Wofür brauch ich eigentlich eine Hebamme?

In meiner ersten Schwangerschaft habe ich mir ziemlich früh eine Hebamme gesucht. Ich habe zunächst darüber nachgedacht, eine Beleghebamme mit in die Entbindungsklinik zu nehmen und hatte einen Termin dazu bei mir zu Hause. Sie machte ganz große Augen, als sie unsere 3 Kater sah und war der Meinung, dass ich diese zumindest aus dem Schlafzimmer ausquartieren muss, bevor das Baby auf die Welt kommt. Davon wurde mir gerade von Tierkennern abgeraten, da sie sonst protestieren könnten und ihre Duftmarken in der Wohnung oder schlimmstenfalls noch im Kinderbett setzen, weil sie es damit in Verbindung bringen. Dazu kam, dass sie (wie alle Beleghebammen) eine Gebühr für die Rufbereitschaft ab 14 Tage vor dem errechneten Entbindungstermin nimmt und 1 Monat vorher im Urlaub war. Somit sah ich es nicht ein, die Gebühr zu zahlen und im schlimmsten Fall trotzdem nichts von ihr zu haben. Da ich keine anderen Eltern kannte, die bereits eine Hebamme empfehlen konnten, suchte ich einfach über’s Internet und wurde schnell in meiner Nähe fündig. Sie kam zu mir nach Hause und machte einen sympathischen und kompetenten Eindruck.

Bis zum Beginn des Mutterschutzes hatte ich jedoch kein Verlangen, einen Termin bei ihr zu vereinbaren, weil alles relativ unkompliziert lief bzw. ich auch nicht wusste, was sie sonst so hätte machen sollen, wenn sie zu mir zum Termin kommt. Ich hielt sie also per E-Mail auf dem Laufenden über die Arzttermine und auch über die Situation, dass ich 4 Wochen vor Beginn des Mutterschutzes viel liegen sollte und wie sehr mich das nervte. Aber was sein muss, muss halt sein und ich habe mich an die Anweisung des Arztes gehalten. Etwa 1 Monat vor errechnetem Termin begann sie dann mit der geburtsvorbereitenden Akupunktur, die die Eröffnungsphase des Muttermunds erleichtern sollte. Zudem hat sie mir empfohlen, Himbeerblättertee zu trinken, was ebenfalls eine leichtere Eröffnungsphase bewirken sollte. Als das Kind dann auf der Welt war, schickte ich ihr wie vereinbart eine SMS und ich bekam als Rückmeldung, dass sie krank ist und lieber davon absehen möchte, zu uns zu kommen, sie aber gerne ihre Vertretung schicken kann. Ich kannte ihre Vertretung gar nicht und fühlte mich nicht so, dass ich Hilfe einer Hebamme bekommen könnte. Ich hörte im Umgang mit meinem Kind auf meine Intuition und habe von den Hebammen und Schwestern im Krankenhaus auch schon gute und hilfreiche Tipps bekommen, sodass ich den Eindruck hatte, klar zu kommen. Der Papa machte sich dann kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus auf den Weg zu Apotheken, um eine Waage zu besorgen, damit wir selbst das Gewicht kontrollieren können. Freunde hatten uns zwar angeboten, uns ihre Waage zu verkaufen, aber wir hatten zu dem Zeitpunkt abgelehnt, weil wir ja wussten, dass die Hebamme eine Waage mitbringt. Tja – hätten wir mal besser doch. . . Na ja, erstmal liehen wir uns dann für 3 Tage die Waage in der Apotheke aus und besuchten dann mit dem Baby unsere Freunde und kauften ihnen doch die Waage ab.

