Wochenrückblick: Barcamp Nürnberg, Skifahren in Tirol und Wiener Nächte

Tagebuchbloggen hat mehr mit Schreiben und Reflektieren zu tun als sein Innerstes nach außen zu kehren. Ein Zusammenhang kann aber nicht ausgeschlossen werden.

– unbekannt

Samstag: Barcamp Nürnberg

Um fünf aufstehen, letzte Dinge zusammenpacken und zum Bahnhof trippeln. Noch ein Tag auf meinem Interrail Pass verfügbar. Für mich aktuell die günstigste Art zu reisen bei maximaler Flexibilität. Beim umsteigen kaufe ich mir einen neuen für die restliche Woche. Vier Tage. Damit er auch noch fürs Startup Camp Berlin reicht. (Mir fällt gerade ein, dass ich noch eine Unterkunft brauche.)

Als ich beim Barcamp ankomme ist geht gerade die Vorstellungsrunde zu Ende. Noch kurz ins Mikro schnaufen, Luca Hammer, Startup, Bloggen, New York. Arbeit als Tag verkneife ich mir. Überlege was ich stattdessen in Zukunft nutzen könnte. Informationsourcing. Quests. Irgendsowas.

Web 2.0 und der arabische Frühling
Spontan setze ich mich in Christian Wolffs Session. Er hat sich bereits vor den Umstürzen mit der Politik im Nahen Osten beschäftigt und gibt ein angenehm nüchterne Perspektive. Vor allem der Begriff der politischen Straße ist hängen geblieben. Hier kann man mehr von ihm lesen. Es geht darum, dass jeder öffentliche Raum zu einem politischen werden kann und Menschen sich auch non-verbal etwa durch Kleidung etc. äußern können. Dinge verbreiten sich ohne direkter Interaktion. Erinnerte mich an eine These von mir zum Potential von Protest im Web. Demonstrationen werden beachtet weil sie sichtbar sind und die Medien daher darüber berichten. Sie finden dort statt, wo die Menschen sind und behindern/beeinflussen den Alltag. Je mehr Menschen online sind, desto mehr kann man dort erreichen. Auch dort kann man behindern und beeinflussen.

Danach kurz bei Oliver Gassner und Yahoo Pipes gewesen. Allerdings nichts wirklich neues, war zu erwarten. Spannend fände ich etwas breiter Automatisierung im Netz ohne programmieren. Mit Pipes, iftt, dropbox automator und ähnlichen diensten.

Steffen über den Weg gelaufen. Mit dem Vertretungsteam vom daily coffee break geplaudert. (Sry, an Namen und Gesichter erinnere ich mich erst nach mehrmaligen treffen).

Rechtsession mit Bernhard Kelz
Gesetzgebung hinkt auch weiterhin hinterher. In den meisten Fällen geht es um Risikoabschätzung. Man sollte wissen, was Gesetz ist, wenn es aber doof ist und man mit den Folgen umgehen kann, ignoriert man es auch einmal. Oder so. Creative Commons Lizenzen haben ein Problem mit Social Networks, weil diese um zu funktionieren (siehe API) eine Unterlizenzierungserlaubnis fordern, ist dies bei CC nicht vorgesehen. Da die meisten Menschen, die CC verwenden, sich über Verbreitung freuen, wird rechtlich wenig unternommen. Ob es Auswirkungen auf das restliche Konstrukt hat, ist offen. Blanko-Klauseln sind nicht zulässig. “Jegliche Nutzung in allen bestehenden und zukünftigen Internetangeboten” funktioniert nicht. Je konkreter, desto besser. Wir lügen nicht nur mehrmals täglich, sondern begehen etwa gleich viele Gesetzesverstöße oder noch mehr. Aber das ist ok. Es sind Richtlinien und müssen ständig neu ausverhandelt werden.

