Angeblich ist der Kapitalismus ja ein wunderbar effizientes Wirtschaftssystem, in dem der Markt alles zum Besten der Marktteilnehmer regelt – und das sind wir ja gezwungenermaßen alle. Dabei gibt es haarsträubendste Beweise für das Gegenteil. Da wären beispielsweise die Strompreise, die dank EEG-Umlage mal wieder steigen – ironischerweise weil Strom eigentlich immer billiger wird. Es sind nämlich schon so viele Privatleute und Kleinunternehmer auf die Erzeugung von regenerativer Energie umgestiegen, dass sie an guten Tagen, wenn die Sonne scheint und es windig ist, bereits mehr Strom einspeisen, als die Energiebetreiber mit ihren konventionellen Anlagen. Das führt dann dazu, dass viel mehr Strom da ist, als verbraucht wird und die Preise an der Strombörse ins Bodenlose fallen – teilweise müssen dann Abnehmer im Ausland dafür bezahlt werden, damit sie das Zeug verbrauchen (das tut dann beispielsweise Österreich, das damit seine Pumpspeicher-Kraftwerke “auflädt”) damit es in den Netzen nicht knallt.
Wenn kalt, dunkel und windstill ist, und gleichzeitig viel Energie verbraucht wird, muss dann allerdings teuerer Strom (etwa aus Österreich) dazu gekauft werden. Den Kunden kanns egal sein, sie zahlen so oder so: Die Energieversorger jammern immer und der Strompreis auf der Privatkunden-Rechnung kennt nur eine Richtung: Er steigt. Nur die Großverbraucher, die “im internationalen Wettbewerb stehen” werden geschont und müssen die Energieumlage nicht zahlen. Dabei steht doch mittlerweile fast jeder kleine Arbeitnehmer im internationalen Wettbewerb – Millionen Süd- und Osteuropäer, Lateinamerikaner, Inder oder Chinesen stehen bereit, um seinen Billig-Job selbst noch billiger zu machen. Aber der kleine Normalarbeitnehmer kann ja nicht einfach wie ein international agierender Konzern seinen Firmensitz in ein günstigeres Ausland verlegen und dem Staat eine lange Nase zeigen. Bei diesem Beispiel sind die enormen Kosten für die angeblich so billige Atomenergie noch außen vor – aber es ist ja kein Geheimnis, dass die teure und noch immer nicht gelöste “Entsorgung” des strahlenden Giftmülls nicht von den Atomkonzernen, die jahrzehntelang fetten Profit gemacht haben, sondern von den Steuerzahlern und Stromkunden bezahlt werden muss.
Ein anderes Beispiel für den herrschenden Wirtschafts-Wahnsinn ist der mehrfach subventionierte Flugverkehr. Wirtschaftlich gesehen ist es völliger Unsinn, innerhalb Deutschlands zu fliegen – trotzdem ist so manches Flugticket nicht nur billiger als die vergleichsweise absurd teure Bahnfahrkahrte – machmal kostet allein der Sprit für die entsprechende Strecke mehr! Das geht nur, weil der Staat nicht nur den Bau und den Betrieb von Flugplätzen bezahlt, beim Kerosin auf die hohen Steuern verzichtet und dann auch noch den Bau und die Beschaffung von Flugzeugen massiv subventioniert. Trotzdem gehen reihenweise Airlines pleite – weil kaum ein Fluggast die tatsächlichen Kosten für seinen Flug bezahlen könnte, wenn er denn müsste. Einen launige Artikel zu diesem Beispiel eines ökonomischen Amoklaufs kann man auf Telepolis lesen: Der Luftverkehr ist die weltgrößte und sinnloseste ABM-Maßnahme.