Die erste Woche überbrückten wir also sehr gut ohne Hebamme. An dem Tag, als die Hebamme wieder gesund war, war der Nabel bereits verheilt und wir konnten die Kleine baden. Dazu bot sie uns ihre Hilfe an, aber wir waren ja zu zweit und davon überzeugt, dass wir das hinbekommen konnten. Sie tastete also einmal meine Gebärmutter ab und wir unterhielten uns nett. Sie warf dann einen Blick auf das Stillprotokoll, das ich brav ausfüllte. Ihre Anweisung, mindestens 1,5 Stunden Pause zwischen den Stillmahlzeiten zu machen, hielt ich jedoch nicht ein, was ihr nicht so gut gefiel. Trotzdem machte ich es weiter, denn ich war sicher, dass mein Kind sich einfach das holt, was es braucht. So ging es dann bei den nächsten Terminen weiter, bevor ich ihr dann sagte, dass ich der Meinung bin, wir kommen ganz gut ohne sie zurecht und sagte ihr, dass ich mich melde, falls wir doch noch Hilfe brauchten. Für ein nettes Gespräch und Kaffee trinken muss meine Krankenkasse ja nun auch nicht bezahlen. Dafür kommt ja dann auch unsere Familie bzw. Freunde. Ich sah die Hebamme dann nachher nochmal bei der Rückbildungsgymnastik, die ich aber nicht zu Ende mitmachen konnte, weil mein Kind mich – und nur mich – abends verlangte. Abgepumpte Milch half nicht, denn sie wollte einfach bei mir sein und dauergestillt werden abends. Deshalb kaufte ich mir eine DVD mit Rückbildungsübungen und machte diese mit ihr zusammen oder wenn sie schlief.

Einen echten Mehrwert hab’  ich also von meiner Hebamme nicht erfahren und ich kam ja die erste Zeit, als sie krank war, sogar ganz gut ohne sie aus. Mir hätte nichts gefehlt, wenn sie auch danach nicht gekommen wäre, denn ich hatte nicht den Eindruck, dass ich sie unbedingt brauche. Die Akupunktur und auch der Himbeerblättertee haben scheinbar ganz gut geholfen, aber das ist ja unabhängig von der Nachbetreuung einer Hebamme.

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”© Joujou / pixelio.de”

Ich nahm mir also vor, dass ich für die zweite Schwangerschaft, eine andere Hebamme suche und verließ mich hier auf die Empfehlung einer Freundin, die mit ihrer Hebamme (die ungefähr in unserem Alter war), sehr zufrieden war. Sie sagte, dass sie immer gute und hilfreiche Tipps bekommen hat und dass sie dafür bekannt ist, auch besonders gut mit Geschwisterkindern umzugehen. Ich kontaktierte sie und wir trafen uns zum Kennenlern-Termin. Sie schien sympathisch und ich hatte ein gutes Gefühl bei ihr. Auch hier hatte ich allerdings nicht den Eindruck, dass ich vor der Geburt schon Termine bei ihr brauche, denn ich ging ja regelmäßig zum Gynäkologen und doppelte Untersuchungen müssen ja nicht sein. Inzwischen spielte ich allerdings immer häufiger mit dem Gedanken an eine ambulante Geburt, falls kein Familienzimmer frei ist und/ oder es mir so gut geht wie nach der letzten Geburt. Dabei denke ich natürlich auch an meine Tochter, die mich zum Einschlafen jeden Abend braucht. Wenn irgendwie möglich, möchte ich ihr das auch weiterhin erfüllen – und warum sollte ich im Krankenhaus bleiben, wenn es mir gut geht? Natürlich wird es klappen, dass sie auch ohne mich einschläft, wenn ich nicht da bin. Dafür versteht sie das alles schon sehr gut und geht sehr schön mit der ganzen Situation um. Wir haben sie von Anfang an involviert, indem wir mit ihr ein Baby-Buch angeschaut haben, um zu erklären, was da in Mamas Bauch los ist und sie war auch bei den Arztterminen bis jetzt immer dabei. Vor dem Hintergrund dieses Gedankens, eventuell ambulant zu entbinden und dann nach Hause zu gehen, vereinbarte ich einen Termin mit meiner Hebamme, um zu erfahren, was ich beachten muss. Sie sagte mir nämlich schon am Telefon, dass es da ein paar Dinge zu beachten und im Vorfeld zu klären gibt. Je eher ich davon weiß, umso besser.

