Wo es qualmt, brennt es auch

Wo es qualmt, brennt es auchInthronisierung im Nebel einer Packung Ernte23: Vor einem neugierigen Millionenpublikum hat Altkanzler Helmut Schmidt den derzeitig als Buchautor tätigen ehemaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Peer Steinbrück als seinen Nachfolger im Amt des Bundeskanzlers vorgestellt. Schmidt, seinerzeit vom Volk aus dem Amt gejagt, weil er die Stationierung neuer amerikanischer Atomraketen in Deutschland gegen die Bevölkerungsmehrheit durchsetzte, gilt seit seiner Neuerfindung als Weiser von der Waterkant zahllosen Wählerinnen und Wählern als eine Art politische Überinstanz ohne Eigeninteresse.
Schmidt hat nichts zu sagen und wird deshalb gern angehört, ja, das Volk, das ihn als Kanzler verabscheute, hängt geradezu an seinen Lippen, wenn er seine von allen Ämtern losgelösten Erwägungen zur Weltlage zum Besten gibt.
Diesmal empfiehlt Schmidt Steinbrück zur Wahl, denn „der kann es“, blasen die Agenturen schon lange vor Anpfiff der großen Staatsfernsehschau mit Günther Jauch in den Äther. Der echte Auftritt des elder statesman ist dann ein Skandal ohnegleichen: Nicht was Helmut Schmidt zu Griechenland und EU, zu Staatschulden und zur SPD sagt, ist bedeutsam, sondern wie er auftritt.
Der Altkanzler, an den Rollstuhl gefesselt, aber immer noch mit vollem Haar, qualmt sich durch die Sendung. In Zeiten, in denen „Tatorte“ vorsorglich rauchlos angefertigt werden, weil Produzenten und Regisseure in Erwartung künftig weiter verschärfter Gesetze nicht riskieren wollen, wegen verbotener Zigarettenwerbung eines Tages nicht mehr im Nachtprogramm nachgesendet zu werden, rebelliert der Greis als rauchendes Menetekel für die enger gewordenen Grenzen der menschlichen Individualität.
Schmidt schlotet, als lebe er allein noch vom Nikotin, Jauch und Steinbrück bemühen sich angestrengt, den dampfenden Rentner in ihrer Mitte nicht zu bemerken.
Ein schönes Beispiel dafür, wie Gleichheit funktionieren kann: Schmidt ist gleich genug, sich erlauben zu dürfen, was sonst nur Hartz4-Empfängern in den Frauentausch-Sendungen der Privatsender gestattet ist.
Schmidt zelebriert so, während er für seinen Freund Steinbrück trommelt, der vor Jahren als Ministerpräsident alle Türen weit aufriss, um der WestLB das Spekulieren an allen offshore-Märkten und mit allen Finanzinstrumenten zu gestatten, Freiheit, wie sie selten geworden ist. Akorrekt und alterstarrsinnig spricht das Idol seiner früheren Feinde wie Gott aus einer Wolke zu seinen Bewunderern. „Altkanzler Helmut Schmidt ist ein brillanter, eloquenter Gast. Einer, der sich aus dem Talkshow-Einheitsbrei abhebt“, lobt der „Stern“ am Tag danach, als sich der Rauch verzogen hat. Der „Spiegel“, der Schmidt 1982 bescheinigte, unter seiner Führung habe die SPD so viele Anhänger verloren, dass nur Klaus von Dohnanyi der Partei noch die Macht retten könne, lobt den Auftritt von „zwei klugen Männern“, die „gelassen, gelegentlich mahnend“ über die Weltlage gesprochen hätten. Weltlage. Leider werde Peer Steinbrück, schließt sich das Blatt dann einem PPQ-Vorschlag an, in Bälde Kanzler sein. Dann werde er „keine Zeit mehr für Klartext haben“.


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