Guten Morgen ihr Lieben,
es gibt Menschen im Leben, die einem ähnlicher sind als man je dachte. Man teilt gewisse Erlebnisse und dadurch resultierende Eigenschaften. Man kommt oft ganz unbedacht ins Gespräch und fühlt sich verstanden und gehört.
Die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter ist ab und zu problembehaftet. Sie ist schwierig, unnahbar und oft nicht greifbar. Wieso das so ist, kann ich nicht sagen. Es ist wahrscheinlich, wie in jeder Familie individuell und eben anders. Die Kinder suchen nach dem Warum, nach Antworten oder aber Sie finden einen Weg, für sich selbst damit umzugehen, was war, ist und immer sein wird.
So wie eine wunderbare Frau, die mich bat diese Zeilen zu veröffentlichen. Sie und ihre Zeilen stehen symbolisch für viele Töchter und nun gehört dieser Raum ganz ihr.
Wir hatten es nicht leicht.
Du warst jung. Wirklich jung. Du hattest nicht mit mir gerechnet. Und doch haben wir uns gefunden. Oder ich dich. Plötzlich war ich da. Und du standest da. Allein. Und jung. So furchtbar jung. Es ist nicht leicht, das zu wissen. Dass ich nicht erwartet wurde. Doch du hast dich gefreut. Vor ein paar Wochen hast du mir das zum ersten Mal gesagt. Worte, die ich gern schon früher gehört hätte.
Du hattest es nicht leicht.
Ich war da. In dein Leben gestolpert. Über Nacht. Du warst allein. Und ab jetzt doch nie wieder. Warst ganz am Anfang dieses Weges. In deiner neuen Rolle. Und schlepptest noch so viele alte Rollen mit. Unschöne Erinnerungen. So viel Ballast. Fehlende Vorbilder. Du hattest Pläne. Es anders zu machen. Du musstest versuchen, Liebe schöpfen. Für mich. Und das aus luftleerem Raum. Geborgenheit aufbauen. Und das auf brüchigem Parkett.
Du tatest, was du konntest. Ich weiß das. Du hattest es nicht leicht.
Da waren zu viele Grenzen um dich herum. Und die eine grobe Stimme, die dich jahrelang in der Hand hatte. Als du selbst noch Kind warst. Dieser Mensch, der dir kein Wegweiser war. Der austeilte und dich nicht zu dem werden ließ, was du wohl hättest sein können. Und der auch jetzt die klare Richtung vorgeben wollte. Du warst schließlich noch jung. Was traute man dir zu? Du warst noch gefangen. An eben jenem Ort, der eigentlich ein Zuhause hätte sein sollen und der es dir jahrelang so schwer gemacht haben musste. Und da war ich. Plötzlich. Mit all der reinen Liebe, die einem der Weltenanfang beschert. Ich war so schwierig, sagst du. So viele Tränen. So laut. Zuwendung fordernd, Nähe nicht vertragend. Sagst du. Es war Liebe. Da ist immer Liebe zwischen diesen zwei Menschen. Dem Großen und dem Kleinen. Aber unsere hatte Stolpersteine. Viele davon. Wir hatten sie nicht verdient.
Ich hatte es nicht leicht.
Ich hab dich gebraucht. Und geliebt. Gleich bedingungslos. Das liegt in der Natur. Dafür sind wir gemacht. Und ich weiß, du tatest, was dir möglich war. Ich wurde größer. Und für dich anstrengend. Sagst du. Ich war oft traurig. In meiner Erinnerung sind viele Tränen. Und Angst. Viel Angst. Sie wurde belächelt. Ich hörte harte Worte. Häufig. Getarnt als Humor. Aber messerscharf. Und genau treffend. Niemand trifft mich so wie du. Noch immer nicht. Heute weiß ich, dass das nicht wirklich deine Worte waren. Sondern Muster.
Abgespult. In Hilflosigkeit und Überforderung. Und manchmal, da galten sie vielleicht nicht mal mir. Aber ich war die, die sie hörte. Die sie bis heute hören muss. Angst wurde mein Schatten. Manchmal wird er größer als ich. Und dann sieht er aus wie du. Mit erhobener Hand oder scharfer Zunge.
Ich bin, wer ich bin. Bin genau das geworden, was ich konnte. Wegen mir. Wegen der Welt. Und wegen dir. Ich hatte es nicht leicht.
Ich konnte dir nichts sagen. Lange habe ich es nicht verstanden. Nur alles getan, damit du mich siehst. Manchmal hast du das. Aber was du gesehen hast, gefiel dir oft nicht. Und ich habe es hart zu spüren bekommen. An der Liebe ändert es nichts. Ich bestehe daraus. Es ist seit jeher die stärkste Kraft in mir. Und doch mein Kryptonit. Wenn ich einmal liebe, vergeht es nie. Selbst dann nicht, wenn ich es will. Nichts konntest du je tun, nichts wirst du je tun, dass dieses Band zerstört. Gewünscht habe ich es mir. Manchmal. Ich hatte es nicht leicht.
Wir hatten es nicht leicht.
Du hattest niemanden an deiner Seite. Niemanden, der deine Hand gehalten hat. Und so fiel es dir schwer, meine zu halten. Du hattest nichts. Nur ein gebrochenes Herz, voller Angst und Selbstzweifel und einen Korb voller schmerzender Sätze. Das ist kein gutes Polster. Kein guter Start. Als Mutter. Es wurde das Polster, auf das du mich bettetest. Auf dem ich groß wurde. So groß es eben ging.
Wir hatten es nicht leicht. Ich erinnere mich an alles. An jeden Schlag. Jedes schneidende Wort.
Aber auch an die kleinen Funken. Da waren welche. Glimmten auf und wärmten. Nein, da war auch Gutes. Und je älter wir wurden - du und ich - je mehr Begleiter da kamen. Du deine andere Hälfte fandest. Umso mehr konnte da ein wenig von der Person leuchten, die du vielleicht hättest werden sollen. Du tust, was du kannst. Versuchst andere Wege. Willst besser sein, als dein Schatten. Ich weiß es.
Ich habe auch kein gutes Polster. Als Mutter. Aber mein Kind legte ich nicht darauf. Ich erschuf ein neues. Gewebt aus Liebe, Stolz, Zuwendung, Respekt, Fürsorge und Augenhöhe. Gefüllt mit Wertschätzung, Nähe und Bedingungslosigkeit. Darauf liegen meine Kinder. Sitzen, stehen und gehen sie. Ich habe den Absprung geschafft. Vielleicht wegen mir. Vielleicht wegen den Menschen, die ich mir suchte. Und vielleicht ein bisschen wegen dir.
Denn Liebe war da. Sie ist es trotzdem. Und wird es immer sein. Doch wir hatten es nicht leicht.
Meine Liebe, ich danke Dir für dein Vertrauen.
Habt auch ihr euch schon so gefühlt?
Erzählt mir davon
Eure Glucke
Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, hochschwanger mit dem Babyprinzen,Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.