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7Horror

Der genreverwandte Nachfolger von Jordan Peeles Get Out zeigt auf verstörende Art und Weise, dass der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor nun auch den puren Horror raffiniert und gesellschaftskritisch zu inszenieren vermag. Was dabei raus kommt, ist eine Form der Home-Invasion außergewöhnlichen Ausmaßes.

Im Kalifornien der 1980er Jahre verläuft sich die kleine Adelaide eines Abends in einem Spiegelkabinett, in dem sie nicht nur ihrem eigenen Spiegelbild begegnet. Jahre später reist Adelaide Wilson (Lupita Nyong’o) mit ihrem Mann Gabe (Winston Duke), sowie ihren Kindern Zora (Shahadi Wright Joseph) und Jason (Evan Alex) an denselben Ort, an welchem sie als junges Mädchen traumatisiert wurde, um dort ihre Ferien zu genießen. Als eines Nachts plötzlich vier uneingeladene, jedoch bekannte Besucher, vor ihrem Haus stehen, beginnt die familiäre Gelassenheit zu bröckeln.

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Nach Peeles fulminantem Erfolgsfilm Get Out, der ihm 2017 vier Oscar Nominierungen und den Oscar für das beste Drehbuch gebracht hat, ist sein neustes Werk Wir einer der meist antizipierten Filme des Jahres. Relativ früh erkennt man, dass Jordan Peele, der auch in Wir das Drehbuch selbst geschrieben hat, ein gutes Händchen für atmosphärische Unheimlichkeiten besitzt. Obwohl klassische Horror-Elemente, wie man sie bereits aus unzähligen Schockern kennt, nur sehr selten vorkommen, lässt sich Peeles zweites Projekt ohne Zweifel dem Horror-Genre zuordnen. Der Fokus liegt hier auf der unheimlichen Atmosphäre, die verstärkt wird durch antagonistische Figuren, deren Einzigartigkeit in der Verrücktheit ihrer Komplementarität zu den Protagonisten liegt.

Inszenatorisch ist das Werk sehr intelligent gestaltet, liefert immer wieder Referenzen auf seine eigene verstrickte Handlung und verweist auf zurückliegende, sowie zukünftige Plot Entwicklungen. Jordan Peele ist den Zuschauern immer einen kleinen Schritt voraus, jedes Mal, wenn man denkt man hat das verzwickte Plot-Gebilde durchschaut, wird man sofort in eine neue Richtung gehetzt. Dadurch entstehen über die gesamte Spielzeit kaum langatmige Stellen und die Handlung bleibt interessant.

Aufgrund des wunderbaren facettenreichen Schauspiels von Lupita Nyong’o in der Hauptrolle haucht sie der steigenden Ambivalenz zwischen ihr und der Antagonistin erfrischendes Leben ein. Auch die Kinder (Shahadi Wright Joseph und Evan Alex) liefern eine großartige schauspielerische Leistung ab, was dem düsteren Tonus zugutekommt. Leider funktioniert Winston Dukes Figur des Ehemannes und Vaters destruktiv für die sonst so starke Stimmung, er ist ein zu hoch frequentiertes Comic Relief Stilmittel und lässt den Gruselfilm beinahe in eine Horror-Comedy abdriften. Dies führt zu einer der größten Schwächen von Wir, nämlich dass mehrere stilistische Linien verfolgt werden und sich auf keine konsequent fokussiert wird. Und genau durch diese Unsicherheit in seiner Aussage, verlieren die gesellschaftskritischen Aspekte und Subtexte an Bedeutung. Es fehlt das undogmatische hin und her spielen des gesellschafts-ermahnenden Balles zwischen Handlung und Aussage. Bei Get Out funktioniert dies um einiges besser.

Mit Wir schafft es Jordan Peele einen unheimlichen, aber erfrischenden Horrorfilm ins ausgelutschte Gruselkino der letzten Jahre zu bringen, dessen Stärken in der dichten Atmosphäre, dem überzeugenden Schauspiel und dem breiten Interpretationsspielraum seiner tieferen Symboliken liegen.

Regie und Drehbuch: Jordan Peele, Darsteller: Lupita Nyong’o, Winston Duke, Evan Alex, Shahadi Wright Joseph, Elisabeth Moss, Tim Heidecker, Filmlänge: 116 Minuten, Kinostart: 21.03.2019

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Autor

Adrian Zerlauth

 

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