Verdammt lang her. Ob es vielen so geht, weiß ich nicht, dem ein oder anderen sicherlich. Plötzlich holt einen die Vergangenheit ein – und es wird etwas daraus gesucht. Eine vage Ahnung, wo genau das Gesuchte sein kann, gibt es – aber eben mehr auch nicht. Ich brauchte jetzt für eine Bewerbung mein Diplom-Zeugnis. Und die Suche ging los. Mein Studienbuch fand ich, mit dem Abiturzeugnis, meinem Kinderausweis und einer uralten Meldebescheinigung. Alte Fotos lagen mit in diesem Kästchen, Fotos aus der Schulzeit, Fotos irgendwo am Pool. Damals, ich mit langen Haaren, geflochten zu einem Bauernzopf. Wo das Foto wohl aufgenommen worden war. Auf dem Papierbild steht kein Datum, so wie heute bei den Bildern auf dem Foto-Chip oder in der Cloud. Doch das Zeugnis? Weg! Verloren? Verlegt? Und so kamen die Erinnerungen. Am 10.7.1985 machte ich mein Diplom in Darmstadt. Das ist im Studienbuch zu lesen. Es war ein sonniger Tag, in der Erinnerung. Damals, ein anderer Nachname, eine andere Adresse – und das Leben noch vor sich. Knapp 30 Jahre sind das nun her. Was alles passiert ist, in dieser Zeit. Umzüge, die große Liebe, viele Jobs – nur nicht in der Architektur – Kinder, ein Haus. Ich könnte immer weiter erzählen. Den ganzen Tag dachte ich immer wieder daran. Und das alles nur, weil ich ein Zeugnis suchte. Wie gut, dass es Archive gibt – mit einem Anruf in Darmstadt konnte eine Kopie des Zeugnisses wieder beschafft werden. Und nun habe ich die Vergangenheit – erst mal – wieder abgelegt.