Wo die wilden Menschen jagen (2016)

Wo die wilden Menschen jagen (2016)

Neuseeland 2016
Mit Sam Neill, Julian Dennison, Rima Te Wiata, Rachel House, Rhys Darby, Cohen Holloway u.a.
Drehbuch: Taika Waititi und Te Arepa Kahi, nach dem Buch von Barry Crump
Regie: Taika Waititi
Dauer: 108min

Inhalt:
Der delinquente Jugendliche Ricky Baker (Julian Dennison) wird – nach zahllosen Fehlplatzierungen – vom Fürsorgeamt zur grossherzigen Bella (Rima Te Wiata) verfrachtet, die mit ihrem verschlossenen, grummeligen Mann Hector (Sam Neill) am Rand des neuseeländischen Buschs lebt. Dort gibt es ausser Natur nichts. Der Ort und vor allem die liebende Fürsorge Bellas tut dem Jungen sichtlich gut und er öffnet sich seiner „Tante“ und seinem „Onkel“ zunehmends.
Doch dann stirbt Bella überraschend – und Ricky ist mit dem Eigenbrötler Hector allein.
Nach dieser Einleitung schlägt Taika Waititis Film einen bekannten Weg ein: den des „Buddy Movie“. Zwei Protagonisten, die sich zunächst nicht mögen, müssen einen gemeinsamen Weg zurücklegen und kommen sich dabei mit zunehmender Filmdauer näher. Der gemeinsame Weg ist hier eine Flucht: Weil Ricky eines Nachts in die Wildnis abhaut und Hector ihn tief im Busch wieder aufgabelt, um ihn den Behörden zurückzugeben, kommt es zu einem kleinen Unfall, bei dem Hector das Bein bricht. Nun kann er nicht mehr laufen, und die beiden müssen über mehrere Wochen in der Wildnis ein Lager aufschlagen. Unterdessen werden sie als vermisst gemeldet und landesweit gesucht. Weil Hector schon mal im Gefängnis gesessen hat, wird er der Kindsentführung verdächtigt.
So ist die Jagd auf die beiden „Wilderpeople“ eröffnet, die sich durch weitere Ungeschicktheiten so tief in den Schlamassel reiten, dass Hector bei ihrer Ergreifung erneut mit Gefängnis rechnen muss…

Wie ist der Film?
Das Werk des aufstrebenden neuseeländischen Regisseurs Taika Waititi (What we do in the Shadows) ist zwar insgesamt höchst originell, doch schaut man genau hin, merkt man, dass sich Waititi und sein Co-Autor eigentlich nur bekannter Versatzstücke aus den Genres Road- und Buddy-Movie bedienen. Weder ist die Handlung besonders originell, noch gibt es cinèastische Extravaganzen zu bewundern.
Trotzdem besticht der Film durch die unbekümmerte Art, wie hier Bekanntes zusammengewürfelt und auf neuseeländische Verhältnisse umgemünzt wird. Das macht Spass, gerade weil der Humor stets im Vordergrund steht; dies, obwohl die Handlung oft einen dramatischen Verlauf nimmt. Das Originelle an The Hunt for the Wilderpeople ist in der Tat der verquere Humor, der im Fortgang der Erzählung immer wieder an völlig unerwarteten Stellen aufblitzt.

Gründe, sich den Film anzusehen:
-Die Landschaftsaufnahmen sind atemberaubend. Kameramann Lachlan Milne weiss, wie man „The Bush“ effektiv in Szene setzt. Spektakulär! Man hat das Gefühl, die Geschichte sei nur ein Vorwand dafür, die urwüchsige Landschaft Neuseelands möglichst gut in Szene zu setzen…
-Die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre schrulligen Charaktere hervorragend; zudem ist in ihrem Zusammenspiel eine Chemie spürbar, die im Kino eher selten ist. Ihnen zuzuschauen ist ein echtes Vergnügen.
The Hunt for the Wilderpeople ist voll von komischen Episoden, die mit einem Minimum an Aufwand maximale Wirkung erzielen. Man schaut den Film mit einem permanenten Grinsen im Gesicht. Jede Episode bringt die Erzählung zudem ein Stück weiter.

Gründe, sich den Film nicht anzusehen:
Es fällt mir nur einer ein: Ein grosser Teil der Filmmusik ist mit dem Synthesizer eingespielt worden. Das war zwar billig, aber es ist auf Dauer eher nervtötend. Aber nur deshalb auf den Film zu verzichten, wäre doch etwas übertrieben (und schade)!
Zudem gibt es ein paar einigermassen drastische Szenen, die auf kleinere Kinder verstörend wirken dürften – etwa die Szene, wo Bella ein Wildschwein absticht. Obwohl man nie etwas Genaueres sieht, wurde der Streifen berechtigterweise erst ab 12 Jahren freigegeben.

Bewertung:
Die Regie: 7 / 10
Das Drehbuch:  8 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 8 / 10

Auszeichnungen:
Auf den internationalen Filmfestivals von Edinburgh und Bali sowie beim Fantasia Film Festival, beim Independent Film Festival Boston und beim San Francisco International Film Festival erhielt The Hunt for the Wilderpeople jeweils den Publikumspreis.
Das Calgary Underground Festival zeichnete ihn in der Kategorie bester Spielfilm aus, ebenso das deadCenter Film Festival. Die New Zealand Film & TV Awards zeichneten den Film gleich vierfach aus: Bester Regisseur, bester Hauptdarsteller (Julian Dennison), beste Nebendarstellerin (Rima Te Wiata) und bester Nebendarsteller (Sam Neill).

Verfügbarkeit:
Der Film lief in Deutschland 2016 beim Schlingel Film Festival – unter dem unpassenden, auf ein bekanntes Kinderbuch anspielenden Titel Wo die wilden Menschen jagen, unter dem er danach auch auf DVD und Blu-ray herausgebracht wurde.
Er liegt sowohl auf Blu-ray als auch auf DVD vor (deutsche Fassung & englischsprachige Originalfassung mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln).
Gestreamt werden kann er bei Amazon, Rakuten TV, Microsoft, iTunes (deutsche Fassung & US-Originalfassung mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln); bei Videoload und maxdome gibt’s die deutsche und die englischsprachige Originalfassung ohne deutsche Untertitel.  Google Play und Sony bieten den Film nur in der deutschsprachigen Fassung.
In der Schweiz kann der Film bei ex libris und bei HollyStar gestreamt werden – bei beiden Diensten in der deutschen Synchronfassung oder der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln (nur Kauf).

Der Trailer:
Ein wilder Mix aus actionlastigen Szenen gibt einen Eindruck vom Witz des Films, doch derart exaltiert wie im Trailer kommt dieser dann doch nicht daher.

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