem plötzlichen Seelentief getroffen werden. Die Hormone werden sich nach kurzer Zeit wieder einpendeln und die Stimmung von allein aufhellen.

Eine Sache der Perspektive
Doch warum haben sich die Mütter früher geradezu gegenteilig zu den Mutterinstinkten verhalten? Vielleicht ließe es sich mit dem Ausgangsgedanken erklären, dass eine „gute Mutter“ stets das Beste für ihr Kind will. Und die Vorstellungen darüber, was eben jenes „Beste“ sei, haben sich im Laufe der Zeit stark verändert und somit auch das Verhalten der Mütter. Für ein Mädchen, das als 13. Kind einer Familie ärmlicher Bauern geboren wurde, war es mit Sicherheit besser, in der Obhut von Ordensschwestern aufzuwachsen, bei denen sie ein Mindestmaß an Bildung und ausreichende Ernährung erhielt. Es scheint eine Sache der Perspektive zu sein.


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