„Wir fliegen nicht nach Madrid, um Urlaub zu machen!“

Am 22.06.2018 werden im Polideportivo Jose Caballero in Alcobenda, einer Vorstadt im Norden von Madrid, Joana Pastrana (13 Kämpfe, 12 Siege, 4 durch KO, 1 Niederlage) und Özlem Sahin (26 Kämpfe, 24 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) im Ring aufeinandertreffen. Beide wollen den vakanten Titel der International Boxing Federation im Minimumgewicht erringen. Es verspricht ein sehr guter Kampf zu werden.
Beide Boxerinnen sind keine ausgesprochenen Puncherinnen. Beide haben nur eine KO-Rate von 33%. Es ist daher relativ wahrscheinlich, dass der Kampf über die volle Rundenzahl gehen wird. Pastrana ist mit ihren 27 Jahren die jüngere Boxerin. Sahin ist 41. Die Jugend spricht für Pastrana, die Erfahrung für Sahin, die doppelt so viele Kämpfe absolviert hat wie ihre spanische Kontrahentin.
Pastrana hat bis jetzt zwei Titelkämpfe im Minimumgewicht bestritten, einen um den World Boxing Council Silver Titel und einen um den der European Boxing Union. Den letztgenannten konnte sie für sich entscheiden. Sahin machte bis jetzt sechs Titelkämpfe. Sie gewann den Interimstitel der Women’s International Boxing Federation im Junior Fliegengewicht und im Minimumgewicht die WM Titel der WIBF, Global Boxing Union, Universal Boxing Organization und den Interkontinental Titel der World Boxing Federation.
„Natürlich bin ich Außenseiter, wenn ich in Madrid boxe. Joana Pastrana ist eine sehr starke Boxerin. Sie wird von der ersten Minute an Druck machen. Wie sie letztes Jahr Sandy Coget besiegte und dadurch Europameisterin wurde, war schon beeindruckend. Aber wir fliegen nicht nach Madrid, um Urlaub zu machen! Wir rechnen uns eine Chance aus und die wollen wir auch nutzen. Es wird ein sehr harter Kampf.“
„Wir fliegen nicht nach Madrid, um Urlaub zu machen!“
Am Beispiel von Özlem Sahin kann man sehen, dass Profiboxen, besonders wenn es Frauen betreiben, sehr viel Idealismus braucht. Kaum ein männlicher Berufsboxer kann von seinem „Beruf“ leben. Bei den Frauen ist Situation noch viel schlimmer. Sahin ist eine berufstätige Frau. Sie ist Werk-Verpackungsbeauftragte für Bosch in Waiblingen. Dort gibt es ein „Diversity Management“. Ihr Arbeitgeber Bosch stellt sie immer wieder von der Arbeit frei, damit sie ihre Profiboxkämpfe vorbereiten und machen kann. Ihr Trainer ist Sebastian Tlatlik, und der hat sein Gym in Essen. Also fährt Sahin donnerstags abends, nach der Arbeit, von Ludwigsburg, wo sie wohnt, nach Essen – 425 km. Und am Sonntagabend, nach der letzten Trainingseinheit fährt sie wieder 425 km zurück, um am Monatag wieder bei Bosch „zu schaffen“. Während sie in Essen ist, macht sie noch Home Office, was nichts anderes heißt, als dass sie in ihrer trainingsfreien Zeit an ihrem Laptop arbeitet. Ohne die Unterstützung von Bosch könnte ich gar nicht boxen“, erklärt Sahin. „Alle unterstützen mich, mein Werksleiter, Herr Böhm, meine Gruppenleiterin, Fr. Erk, meine Kolleginnen und Kollegen. – einfach alle“.
Sahin: „Ich kann mich glücklich schätzen, dass GAZI mich seit Jahren unterstützt. Ohne diese Unterstützung hätte ich schon lange mit dem Boxen aufhören müssen. Ohne GAZI gäbe es mich als Boxerin gar nicht. Ich kann gar nicht oft genug meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen.“
Der Kampf zwischen Joana Pastrana und Özlem Sahin wird höchst wahrscheinlich im spanischen Fernsehen übertragen. Das spricht einerseits für den Stellenwert des Frauenboxens in Spanien und andererseits für den Bekanntheitsgrad von Pastrana. – Wann ist eigentlich zuletzt im deutschen Fernsehen ein Frauenboxkampf übertragen worden? –
Also, am 22.06.2018 in Alcobenda bei Madrid wird es eine Veranstaltung geben, bei der ein großer Frauenboxkampf zu sehen sein wird.
© Uwe Betker


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