work|i|o – buy results, not time
Den Fehler gemacht meine Session am Ende des Tages zu machen und als einer der letzten sie anzukündigen. So haben sie die meisten nur als Titel auf dem Timetable gesehen und konnten sich wenig darunter vorstellen. Da half es auch wenig, dass ich mit einigen Leuten zuvor direkt darüber sprach und sie begeistert waren. Ich habe kurz vorgestellt was wir machen, den aktuellen Prototyp (top secret!!!) gezeigt und dann diskutiert, ob das so Sinn macht und überhaupt. Auch hier die Skepsis, wer einer solchen Plattform vertrauen würde. Geld macht alles komplizierter. Aber genau das wollen wir ändern. Geld ist nicht was man als fixen Betrag monatlich bekommst, sondern aufgrund der Menge, die man arbeitet. Auch mal eine Woche nichts tun, weil man weniger ausgibt und so weniger braucht. Ständiges sparen vs. flexibles arbeiten. Nicht von einem Unternehmen abhängig, sondern selbstbestimmt. Bringt Risko und noch mehr Möglichkeiten. Insgesamt positives Feedback und Interesse an der ersten Beta. Ich hoffe wir sind bis zur re:publica so weit.

Nachtsessions!
Ich habe vor Ort geschlafen. Sessions bis spät in die Nacht. Barcampfeeling wie damals©. Speed Apping bei Romy Mlinzk. Userbing kam ziemlich gut an. Weiß jetzt auch welchen Ursprung ihr Nick hat. Twitter Selbsthilfegruppe verpasst. Dafür mit Jens Best über ‘Von Netzpolitik zu digitaler Gesellschaftspolitik’. Meist interessant, teilweise nervig. Ich mag Menschen, die nicht ganz so aggressiv und vorlaut unterwegs sind. Die besten Wortmeldungen kamen von denen, die die meiste Zeit zugehört haben. Surprise. Not. Am Ende noch dem Powerpoint Karaoke gelauscht. War in Ordnung.

Endlich ht82 getroffen und bis spät in die Nacht geplaudert. Auch spannend und einer der Hauptgründe für Barcamps seit sie inhaltlich nur noch so gut sind wie ich. Hust.

Auf einem Sitzsack geschlafen.

Sonntag: Barcamp und Fahrt nach Tirol

LOI. Luca, Oliver und das Internet. Ich liebe solche Sessions. Gemütlich zusammensitzen und etwas plaudern. Ein bisschen wie ein Live Podcast. Über meine Liebe zu Path, private Social Networks und Privacy gesprochen. Ein bisschen über dies und das. Irgendwo hatte ich noch Notizen.

Snoopsmaus Facebook Pranger. Weil so viele sich nicht an die Regeln halten und es dort abbildet, was auch offline los ist. Leider haben sie oft Erfolg. Hindert nicht am bloßstellen. Regt eher dazu an.

Selbstvermarktung mit Steffen und Oliver. Da konnte ich sogar etwas beitragen, schließlich hielt ich schon eine Autogrammstunde auf einem Barcamp. Session war aber viel zu kurz.

Immosucks. Was Immobilien Plattformen alles falsch machen. Wurde recht bald zum Makler Bashing. War alles etwas seicht. Ein paar gute Anregungen, wie man die Plattformen besser machen kann, was die anwesenden Sponsoren aufmerksam aufnahmen. Ich sehe das Problem tiefer. Die Besitzer haben keinen Anreiz selbst etwas zu machen. Die Makler funktionieren, wie sie funktionieren und die Mieter schauen doof aus der Wäsche. Ich kenne inzwischen zu viele Leute, die entweder eine Idee für eine Plattform in einem Ordner haben oder daran arbeiten oder es gelauncht und wieder eingestampft haben.

Zugfahrt nach Tirol
Nürnberg liegt etwa auf halber Strecke von Paderborn nach Tirol, wodurch ich schon nach kurzen vier Stunden in den Bergen. Müde aufgrund der vollen Tage und den wenigen Stunden Schlaf habe ich mich direkt zur Wohnung meiner Mutter begeben und mich nach etwas plaudern hingelegt. Recht unspektakulär. Kommt davon, wenn man sich keine Notizen macht.

