Wir sind alle in Itamar

In einer Nacht- und Nebelaktion schleichen sich Israelis in von Palästinensern bewohntes Gebiet. Unbemerkt dringen sie in Haus ein, das von einer arabischen Familie bewohnt wird. Auf bestialische Art und Weise ermorden sie die Bewohner. Ein Baby, zwei Kinder im Alter von 11 und 4 Jahren, sowie die Eltern. Um kein Aufsehen zu erregen und möglicherweise um den Hass, den sie gegen den Feind hegen stärker auszulassen verwenden sie keine Schusswaffen. Der Boden des Hauses ist blutverschmiert, ebenso das Spielzeug der Kinder. Trotz der auf abartigste Art und Weise durchgeführten Tat, gelingt es ihnen nicht die Familie gänzlich auszulöschen. Dine Tochter überlebt weil sie in dieser Nacht auf einer Veranstaltung war und später heimgekommen ist – sie war es, die ihre Familie als Erste gesehen hat – sie war es, sie die ermordeten Eltern blutüberströmt aufgefunden hat. Sie war es, die ihre Schwester und ihre Brüder in der Blutlacke sehen musste.

Die Israelis, die die Tat verübt hatten konnten fliehen. Als die Behörden eintreffen und der Meuchelmord in den nächsten Tagen publiziert wird, werden in Israel zur Feier des Tages Süßigkeiten an Kinder verteilt. Präsident Perez schweigt zu alldem, als wüsste er von nichts, Premier Netanjahu meint zynisch, er lehne Gewalt ab, die seiner Leute genauso wie die der Palästinenser.

Ein Palästineser zeigt voller Stolz, dass er das Blut eines gelynchten jüdischen Soldaten an seinen Händen hat - was wäre, wenn er Israeli wäre? http://www.charleslipson.com/speechtopics/Israeli-challenges.htm

Ein Palästineser zeigt voller Stolz, dass er das Blut eines gelynchten jüdischen Soldaten an seinen Händen hat - was wäre, wenn er Israeli wäre? http://www.charleslipson.com/speechtopics/Israeli-challenges.htm

Was schreibe ich hier eigentlich? Nachrichten? Wenn ja, dann hätten Sie sicherlich davon gelesen. Die Zeitungen wären voll davon. Die arabische Welt würde brennen, weil die israelischen Besatzer Kinder töten. Wie hieß es damals in der Aktion „Gegossenes Blei“? „Israel tötet Kinder“ – in meiner Heimatstadt habe ich damals selbst mit einem Muslim über die Offensive diskutiert. Er sah mich an „Israel tötet Kinder“. Danach war kein einziges meiner Argumente mehr gültig. Nicht Israelis töten Kinder. Juden töten Kinder.

Ja, Sie hätten davon gehört, wenn sich alles so zugetragen hätte. Ich wette mit Ihnen.

Was ich hier schreibe stimmt zur Hälfte. Was nicht heißt, dass es eine Halbwahrheit ist. Was ich hier schreibe hat sich so zugetragen. Jedoch mit unterschiedlichen Vorzeichen.

In der israelischen Stadt Itamar im Westjordanland haben in der Nacht von Freitag auf Samstag Araber beinahe eine ganze Familie ausgelöscht. Nicht wegen einer persönlichen Auseinandersetzung. Weil es sich um Juden gehandelt hat.

Ebenso stimmen die Aussagen der Volksvertreter. Nur dass der Schweigende nicht Perez, sondern Abbas (Anmerkung: Abu Mazen verlautbarte einige Tage später eine vernünftige Pressemeldung: Es handle sich um eine „verachtenswerte, unmoralische und unmenschliche Tat“) heißt und der Zyniker al-Fayad.

Was schreiben die Medien darüber? Genau soviel, wie nötig war, damit Sie schon am Anfang wussten, worum es geht.

Komplett ignoriert wurde alles natürlich nicht. Ein paar Nachrichtenmagazine haben darüber berichtet – versteckt aber doch. Die Süddeutsche Zeitung widmet beispielsweise gut die Hälfte ihres Artikels der potentiellen israelischen Reaktion darauf.

Natürlich wird es so etwas geben. Doch die Reaktion interessiert uns jetzt weniger – eher wie sich das Ergebnis der Reaktion mit der Tat verhält.

