«Wir sind als Profis fast gläsern»

«Wir sind als Profis fast gläsern»

Sie müssen beim 1. FC Kaiserslautern momentan wieder auf der Außenposition ran, weil Ihre Kollegen Thanos Petsos und Oliver Kirch nun im zentralen Mittelfeld spielen. Und das, obwohl Sie in der Zentrale der beste Vorbereiter der vergangenen Bundesliga-Saison waren. Ist das ein Problem?

Christian Tiffert: In der Zentrale fühle ich mich am wohlsten. Dort kommt mir auch meine Erfahrung zu Gute. Aber im Moment spiele ich eben wieder außen.

Dabei haben Sie einmal gesagt, dass Sie dafür eigentlich zu langsam sind.

Tiffert: Aus mir wird man mit 29 sicher keinen Sprinter mehr machen. Aber ich bin auch keine langsame Schnecke. Ich habe eine gewisse Grundschnelligkeit, kann mich aber mit manch anderen Flügelspielern nicht vergleichen.

Sie haben Ihre Karriere als Stürmer begonnen. Wie kam es eigentlich, dass Sie später zum Mittelfeldspieler wurden?

Tiffert: Damals war ich auch noch recht kräftig (lacht). Ich habe aber während meiner Karriere wie viele Spieler einfach eine gewisse Entwicklung durchlaufen.

Neben Ihnen waren Srdjan Lakic und Ivo Ilicevic in der vergangenen Saison die auffälligsten Spieler in Kaiserslautern. Beide haben den Klub verlassen. Warum sind Sie Kaiserslautern treu geblieben?

Tiffert: Das ist ganz einfach: Weil ich einen Vertrag habe. Ich habe aber auch in keinster Weise mit dem Gedanken gespielt, den Klub zu wechseln. Ich fühle mich sehr wohl und mache das nicht von Ergebnissen abhängig. Es sind zwar viele Leistungsträger gegangen und darüber haben wir im Verein auch gesprochen. Mir und allen im Verein war von vornherein klar, dass das eine sehr schwere Saison wird.

Ich frage auch deswegen, weil man das Gefühl hat, dass Sie sich mit dem Verein identifizieren und in Kaiserslautern gut ankommen.

Tiffert: (lacht) Ich wage mal zu behaupten, dass mich die Leute hier mögen. Das ist auch sehr wichtig bei so einem speziellen Verein wie Kaiserslautern und spricht für sich. Ich fühle mich hier privat sehr wohl und habe mit meiner Familie einen sehr guten Ausgleich.

Sie wurden vor dieser Saison zum Kapitän ernannt. Wie behagt Ihnen diese Rolle nach den ersten sieben Spielen?

Tiffert: Ganz gut. Ich mache das sicherlich auf meine Art und Weise. Der Druck ist für mich als Person sowieso schon immer groß genug – ob ich nun Kapitän bin oder nicht. Es ist für mich einfach nur eine Ehre. Was das Spielerische anbelangt, ist es natürlich einfacher, wenn man wie bei Bayern München zehn Nationalspieler um sich herum hat. Wir haben keine Weltstars, aber unsere Qualitäten liegen dafür in einem anderen Bereich.

Welche Qualitäten sind das?

Tiffert: Bei uns funktioniert alles nur über das Team und eine sichere Defensive. Dann können wir versuchen, unsere Nadelstiche nach vorne zu setzen, was in der vergangenen Saison oft gut funktioniert hat. Jeder einzelne Spieler muss aber an jedem Spieltag an die 100 Prozent gehen, sonst wird es sehr schwer.

Nach sieben Spielen stehen bislang nur fünf Punkte auf dem Konto. Warum läuft es bislang noch nicht rund?

Tiffert: Wir lassen uns von dem sensationellen siebten Platz der vergangenen Saison nicht täuschen. Denn man darf nicht vergessen, dass wir den Klassenerhalt erst am vorletzten Spieltag geschafft haben und der FCK die vier Jahre davor in der Zweiten Liga gespielt hat. Jetzt sind wir in einer Phase, in der es nicht gut läuft. Es ist aber nicht so, dass wir von den Gegnern abgeschlachtet werden. Das würde mich nachdenklich machen.

Mit fünf Toren erzielte Ihr Klub bislang die wenigsten Treffer der Liga. Warum hapert es vor allem im Spiel nach vorne?

