Wir sind das Problem! Oder: Emissionsfrei fortbewegen

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Bild mit freundlicher Genehmigung des Herstellers

EDIT: Ich habe diesen Artikel vor dem Bekanntwerden des VW-Abgas-Skandals begonnen zu schreiben. Die aktuellen Schlagzeilen geben den nachfolgenden Zeilen hoffentlich noch mehr Gewicht.

Seit ein paar Wochen fahren wir Bulli. Und ich glaube behaupten zu können, dass wir es alle schätzen und zukünftig nur noch ungern darauf verzichten wollen würden. Das Platzangebot ist überragend und nicht zu vergleichen mit bspw. einem Roomster, der vorher unsere Einfahrt schmückte und der für eine Familie größer zwei Kinder entschieden zu wenig „Room“ bietet.

Ich genieße es Auto zu fahren. Je länger die Strecke umso besser. Hörbuch rein, Armlehnen runter, ein paar Kekse im Seitenfach und ich entspanne. Gemütlich über die Autobahn zu brummen, dem (schwedischen) Urlaubsziel langsam näher zu kommen… was kann es besseres geben?

Aber leider wird dieser Genuss bereits seit einigen Jahren von einem schlechten Gewissen überschattet. Greenpeace teilte kürzlich ein Video zur Ölbeschaffungsthematik in der Arktis durch einen großen, uns allen bekannten Ölkonzern. Unterwassersprengungen die über viele Meilen zu hören sind, führen zu massiven gesundheitlichen Eingriffen bei Walen und anderen Meeresbewohnern. Greenpeace fordert auf, Maßnahmen in Form von Online-Petitionen zu ergreifen, um die Ausbeutung der Arktis zu stoppen. Doch beim Betrachten der Bilder wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich es bin, der die Qualen der Tiere zu verantworten hat. Ich bin derjenige der regelmäßig zur Tankstelle fährt, Bedarf anmeldet und somit indirekt die Sprengungen beauftragt und den Tieren schadet.

Also, was ist zu tun? Meiner Meinung nach sollten Petitionen gestartet werden die ein Zum-Puren-Vergnügen-Auto/Motorrad-Fahr-Verbot oder ein Stop-Der-Urlaubs-Viel-Fliegerei erzielen. Wir zerstören die Umwelt oft aus purem Vergnügen, nicht aus Notwendigkeit. Selbst Letzteres lässt sich meiner Meinung nach nicht rechtfertigen.

Verzicht ist daher wohl die einzige echte Alternative. Da dieser Lösungsvorschlag jedoch nicht auf sonderlich großen Beifall stoßen wird, stoppe ich an dieser Stelle meine viel zu lange und emotionale Einleitung und kehre zum ursprünglich geplanten Anliegen dieses Artikels zurück: Die Vorstellung interessanter E-Mobilitätskonzepte die Aufzeigen, dass Fortbewegung mit etwas mehr Aufwand auch deutlich umweltbewusster stattfinden kann.

Das Twike

Bereits seit einigen Jahren träume ich davon, irgendwann mal ein Twike mein/unser Eigentum nennen zu können. Das Twike ist eine Art Autofahrrad, kommt dabei aber dem steinzeitlichen Konzept der flintston’schen Fortbewegung nicht wirklich nahe. Das Twike 3 erfreut sich bereits seit 20 Jahren einer stetig wachsenden Fangruppe. Das sich noch in der Entwicklungsphase befindende Twike 5 sieht einfach nur so rattenscharf aus, dass es mit Sicherheit die Massen begeistern wird.

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Links das Twike 5 bzw. der Twike 4-Prototyp, Rechts das Twike 3 – Bild mit freundlicher Genehmigung des Herstellers

Die Hersteller des Twikes behaupten, dass eigentlich alleine ihr Fahrzeug zurecht die Bezeichnung Sportfahrzeug tragen darf. Und das nicht zu Unrecht. Öffnet man die Haube eines Twikes, findet man im vorderen Bereich Pedalantriebe, sowohl für Fahrer als auch Beifahrer, die mit einem Elektromotor gekoppelt sind. Muskelkraft wird in Bewegungsenergie umgesetzt, was zum einen die Reichweite steigert und zum anderen Muskulatur und Kreislauf trainiert.