Der nächste Termin war allerdings dann irgendwie anders als die Termine vorher. Ich weiß nicht, ob sie einen schlechten Tag hatte oder jetzt einfach ihr ganzes Wissen zeigen wollte. Jedenfalls involvierte sie meine Tochter so gut wie gar nicht. Als sie zu ihr kam und an ihre Tasche gehen wollte, sagte sie ihr, dass sie besser mal weg geht, weil es ja doch sein kann, dass ihre Hand vorher im Mund war und da Bakterien dran sind. Entsprechend komisch fand das auch meine Kleine und sie quengelte mehr als sonst und ging auch an Schubladen, bei denen sie genau weiß, dass sie da eigentlich nicht dran soll. Das ist ihre Art, zu zeigen, wenn ihr etwas nicht passt. Die Hebamme unterhielt sich ausschließlich mit mir und beachtete meine Tochter gar nicht, selbst wenn sie Wörter wiederholte oder versuchte, sich einzubringen. Ich bekam eine Liste, die sie mir quasi diktierte, was ich bei einer ambulanten Geburt vorher klären muss und was ich zu beachten habe: Ich muss mit dem Kinderarzt besprechen und ihn unterschreiben lassen, dass die Hebamme den Stoffwechseltest durchführen darf. Auf meine Frage hin, ob der Kinderarzt das nicht machen kann, sagte sie, dass die Ärzte das eigentlich immer unterschreiben und wenn nicht, dann muss ich ihn und sie von der Schweigepflicht entbinden und dann klärt sie das mit ihm. Für mich wäre es allerdings kein Problem, dafür zu ihm zu gehen, denn wir wohnen 2 Minuten von der Kinderarztpraxis entfernt. Warum kann er das also nicht machen? Das war mir unklar. Außerdem sagte sie, dass ich ein Stillprotokoll führen muss, damit sie kontrollieren kann, ob ich mein Kind alle 3 Stunden gestillt habe. Ich sagte ihr daraufhin, dass mir in der Klinik nach der ersten Geburt gesagt wurde, dass ein gesundes Kind sich das holt, was es braucht – entweder die Milch, wenn es Hunger hat oder den Schlaf, wenn es müde ist. Wecken musste ich unsere Kleine in der Klinik nicht – die Hebamme sagte, dass das wichtig ist, um die Milchproduktion bei mir aufrecht zu erhalten und dem Kind das zu geben, was es braucht. Das schien mir schon etwas suspekt, aber es kam noch mehr. Ich soll immer die Windeln von einem bis zum nächsten Besuch sammeln. damit sie sich den Inhalt anschauen kann. Die Begründung interessierte mich. Sie sagte, dass man bei Müdigkeit schnell vergisst, wie oft die Windel voll war und was bzw. wie viel drin war. Das mag sein, dass ich nicht immer mitzählen und wiegen würde, aber diese Aussage fand ich doch etwas übertrieben. Nach der ersten Geburt hat mich nie eine Schwester oder Hebamme in der Klinik danach gefragt, sondern nur immer, wie oft ich mein Kind wickeln muss. Sie vertrauten mir allerdings und kontrollierten nicht die Anzahl und den Inhalt. Das fand ich schon sehr komisch. Es folgten noch Aussagen wie “Ich will das Baby immer mit Mütze sehen und eine Wärmelampe über dem Wickeltisch”. Klar – das haben wir bei unserer ersten Tochter auch gemacht, aber die Art und Weise “ich WILL” fand ich auch merkwürdig. Die Nachwehen sollten laut ihrer Aussage beim 2. Kind viel stärker sein und man darf Ibuprofen nehmen, aber das hilft nicht, fügte sie direkt hinzu. Meiner Meinung nach hätte sie sich das Ganze dann auch sparen können, wenn es eh nicht hilft. Dass man auch Paracetamol nehmen darf, erwähnte sie nicht. Sie wollte dann, bevor sie ging, noch meinen Blutdruck messen und verlangte, dass ich mich auf’s Sofa lege dafür. Die Kleine saß am Tisch in ihrem Hochstuhl angeschnallt und die Hebamme hatte es eilig. So hab ich sie nicht mehr losgeschnallt und sie konnte nicht sehen, was die Hebamme nun macht. Deshalb weinte sie – verständlicherweise. Als die Hebamme dann fertig war und sich verabschiedete, geschah das mit den Worten “Die Tochter ist aber heute schlimm und will Dich ärgern”. Das brachte mich dann endgültig zum Zweifeln, wo sie mir doch empfohlen wurde, besonders gut mit Geschwistern umzugehen. Es störte mich auch, dass sie meine zweijährige Stillerfahrung komplett ignorierte und nicht berücksichtigte, dass ich ja bereits ein Kind habe, mit dem ich bis heute sehr gut klar komme und das sich gut entwickelt hat.