In der letzten Zeit wurde die israelisch-arabische Stimmung entspannter. Was heißt, dass die Medien besser oder gar nicht über Israel berichten.

Jetzt gehen wir zurück in die 80er Jahre, vor der Zeit der Intifada. Damals konnten Araber aus dem Gazastreifen und aus dem Westjordanland einfach nach Israel einreisen, um dort zu arbeiten. Dass es mehr als genug Arbeit in Israel gibt weiß ich aus eigener Erfahrung. In den Moshavim und Kibbutzim stellen die Israelis teilweise eine Minderheit dar, da es so viele Fremdarbeiter gibt. Permanent wird irgendwo irgendetwas gebaut. Sei es eine Brücke, eine neue Straße oder wieder einmal Tel-Aviv, das sowieso permanent anders aussieht. Partyfreudige Israelis, denen Jerusalem zu fad war, sind nach Ramallah gepilgert, da dort das Nachtleben aufregender war und auch das israelisch-jordanische Verhältnis wurde besser und besser.

Es war höchste Zeit, der Welt wieder einen guten Grund zu geben, Israel zu hassen. Es sollte nicht so aussehen, als wäre alles in Ordnung und es sollte auch nicht alles in Ordnung sein. „Sie lieben das Leben, wir lieben den Tod“, die Hamas-Parole sollte für den Zweck geradestehen, dass die Welt Israel doch verurteile.

Kauft nicht bei Juden: Damals von Rechts. http://insel-rodrigues.blogspot.com/2009_11_01_archive.html

Kauft nicht bei Juden: Damals von Rechts. http://insel-rodrigues.blogspot.com/2009_11_01_archive.html

Darüber braucht man sich doch wirklich keine Sorgen zu machen. Die Welt verurteilt Israel bereits. Es geht auch ohne Opfer aus den eigenen Reihen. Während also in Nahost versucht wird, Täter ausfindig zu machen reagiert man in Deutschland mit Boykottaufrufen gegen Israel. Frei unter dem Motto:“Kauft nicht beim Juden“.

In Bremen organisierten zweifelhafte Gestalten einen „Warum man nicht beim Juden kaufen sollte“-Infotag. Die deutsche Partei „Die Linke“ berichtet stolz über dieses Ereignis und berichtet ebenso stolz über den moralischen Sieg, den man errungen hat. Im Wortlaut:

Mit vielen Passanten hätte man diskutieren können und Informationen weitergeben können. Erschreckend allerdings wäre die verbreitete Unkenntnis über die Politik Israels in den besetzten Gebieten.

Kauft nicht bei Juden. Heute von Links. http://www.die-linke.de/

Kauft nicht bei Juden. Heute von Links. http://www.die-linke.de/

Sehr gut. Israel muss aufgrund seiner Politik unbedingt boykottiert werden. Wegen Politik nicht boykottiert werden müssen:

  • Saudi-Arabien
    • Exportprodukte: Hauptsächlich petrochemische Erzeugnisse, wie Benzin, Diesel und Öl
    • Begründung: Platz 4 auf dem Index der weltweit stärksten Christenverfolgung, blutige Niederschlagund der friedlichen Proteste der letzten Monate, Unterdrückung von Frauen
  • Türkei
    • Exportprodukte: Nüsse, Gewürze, Hülsenfrüchte, Baumwolle, Oliven, Rohstoffe, sowie Tourismusland
    • Begründung: Teils blutige Unterdrückung von Kurden, Armeniern und Christen (Platz 30, somit etwas besser als in Myanmar), Untergrabung der Sanktionen gegen den Iran, bis heute gesetzliches Verbot an „Beleidigung der türkischen Nation, des Staates der türkischen Republik und der Institutionen und Organe des Staates“ ebenso gesetzlich verboten ist die Bestätigung des Armenier-Genozids im Jahr zwischen 1915 und 1918
  • Volksrepublik China
    • Exportprodukte: Es ist einfacher Produkte aufzulisten, die NICHT in China produziert wurden, dennoch: Elektronikprodukte, Bekleidung, Möbel, Bergbauprodukte
    • Begründung: Permanente Menschenrechtsverletzungen im besetzten Gebiet Tibet, blutiger Niederschlagung des Uiguren-Aufstandes 2009, scharfe Internet- und Pressezensur, sowie ernstzunehmende Drohungen gegenüber der Demokratischen Republik China (Taiwan)

