„Die Welt ist eine Kloake/ Man muss sie ausräumen“, wettert der zunächst völlig hilflos wirkende „Weltverbesserer“, während er von seiner Frau in den Sessel gehievt und in Position gebracht wird, um mit seinem Monolog zu beginnen. Im Morgenmantel, barfuß und zerzaust sitzt er nun da und lässt – immer wieder unterbrochen durch Klagen über seinen Gesundheitszustand – jene bekannten bernhard’schen Hasstiraden ab: Die Welt ist eine Kloake, sie müsste ausgeräumt werden, aber weil naturgemäß niemand diese Kloake räumt, bleibt sie was sie ist. Kein Weltverbesserer ist in der Lage diese „Weltkloake“ nachhaltig zu säubern. Meist fehlt es auch an Durchhaltevermögen, wie die kleine Geschichtsstunde deutlich macht. Gandhi, Voltaire, Willy Brandt: alle tot – Snowden: fast tot.
Überwiegend dreht sich der abendfüllende Monolog um die Ehrendoktorwürde an jene namenlose Person des Weltverbesserers, die an diesem Tag stattfinden soll. Ein paar Herren werden zum Essen erwartet, um ihm den Titel zu verleihen, den er sich durch sein „Traktat zur Verbesserung der Welt“ verdient hat. Unglücklicherweise wird gerade durch die ihm hierfür verliehenen Titel und Orden deutlich, dass niemand sein Traktat verstanden hat. „Mein Traktat will nichts anderes/ als die totale Abschaffung/ Nur hat das niemand begriffen/ Ich will sie abschaffen/ und sie zeichnen mich dafür aus“.
Man hört ihm gerne zu, diesem Weltverbesserer, obwohl kaum einer sagen könnte, was das unerträglich Bernhardsche erträglich macht. Die Aufführung im Rationaltheater ist wohl nicht zuletzt deshalb mehr als erträglich, weil Titus Horst in der Hauptrolle absolut überzeugt und allen Zuschauern den bernhardschen Humor greifbar machen kann. Andreas Wiedermann gelingt eine solide Inszenierung, voller Hingabe an die sehr anspruchsvolle Sprache, im entspannten Ambiente des Rationaltheaters – ein Thomas-Bernhard-Abend durch und durch.
Nur noch heute, am 20. März, zu sehen, um 20 Uhr im Rationaltheater!