Montag: Alte Freunde treffen

Lange geschlafen. Mit Martin getroffen. Der, dem ich beim Suchen nach einem Praktikum geholfen habe, und der bei TEDxInnsbruck mithilft. Wir kennen uns seit der Volksschule und man kann uns als beste Freunde bezeichnen.

Stefans BrotmanufakturIn der Stefans Brotmanufaktur essen gewesen. Neuer Laden in Innsbruck. Das Brot sah großartig aus, Pizzadings und Piadina, welche wir aßen, waren auch lecker. Sehr hipsterig eingerichtet. Mir gefällt’s.

Danach wollten wir zur ART Innsbruck, wo meine Schwester bei einem Ausstellungsstück mitgearbeitet hatte. Allerdings hatten wir uns verplaudert und Martin musste an seiner Diplomarbeit über Banken und ihre Filialen weiter schreiben. Ich machte mich auf den Weg nach Mieders im Stubaital zu meinem Vater.

Über mich und ihn gesprochen. Ein paar Dinge am iPad erklärt. In meinem halben Hochbett geschlafen.

Dienstag: Skifahren Hochserles Mieders

Es müsste vier Jahre her sein seit ich das letzte Mal auf Skien gestanden bin. Meine Schuhe drücken inzwischen etwas, aber es war noch auszuhalten. Wir waren auf dem Hausberg. Der wunderbaren Serles mit einem recht neuen Lift, den die Gemeinde immer wieder am Leben hält, weil die Einnahmen nicht ausreichen ohne dem Lift der Wintertourismus aber höchstwahrscheinlich komplett zusammenbrechen würden.

Ich mag Hochserles. Es ist ein kleines Skigebiet. Eine Achtergondel, mit der man in etwa 15 Minuten am höchsten Punkt ist. Zwei Doppelschlepplifte, einer entlang der Hauptpiste und einer etwas versteckt, von dem man über einen Skiweg (10 Minuten fast flach gleiten) zurück kommt. Dann noch ein kleiner Tellerlift bei der Talstation, wo ich Skifahren lernte. Mit 6 Pistenkilometer ein recht kleines Skigebiet, aber mit dem Vorteil, dass gerade unter der Woche nur wenige Leute unterwegs sein. Dies Hauptpiste ist im Vergleich zu vielen anderen Skigebieten sehr abwechslungsreich. Beginnend mit einem mittelsteilen Stück, wechseln sich steile und flache Abschnitte ab, deren jeweilige Intensität sich immer weiter steigert bis zu einem sehr steilen, manchmal vereisten Schuss, der in einem Auslauf mündet, der bis zur Talstation geht. Dadurch ist man zwischen 7 bis 20 Minuten auf der Piste. In Kombination mit den nicht vorhandenen Wartezeiten bei den Liften führt es dazu, dass das Verhältnis Zeit auf der Piste zu Zeit im Lift wesentlich besser ist als bei den meisten anderen Skigebieten.

Am Nachmittag ging es wieder nach Innsbruck. Nach einem Abstecher zu meiner Oma, Essen mit meiner Familie bei meiner Mutter.

Mittwoch: Skifahren Schlick 2000 und mehr Freunde

Mit meinem Vater, Martin, Karl, Adrian und Michael diesmal im zweitgrößten Skigebiet im Stubaital. Das Wetter war besser und ich habe ein hübsches Panorama gemacht.

Während es am Vormittag noch recht gut ging, wurde der Schnee recht schnell weich und durch die vielen Skifahrer wichen wir auf die weniger genutzten Lifte aus. Auch meine Kondition, beziehungsweise das Fehlen von ihr, machte sich bemerkbar und wir machten uns um drei nach einer Jause auf der Sennjoch Hütte auf den Heimweg.

Der Abend gehörte meiner Mutter. Ich half ihr am Computer, fluchte viel und wir sprachen über alles mögliche.