Die Liste der Staaten gegen die nicht regelmäßig demonstriert wird ließe sich noch beliebig fortsetzen (Staaten gegen die Linke nie Protestieren sind beispielsweise Kuba und Venezuela). Es gibt kaum Nationen, die keine Leichen im Keller haben. Israel ist da natürlich keine Ausnahme, trotzdem ist es die Regel, dass Israel kritisiert wird – wobei die Kritik meist nicht so etwas wie eine Begründung benötigt. Schon gar keine Vernünftige. Es ist immerhin sehr einfach „Freunde“ zu finden, die einer Meinung sind, dass man etwas gegen die Juden unternehmen müsse. So fanden sich auch auf der Veranstaltung in Bremen auch in gewisser Hinsicht „sitzengebiebene“ Personen, die meinten, ihre „Generation war für den Judenmord verantwortlich – die Palästinenser sind Opfer des Holocaust. Denn ohne den gäbe es Israel nicht“. So gesellt sich unter dem Künstlernamen „Antizionismus“ recht viel Geschmeiß – ist doch der Antisemitismus der Antikapitalismus der geistig Armen.

In Itamar wurde keine unbekannte Siedlerfamilie beinahe ausgelöscht. Wir sitzen alle in Itamar und gehen davon aus, dass mit Scheinheiligkeit und Ignoranz über alles hinweggeschwiegen werden kann, bis sich die Probleme von selbst lösen. Jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, dass das nächste Licht, das erlischt nicht unser eigenes ist. Es liegt an jedem Einzelnen, sein Bestes zu geben und es liegt an jedem Einzelnen, nicht an jede Nachricht zu glauben, weil sie die Billigste ist. Es liegt an jedem Einzelnen, ob man die Stärke besitzt abzuwiegen, bevor man urteilt, oder ob man sich selbst als höchste Autorität betrachtet und Richtersprüche fällt.

Hiermit lade ich jeden Leser herzlichst dazu ein, meinen Artikel zu zerreißen und zu behaupten, dass alles was ich hier schreibe gelogen ist. Möglichst bitte mit einer halbwegs vernünftigen Begründung.

Ein Beispiel dazu als Abschluss des Artikels:

Gute Begründung: Gaddafi muss weg, da er ein Diktator ist, der spätestens jetzt komplett den Verstand verloren hat und da seine Leichenhaufen im Keller alles andere als gering sind: Finanzierung von Terroristen ist nur ein Schlagwort.

Schlechte Begründung: Gaddafi ist ein richtiger Jude, der Libyen unterdrückt:

Man beachte das Sternchen - und man mache sich Gedanken darüber, wer Gaddafi nachfolgen wird... http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/642026/Spott-fuer-den-Diktator_Gaddafi-als-Hitler-und-Kakerlake?gal=642026&index=6&direct=634545&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/634545/index.do

Man beachte das Sternchen - und man mache sich Gedanken darüber, wer Gaddafi nachfolgen wird... http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/642026/Spott-fuer-den-Diktator_Gaddafi-als-Hitler-und-Kakerlake?gal=642026&index=6&direct=634545&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/634545/index.do

Quellen:

Artikel zum Mord in Itamar:
http://www.haolam.de/index.php?site=artikeldetail&id=4743
http://blog.zeit.de/joerglau/2011/03/14/das-massaker-von-itamar_4726

Pressemeldungen:
http://heplev.wordpress.com/2011/03/12/funffach-mord-in-itamar-und-unsere-medien/

„Kauft nicht beim Juden“:
http://www.dielinke-bremen.de/nc/politik/aktuell/detail/zurueck/bremennews/artikel/boykottaktion-in-der-wachmannstrasse/
ILI-Newsletter vom 13.03.2011

Christenverfolgung (Stand März 2011):
http://www.opendoors-de.org/verfolgung/laenderprofile/

China:
http://www.zeit.de/online/2009/28/ohne-zukunft-in-china
http://exiinformes.nosis.com.ar/ExiInformes/China-Wichtigste-Import-und-Exportprodukte-Kapitel-Chinas-220460-DE.aspx


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