Wikileaks: Die Irak-Protokolle und SPON

Beobachtet man die Reaktion der JOURNAILLE, voran SPON, auf die Veröffentlichungen, dann wird an und für sich unübersehbar, wie “schonend” man mit den Verantwortlichen für diesen völkerrechtswidrigen und verlogenen Krieg der Bush-Administration umgeht. Man muss schon genauer hinsehen um zu erkennen, mit welcher Raffinesse von den Verantwortlichen und den Hintergründen abgelenkt wird, die zu diesem Krieg geführt hatten.

Dass der Irak-Krieg ein Verbrechen der US-Administration war, wird wie selbstverständlich verschwiegen, obwohl das von der US-Regierung und der englischen Regierung aufgebaute Lügengebäude längst offenkundig ist. Da übergab man damals einen Al-Qaida – Führer auf Anweisung der Bush-Administration über zunächst FBI, dann an CIA, weil die Kollegen zu “zahm” waren, an Folterer in Ägypten, damit man ein “bestelltes, inhaltlich vorgegebenes” unter Folter erpresstes Geständnis dem damaligen Außenminister Powell vorlegen konnte, um seine letzten Zweifel auszuräumen.

In der ARTE – Reportage “Taxi zur Hölle” sind die Vorgänge dokumentiert; der Film sollte zur Pflichtlektüre für jeden Politiker werden, aber auch in den Schulen gezeigt werden, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen können, schon gar nicht mit “wegschauender oder gar aktiver Unterstützung” der Europäer. Wenn es ein Verdienst der Regierungszeit von Gerhard Schröder gab, dann war es die Weigerung an der Teilnahme des verbrecherischen Irak-Waffenganges.

Wenn angesichts der Wikileaks – Veröffentlichungen SPON in dem Artikel auf das “Ansehen der USA” abstellt, das durch diesen Krieg beschädigt sei, dann wird die Verantwortung auf ein ganzes Land mit seiner Bevölkerung abgewälzt, obwohl alleine eine kleine Gruppe von kriminellen Regierungsmitgliedern für den Krieg und die Beschaffung und Verbreitung gefälschter Unterlagen und Berichte war.

Wenn SPON in dem Artikel sogleich auf Maßnahmen abstellt, die amerikanische Soldaten schützen sollen, indem man “Namen” und “Orte” usw. herausgenommen hat, dann wird der Eindruck einer zu rechtfertigenden Schutzwürdigkeit der Beteiligten vorgegeben. In Wirklichkeit geht es darum, der Veröffentlichung durch Wikileaks noch so etwas wie Illegalität anzudichten bzw. die US-Administration zu schützen, die auch heute noch viele begangenen Verbrechen deckt bzw. die Täter ungeschoren lässt. Nach den Usancen des Internationalen Gerichtshofes hätte man einige Mitglieder der “Bush-Administration” und G.W. Bush selbst längst vor dem Internationalen Gerichtshof anklagen müssen.

Aber eine Zeitschrift, die nach dem II. Weltkrieg auch dem Einfluss der US-Geheimdienste bzw. dem “Umerziehungsprogramm” unterlag, wird sich nicht gegen die wirklichen Täter wenden.

Da wird vielmehr beinahe stolz klingend angedeutet, dass man sich mit offiziellen Stellen der US-Administration bei der Abfassung des Artikels abgestimmt hat, damit eine “vermeintliche Gefährdung” ausgeschlossen ist. Eine Art “Euphemismus” in der geschickten Argumentation, damit der Vorwurf der Illegalität  bezogen auf Wikileaks indirekt erhalten bleibt und von der Verantwortung der Obama-Administration für die bis heute nicht verfolgten Verbrechen der Bush-Administration abgelenkt werden kann. VERBRECHEN können offenbar nur auf der Ebene der Soldaten und “Zivilfirmen” (Stichwort: Blackwater) stattfinden.

Interessant ist der Hinweis bei SPON, dass in den 400.000 Dokumenten nur “achtmal” das Wort “Demokratie” vorkam.

Dieser Hinweis ist mehr als bemerkenswert. Wollen die SPON – Autoren darauf abstellen, dass nur die Soldaten vor Ort für die einzuhaltenden Werte einer Demokratie verantwortlich sind? Spätestens seit den Nürnberger Prozessen werden “Regierungsverbrecher” verfolgt! Da wäre doch die Frage zu stellen, warum in den USA die damals geschaffenen Rechtsgrundsätze, die sogar aktuell dazu führen, dass ehemalig Staatsoberhäupter in Den Haag angeklagt und verurteilt werden, nicht angewandt werden?

Auch dieser SPON-Euphemismus will von der direkten Verantwortung der Bush-Administration für Folter, Entführungen, Auftragsmorde, Guantanamo und das Führen völkerrechtswidriger Kriege ablenken, die für die dann folgenden Ereignisse in den Ländern Irak und Afghanistan und Pakistan unmittelbar verantwortlich sind.

Und die derzeitige Obama-Administration deckt die Verbrechen der Bush-Administration weitgehend. Anfängliche Überlegungen, G.W. Bush vor Gericht zu bringen, der sich sogar vor Ende seiner Amtszeit für sich und seine Regierung ein “Extra-Gesetz” geschaffen hatte, das ihn und seine Kumpane für “Regierungshandeln” straffrei stellt, wurden schnell aufgegeben. Dieses Sondergesetz, das die Bush-Adminstration vor Strafverfolgung bis heute schützt, ist an “rechtlicher Absurdität”  in einer Demokratie kaum zu überbieten.

Aber davon soll bei SPON nicht die Rede sein, wenn es um die Ereignisse im Nahen Osten geht; da zählt man lieber das Wort “Demokratie” in den Berichten der Soldaten.

Wer sich „realitätsnäher“ weiter informieren will, dem empehle ich die Lektüre des HINTERGRUND – Artikels.



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