Abgase und Lärmbelästigungen treten beim Twike schlichtweg nicht auf. Je nach Energiequelle liegt die CO2-Emmission zwischen 2 und 5 g/km. Die Bestandteile sind größtenteils recyclebar und der Akku soll über eine extrem lange Lebenszeit verfügen und nach deren Ablauf einem metallurgischen Recycling-Prozess zugeführt werden.

Alles in Allem: Wow! Ein 8-Sitzer-Twike wird es wahrscheinlich nie geben. Aber wenn die Kids mal was größer sind, parken wir einfach eine Twike-Flotte, bestehend aus 3 oder 4 Fahrzeugen, bei uns im Hof. Der aus meiner Sicht einzige aber auch entscheidende Nachteil: Ein Twike ist nicht billig. Im Gegenteil. Entscheide ich mich für die Basisausstattung des Twike 3 stehen Kosten in Höhe von 26.830,00 € an.

Weitere Informationen zum Twike findet ihr auf der Seite des Herstellers oder auch bei Wikipedia.

Das CarBike

Bei der Suche nach bezahlbaren Alternativen zum Twike, bin ich lediglich auf Konzeptideen gestoßen. Sehr angetan bin ich bspw. vom CarBike-Projekt. Hier ist von einem Mensch-Maschine-Hybrid die Rede, der eine ähnliche Idee verfolgt, wie die Twike-Macher es tun. Grundlage für das Projekt war das Fahrrad. Dieses wurde erweitert um die Optionen E-Antrieb, Wetterschutz, Beifahrersitz und Transportmöglichkeiten.

Die Hersteller peilen einen Preis von ca. 4.000 Euro pro Fahrzeug an, was natürlich eine echte Alternative zum Twike darstellen würde. 3-5 ct/km für Batteriemiete und Strom nimmt man hierbei gerne in Kauf. Auf meine Anfrage an das CarBike-Team zum aktuellen Projektstand antwortete Herr Löhr: „Bislang ist es uns nicht gelungen, unser Fahrzeug in ein bezahlbares Produkt umzusetzen. Dies kann nur in industrieller Produktion gelingen und dazu fehlen uns die Mittel. Wir bauen zwar gegenwärtig an einem weiteren Prototypen, doch ist seine Fertigstellung nicht gesichert. Wir sind auch in Kontakt mit der Industrie, doch ist dies ein sehr zähes Geschäft. Den Menschen wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt aber keine Hoffnungen machen, dass man das Fahrzeug bald kaufen kann. Es ist auch möglich, dass wir das Projekt ganz einstellen werden.“

Schade. Einem guten Projekt, das sich positiv auf Gesundheit und Umwelt auswirken würde, fehlen anscheinend motivierte und begeisterte Partner sowie Geldgeber. Weitere Informationen zum CarBike findet ihr hier: www.carbike.de.

Das Onyx-Projekt

Vielversprechend klingt ein Osnabrücker Projekt das von der Firma onyx composites entwickelt wird.. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Fahrzeug das zwei Passagieren Platz bieten soll. Stark genug und ausreichend geräumig um den Wocheneinkauf bewältigen zu können, trotz Pedale kein Fahrrad, trotz des E-Motors kein Auto, aus Hanf gebaut, usw. Laut einem Artikel der Osnabrücker Zeitung könnte das Projekt 2015 in Serie gehen. Die deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) scheint ebenfalls von der Idee begeistert und hat das Projekt bereits mit über 50.000 EUR unterstützt. Dem Endverbraucher soll das Vehikel für etwa 9.000 EUR verkauft werden. Demnach nicht viel teurer als zwei hochwertige E-Bikes.

Was denkt ihr?

Könnt ihr euch vorstellen in Twike, Carbike oder OXC E-Mobil durch die Stadt oder übers Land zu cruisen? Also ich bin begeistert. Da ich mich aufgrund unserer Situation immer mal wieder gezwungen sehe über einen Zweitwagen nachzudenken, wäre bspw. das CarBike eine tolle Alternative. Kennt ihr noch weitere Modelle, Projektideen? Die oben aufgeführten Konzepte stammen alle aus dem deutschsprachigen Raum. Andere Länder müssen hier doch auch aktiv werden…  Wenn ihr was wisst, schickt mir gerne eine Info damit ich die Liste entsprechend ergänzen kann.


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