 Ich erzählte das meinem Gynäkologen und er sagte, dass ich mir besser eine neue Hebamme suche, weil sie mich sicherlich nur verunsichern und stressen wird nach der Geburt. Ich ging also zur Stillberaterin der Entbindungsklinik und schilderte ihr das Ganze. Sie beruhigte mich und bestärkte mich, dass ich ruhig  auf mein eigenes Gefühl hören darf und nicht all das tun muss, was die Hebamme sagt. Sie betonte jedoch, dass es schon danach klingt, dass ich nach der Geburt ständig Diskussionen mit ihr habe, wenn ich mich nicht an ihre Vorgaben halte. So hat sie mir zwei andere Hebammen empfohlen, die ich noch kontaktieren kann. Leider haben beide bereits viele werdende Mamas angenommen, sodass sie keine Zeit mehr haben. Ich rief dann noch die Hebamme an, die mich in der ersten Schwangerschaft betreut hat, aber auch sie hat bereits mehr Mamas angenommen als sie ursprünglich wollte. Sie hat mir dann die Hebammensuche im Internet empfohlen, über die ich fündig wurde. Direkt am nächsten Tag kam eine erfahrene Hebamme zu mir, die mir schon am Telefon sympathisch war. Mit ihrem Satz “Na da haben Sie ja schon richtig viel Still-Erfahrung, die Sie auch beim zweiten Kind anwenden können” hatte sie schon gewonnen. Die Sympathie bestätigte sich beim Kennenlernen. Leider bietet sie keine Akupunktur an, dafür aber Entspannungstechniken und Fußreflexzonenmassage, was ebenfalls geburtserleichternd wirkt. Die Hebamme, die mir bei der ersten Schwangerschaft, Akupunktur-Nadeln setzte, sagte, dass die zweiten Kinder meistens auch so schnell auf die Welt kommen und dass ich lieber auf eine sympathische Hebamme achten soll als darauf, dass sie akupunktieren kann. Deshalb war das für mich eher zweitrangig. Fußreflexzonenmassage und Entspannungstechniken können ja auch hilfreich sein – im Endeffekt muss ich ja nur dran glauben, dass es hilft. :-)

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”© NicoLeHe / pixelio.de”

Als ich der vorherigen Hebamme dann mit ausführlicher Erklärung meiner Beweggründe mitteilte (per E-Mail, weil ich sie telefonisch nicht erreichen konnte), dass ich den Termin zur Akupunktur absage und mir eine andere Hebamme gesucht habe, erhielt ich ganz emotionslos die Rückmeldung, dass sie die Kündigung des Betreuungsvertrages zur Kenntnis nimmt und mir alles Gute wünscht. Darüber musste ich nur schmunzeln und es bestätigte mich in meinem Gefühl, dass es nicht klappen konnte zwischen uns. Sie nahm sich offensichtlich gar nichts an von meinen Gründen.

An meinem errechneten Entbindungstermin ist diese Hebamme, für die ich mich jetzt entschieden habe, nicht hier, weil sie ein verlängertes Wochenende mit Musical-Tickets gebucht hat. Und 2 Wochen nach dem Termin ist sie im Urlaub. Beides nehme ich in Kauf, denn dass das Kind wirklich zum Termin kommt, ist ja sowieso statistisch gesehen eher unwahrscheinlich. Mein Gefühl sagt, dass es (wie unsere erste Tochter) früher kommt. Weiterhin hat sie mich bestärkt, vielleicht doch nicht ambulant zu entbinden, sondern eher meine Tochter mit ins Familienzimmer zu nehmen, wenn es zu Hause oder bei der Tagesmutter gar nicht klappt. Denn nirgendwo hat man mehr Ruhe und gute Unterstützung als in der Klinik. Ich werde es nun einfach auf mich zukommen lassen. Jedenfalls bin ich sehr froh, das sich vor der Geburt gemerkt habe, dass es mit der Hebamme, die ich mir ursprünglich ausgesucht habe, nicht klappen wird und dass ich noch eine Alternative gefunden habe, die viel besser zu passen scheint, weil sie meine Erfahrung berücksichtigt und mich ernst nimmt. So stelle ich mir das vor und nun freue ich mich auf alles, was vor mir liegt.

Und nun zu Euch: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Euren Hebammen gemacht? Habt Ihr auch das Gefühl, dass Ihr eigenltich keine braucht oder ward Ihr froh, dass Ihr eine gute Hebamme gefunden habt, mit der Ihr Euch gut versteht und die Euch und Eure Erfahrung mit einbezieht? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

Schaut bitte auch unbedingt mal auf dem Blog bei der Frühlingskindermama vorbei, denn sie hat auch einen interessanten Artikel über Hebammen geschrieben, bei dem ich auch schon meine ersten Erfahrungen im Kommentar hinterlassen habe.

Eure Mami Renate

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