Willi, nein! (1)

“Ich habe Frau Schneider, Herrn Müller und Herrn Weber untersucht, du kannst sie jetzt verlegen!”, erklärte Willi stolz. Ich ließ fast meinen Stift fallen.
“Erstens, Willi, bin ich heute nicht für die Entlassungen zuständig und zweitens, hättest du bei Visite zugehört, so wäre dir aufgefallen, dass weder Herr Weber noch Frau Schneider heute entlassen werden.” Willi wurde puterrot. Er gab sich ja echt Mühe in letzter Zeit, aber sowas… “Außerdem…”, fügte ich nach einem Blick über die Betten hinzu, “auch wir verlegen Patienten in der Regel nicht, wenn sie noch intubiert sind.” Dabei zeigte ich auf Frau Schneider, der unübersehbar ein Tubus aus dem Mund ragte.  Willi blickte bedröppelt drein. Irgendwie tat er mir leid. Er hatte es ja gut gemeint, aber in üblicher Willi-Manier mal wieder nicht aufgepasst.
“Na gut… Herr Weber ist ja nicht schlecht beieinander.” Ich legte meinen Stift ab und ging ans Krankenbett. Willi folgte mir. Ich nickte dem Patienten kurz freundlich zu, dann wandte ich mich seiner Kurve zu. “Wir können Herrn Webers Fall gemeinsam besprechen, und dann kannst du ihn heute bei Visite vorstellen, ok?”, fragte ich ihn. Ich kam mir vor wie ein heiliger Samariter, eigentlich war es bei Strafe verboten, Willi auch nur in die Nähe eines Patienten zu lassen, aber andererseits hatten wir auch eine Ausbildungspflicht, und der Gashahn würde es sicher begrüßen, wenn ich mich ein wenig um Willis Ausbildung kümmerte.
“Also…”, fing ich an. “Zuerst einmal musst du alle Informationen über den Patienten ordnen und dir überlegen, was relevant ist. Herr Weber liegt ja schon seit ein paar Tagen hier, da musst du nicht wieder bei Adam und Eva anfangen, weil alle, die auf Visite mitgehen, den Patienten ja schon kennen. Fokussiere daher auf aktuelle Probleme und formuliere einen Lösungsansatz. Wichtig ist, dass du einen Plan hast, wie der Patient schnellstmöglich die Intensivstation wieder verlassen kann. Dazu musst du…” In diesem Moment riss ein lautes Piepsen mich aus meinem Redefluss – der hausinterne Reanimationsalarm.
“Mist.”, schimpfte ich.
“Darf ich mit?”, rief Willi mir nach, als ich in Richtung Ausgang rannte.
“Definitiv nicht!”, schrie ich zurück. “Du bleibst da und denkst über das nach, was ich dir gesagt habe!” Das würde dann wohl diesmal nichts werden mit der Patientenvorstellung für Willi, aber vielleicht beim nächsten Mal, er war schließlich noch eine Weile da.

Der Alarm stellte sich als Fehlalarm heraus, so dass ich zehn Minuten später wieder die Intensivstation betrat. Die Visite sammelte sich gerade – am Bett von Herrn Weber. Ich sah Willi nach der Kurve greifen und ein wichtiges Gesicht machen. Er würde doch nicht etwa…
“Anna!”, rief der Gashahn erfreut, als er mich sah. “Der Kollege Willi sagte uns, dass Sie ihn schon sehr gut vorbereitet hätten auf die heutige Visite. Daher freuen wir uns auch ganz besonders, dass Willi uns jetzt den Herrn Weber vorstellen wird – inklusive Therapieplan, wie Willi uns sagte. Ich bin wirklich sehr gespannt!” Dabei lächelte er Willi aufmunternd zu.
Mein Gesicht erstarrte zu einer Maske. Das konnte ja nur Ärger geben…


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