Tiffert: Wir haben die komplette Offensive der Vorsaison zu ersetzen und brauchen darum länger, um uns als Mannschaft zu finden. Es hilft aber nicht, zu verzweifeln und zu lamentieren. Wir arbeiten daran, es besser zu machen.

Seite 2: Tiffert über das Spiel gegen Ex-Klub Stuttgart, Ex-Trainer Rangnick und den Statistik-Wahn in der Bundesliga

Heute Abend geht es gegen den VfB Stuttgart – den Klub, für den Sie sechs Jahre aktiv waren. Spielt so etwas während der 90 Minuten überhaupt eine Rolle oder vergisst man komplett, gegen wen man da nun spielt?

Tiffert: Die Zeit in Stuttgart liegt lange zurück und man verbindet bestimmte Stationen auch immer mit bestimmten Personen. Und von den Spielern, mit denen ich damals noch zusammen gespielt habe, ist keiner mehr dabei. Darum ist es für mich eher ein normales Bundesligaspiel.

Auswärts gab es bislang erst einen Punkt. Wie wichtig ist daher ein Sieg im kommenden Heimspiel gegen Stuttgart?

Tiffert: Für uns ist jeder Spieltag brutal hart. Und Stuttgart wird ein schwieriger Gegner. Die Mannschaft ist viel stabiler als in der vergangenen Saison. Aber das ist ein Freitagabendspiel auf dem Betzenberg. Und da ist vieles möglich.

Ihr Ligadebüt in Stuttgart gaben Sie 2001 einst unter Trainer Ralf Rangnick beim VfB Stuttgart. Wie fiel Ihre Reaktion aus, als Sie von dessen Rücktritt auf Schalke wegen eines Erschöpfungssyndroms erfahren haben?

Tiffert: Ich war erst mal sehr überrascht und wünsche Ralf Rangnick alles Gute. Es ist eine tragische Geschichte, aber ich habe Hochachtung davor, wenn Leute so eine Entscheidung treffen und Ihnen die Gesundheit wichtiger als die Karriere ist. Denn jeder weiß ja, was für einen tollen Job man als Fußballprofi oder -trainer hat.

Gab es in Ihrer Karriere auch mal Momente, in denen Sie erschöpft waren und am liebsten eine Pause eingelegt hätten?

Tiffert: Jeder Spieler muss lernen, mit gewissen Situationen umzugehen. Ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem ich das sehr gut kann und weiß, dass nicht immer alles wunderbar läuft und die Leistungskurve mal nach oben und mal nach unten geht. Grundsätzlich sage ich, dass der persönliche Druck im gesamten Fußballgeschäft in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

In welcher Hinsicht?

Tiffert: Wir müssen Woche für Woche im Volkssport Nummer eins unsere Leistung abliefern und stehen extrem im Fokus der Öffentlichkeit. Heutzutage wird alles beleuchtet. Wie oft bin ich gesprintet? Wie oft bin ich gestanden? Es werden Laufdaten erfasst, es wird die Schnelligkeit erfasst. Wir werden fast gläsern und das hat sicher nicht nur gute Seiten.

Das heißt, Sie lesen am Montag nach einem Spiel keine Zeitung?

Tiffert: In meinem Alter kann ich beurteilen, wann ich schlecht und gut gespielt habe. Warum soll ich also nachlesen, wie viele Kilometer ich gelaufen bin? Für Trainer mögen solche Statistiken vielleicht interessant sein, für mich sind sie es nicht.

Ab 20.30 Uhr: Verfolgen Sie das Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen VfB Stuttgart im news.de-Liveticker

Christian Tiffert spielt seit der Saison 2010/2011 beim 1. FC Kaiserslautern und avancierte in der vergangenen Spielzeit mit 17 Assists zum besten Vorbereiter der Bundesliga. Seine Profikarriere begann der gebürtige Hallenser 1999 bei Zweitligist Tennis Borussia Berlin. Von 2000 bis 2006 spielte Tiffert in der Bundesliga beim VfB Stuttgart, bevor er anschließend ein Jahr bei Red Bull Salzburg und drei Jahre beim MSV Duisburg unter Vertrag stand. Insgesamt machte der 29-Jährige 201 Bundesligaspiele und erzielte dabei zwölf Tore.

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Christian Tiffert – «Wir sind als Profis fast gläsern»

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