Wofür soll ich denn dankbar sein?


Wofür soll ich denn dankbar sein?

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte über Arthur Rubinsteinzu lesen geben, nacherzählt von Peter Graf von Eysselsberg:
„Vom Glück der Sinne“
„Als junger Mann war Artur Rubinstein, der später ein berühmter Konzertpianist wurde, einmal sehr verzweifelt und er sah rings um sich herum nur noch Dunkelheit und Finsternis.

Wofür soll ich denn dankbar sein?

www.wikipedia.org

Er hatte kein Geld mehr, er konnte das Hotel, in dem er übernachtete, nicht mehr bezahlen. Er hatte keine Frau an seiner Seite, die ihn hätte trösten können, seine Eltern hatten sich endgültig getrennt. Sein Karriere schien am Ende zu sein. Alles ging schief.
Er war erst zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt und er beschloss, sich zu erhängen. Aber er brachte in der Stunde der Verzweiflung den Mut zum Glück nicht auf, seinem Leben ein Ende zu setzen. 

Und so verließ er das Hotel, in dem er wohnte, zu einem Spaziergang. Während des Spaziergangs fühlte er sich plötzlich wie ein neuer Mensch. Er sah die Welt mit anderen Augen an.
Er sagte zu sich selbst: „Was bist Du doch für ein Dummkopf! Was macht es denn, wenn Du ins Gefängnis kommst, weil Du Deine Schulden nicht bezahlen kannst? Im Gefängnis kannst Du an die Musik denken. Vielleicht bekommst Du ein Buch zu lesen. Du kannst an die Liebe denken. Du kannst alles Mögliche tun. Niemand kann Dir das Denken nehmen. Du kannst Dir ein neues philosophisches System ausdenken. Und so weiter.“
Und er dachte weiter uns sprach zu sich selbst: „Auch wenn Du krank wirst und ins Krankenhaus musst, lebst Du immer noch und Du kannst wieder gesund werden. Artur Rubinstein erkannte, dass das Leben ganz wunderbare Dinge für uns bereit hält:  Blumen, Musik, Gedichte, Bücher, Gedanken, Liebe.
Das alles, so erkannte er, kann uns niemand wegnehmen.

Artur Rubinstein hat sich nach dieser dunklen Stunde, in der er Selbstmord begehen wollte, eine wunderbare Vorgehensweise angewöhnt:
 
Er freute sich jeden Morgen, wenn er aufstand, dass er noch sehen konnte, hören konnte, riechen konnte, dass er noch alle Sinne besaß, dass er noch gehen konnte. Er empfand diese alltäglichen „Selbstverständlichkeiten“ als wunderbare Geschenke!

Wofür soll ich denn dankbar sein?

Quelle: Astrid Müller

Er hatte erkannt, dass es ja auch anders sein kann.
 
Und wenn es so wäre, dann, so hatte er beschlossen, würde er sich damit abfinden.Er erkannte, wie wichtig es sei, ein klein wenig dankbar zu sein.
Er erkannte, wie undankbar wir Menschen sind.
Wir haben alle unsere Sinne.
 
Aber wenn einem Menschen hundert Franken, Euro oder Dollar fehlen, um Kaviar oder etwas anderes Unnötiges zu kaufen, dann schimpft er und findet das Leben scheußlich.
Wir jammern über Kleinigkeiten und sehen nicht die großen Dinge, die uns geschenkt sind.“

Wofür soll ich denn dankbar sein?

Quelle: Raymonde Graber

Ihr Lieben,
als ich heute Nachmittag in meinem Garten frisches Vogelfutter in meine kleinen Vogelfutterhäuschen füllte, kam ein Junge von etwa 10 Jahren an meinem Garten vorbei, sah mich und meinte:
 
„Die Vogelfutterhäuschen sind aber schön und ein Teil Ihrer Rosen blüht ja noch so schön. Darf ich mir die Rosen einmal aus der Nähe ansehen? Ich hatte nichts dagegen und so bewunderte er die wenigen noch in meinem Garten blühenden Rosen und seine Begeisterung war kaum zu bremsen.Wofür soll ich denn dankbar sein?Als ich ihn dann fragte, woher sein großes Interesse für Rosen komme, erzählte er mir, dass er heute Vormittag zusammen mit seiner Klasse und seiner Klassenlehrerin einen Besuch in einer Blindenschule gemacht habe. 
Und dann fügte er hinzu: „Da habe ich erkannt, wie glücklich wir doch sein dürfen, die wir sehen können, und seitdem sehe ich alles, was ich sehe, noch viel lieber als bisher!"
Eine solche Lebenshaltung wie bei dem Jungen würde ich mir für uns alle wünschen.
Statt dankbar zu sein, für das, was wir haben, was uns geschenkt ist, was wir können, für das, was wir an Talenten und Begabungen haben, klagen wir oft, weil wir der Meinung sind, das uns noch etwas fehlt, um glücklich zu sein.

Wenn wir in einer Bäckerei einkaufen, sehen wir nicht die 20 Sorten Brötchen, die angeboten werden, sondern wir schimpfen, wenn die eine Sorte Brötchen, die wir gerne essen, zufälligerweise ausverkauft ist. 
Statt zu schimpfen, sollten wir in solchen Situationen erkennen, dass sich dann die Chance bietet, etwas Neues kennenzulernen, in der Bäckerei z.B. eine neue Brötchensorte oder ein neues, uns noch unbekanntes Brot.

Wofür soll ich denn dankbar sein?

www.baeckerei-geishecker.de

Ein Mensch, der dankbar und zufrieden ist mit seinem Leben, gleicht einem Menschen, der ein Zuhause hat, in dem er glücklich sein kann. Er kann von dort aus zu Reisen starten, er kann Neues entdecken, er kann sich neue Welten erobern, er kann neue Dinge erwerben, aber davon ist sein Glück nicht abhängig, denn unabhängig davon, ob er Neues entdeckt, neue Dinge erwerben kann oder neue Welten erobert, kann er immer wieder in sein Zuhause der Zufriedenheit zurückkehren.
Seine Zufriedenheit ist nicht davon abhängig, ob seine Unternehmungen und Käufe erfolgreich sind.

Wofür soll ich denn dankbar sein?

www.frankschlitt-fotografie.de

Ein Mensch aber, der undankbar und unzufrieden ist, gleicht einem Menschen, der heimatlos ist, der immer unterwegs ist, der immer auf der Flucht ist. Auch dieser Mensch kann Reisen unternehmen, er kann Neues entdecken, neue Dinge erwerben, aber wehe eine seiner Unternehmungen geht schief, dann hat er nichts, wo er sich geborgen fühlen kann! Die Misserfolge verstärken dann seine Unzufriedenheit und er fühlt sich sehr unglücklich.
Ich wünsche Euch eine tiefe, eine herzenserwärmende, eine  lebenserfüllende, eine bergende Zufriedenheit, damit Ihr in dieser schönen Jahreszeit glücklich und zufrieden leben könnt.
 
Ich grüße Euch alle ganz herzlich aus Bremen mit dem typischen Bremer Gruß „Moin, Moin!“
Euer fröhlicher Werner 

Wofür soll ich denn dankbar sein?

Quelle: Karin Heringshausen

  

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