Donnerstag: Reisetag

Nochmals mit meinem Vater Essen gehen, danach Karl und Martin treffen. Feststellen, dass es nun auch einen Subway in Innsbruck gibt. Die Nachricht bekommen, dass Philip am Abend in Tirol ankommt. Wenige Stunden nachdem ich mich in den Zug nach Wien gesetzt habe. Dabei wollte ich ihn so gerne sehen. Ein anderes Mal. Das erste Eis des Jahres.

Die nächsten Stunden im Zug. In Wien bei paolo’s einen Snack geholt und dann zu Sebastian, dessen Couch ich für die nächsten Tage beanspruchen durfte.

Freitag: Emma!

Den Tag mit der kleinen Emma verbracht und viel Spaß gehabt.

In der Nacht mit Heinz noch in ein Lokal gesetzt und über Startups gesprochen. Viel Motivation mitgenommen und mich erinnert, dass man mehr mit Leuten reden sollte, die verstehen, was man macht.

Samstag: Dächer Wiens und mehr Kinder

Musst ich die Einladung zu Jelinek am Vorabend noch absagen, war ich am Samstag nach dem Frühstück mit Sebastion im Florianicafé (nicht empfehlenswert) bei margit hinke zum brunchen. kewagi wollte auch kommen, schlief aber noch, wie ich später erfuhr. So machen wir es uns in der Sonne auf dem Dach gemütlich, sprachen über Kunst und dieses Internetz. Nebenan die Nepomuk Kirche und der Blick über Wien.

Von Meral eingeladen worden. Im Keller eines Spielzeugladens, den man als Spielraum mieten kann den Großteil der befreundeten Eltern in Wien mit Kindern getroffen. Innerlich durchgequietscht. Emma war auch da.

Am Abend mit poscoleri Burger in der Wäscherei gegessen. Sein haariger Begleiter war auch dabei. Später kam ihf_a hinzu. Wir haben über vieles gesprochen und gelacht. Es tat gut. Sehr gut. Danke.

Um drei in der Früh kam es noch zum Treffen mit kewagi. Er hat vor etwa einem Jahr die Festplatte in meinem MacBook ausgetauscht. Einfach so. Er fasziniert mich noch immer und ich mag ihn. Einfach so.

Sonntag: Rubberduck +1

Nach Terminschwierigkeiten am Freitag konnten dieses Mal alle kommen und Heinz machte einen verdammt guten Käsekuchen. Dann Spielen mit Emma und Fotosession mit Tony. Weshalb ich auch in den nächsten Tage meine Avatare austauschen werde. Schönen Nachmittag gehabt. Danke.

Montag: Heimreise und Erleuchtung

Als ich nach Paderborn gezogen bin, wusste ich dass mich die Stadt nicht halten kann. Etwa so groß wie Innsbruck und ähnlich spannend. Eine nette Stadt. Aber nicht mehr. Ich habe nicht viel Energie und Zeit aufgewendet neue Kontakte aufzubauen, stattdessen habe ich jene etwas intensiviert, die es schon gab. Mit Menschen, die innerhalb von vier Stunden leben. Grüße an Christian, Denis, Pia, Sascha und die anderen großartigen Menschen. Ich bin froh darüber und werde den Kontakt sicherlich nicht abbrechen. Zugleich merke ich, wie sehr ich es genieße in Wien zu sein. Nicht wegen der Stadt, sondern wegen der Menschen. Dabei habe ich manche am Wochenende das erste Mal getroffen. Eine perfekte Lösung gibt es nicht, außer ich kaufe ein Dorf und lade euch alle ein. Aber selbst das, wird nicht ganz funktionieren. Wie es weitergeht weiß ich noch nicht, aber ich weiß, dass es tolle Menschen gibt, die mich auch ganz gut finden. Hier und dort. Ich weiß wie sehr ich meine Freundin liebe und vermisst habe, während wir getrennt waren, obwohl wir es von drei Jahren Fernbeziehung gewohnt sein müssten.

Keine Ahnung, wie es weitergeht, aber ich mag es. Alles.


CC-BY Luca Hammer (Digital Fingerprint: l0ulc6a7h6aom468m67m69eor4ka (209.85.224.91) )

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