Wieviel Helikopter steckt in mir?

Kinder brauchen Flügel

Das Thema Helikoptereltern und Overparenting hatte ich schon einmal im Beitrag Eltern machen alles falsch??? erörtert. Nicht erwähnt hatte ich dabei, wie ich das eigentlich handhabe. Bin ich selbst eine Hubschraubermutter? Das Elternmagazin zum Thema Lernen und Schule Scoyo fragte mich auf Twitter letzte Woche “Wieviel Helikopter steckt in Dir?” Die Blogparade dazu gibt es hier.

Was sind Helikoptereltern eigentlich?

Darüber hatte ich mir hier schon einmal Gedanken gemacht und mich mit der Definition von Helikoptereltern und Jesper Juuls Beschreibung der Curling Eltern auseinandergesetzt.
Kurz gesagt geht es um die Überbehütung und Überfürsorge, die manche Eltern an den Tag legen und die den Kindern mehr schadet als nützt.
Catrin Boldebuck schreibt im Stern:

Das Kind ist zum Projekt geworden, es soll, nein, es muss gelingen. Eltern empfinden es daher als narzisstische Kränkung, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter nicht so erfolgreich ist, wie gewünscht. Und sie machen sich Sorgen, als Eltern versagt zu haben, falls es das Abitur nicht schafft. Vor allem Eltern aus der Mittelschicht übertragen ihre eigenen Zukunftsängste auf ihre Kinder.

Für mich ist ein wichtiger Punkt auch noch das Nichtloslassen können. Als Helikoptereltern ist man nicht mit seinem Kind gereift. Je älter das Kind wird, desto mehr strebt es nach Unabhängigkeit. Je älter das Kind wird, desto mehr muß ich als Elternteil lernen loszulassen. Es eigene Erfahrungen machen lassen.

Wieviel Fürsorge brauchen wir?

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Jedes Kind ist anders und braucht mehr oder weniger Unterstützung und Hilfestellung.

Bei meinen eigenen Kindern sehe ich das ganz extrem. Die Eine macht alles was mit der Schule zusammenhängt am liebsten alleine und hat sich sehr früh von der elterlichen Begleitung freigestrampelt. Bereits nach den Weihnachtsferien in der ersten Klasse wollte sie alleine zur Schule laufen und nur in Ausnahmefällen von dort abgeholt werden.
Hausaufgaben und Lernen würde sie jetzt in der dritten Klasse auch am liebsten in Eigenregie machen, das klappt aber nur bedingt und bedarf der Lenkung.
Die Mittlere hingegen wünscht sich stets enge Bindung und fordert Unterstützung ein. Das Ziel ist zwar, auch sie zur Selbständigkeit zu erziehen, das aber in kleinen Schritten.

Für mich persönlich heißt Selbständigkeit auch, daß ich mich in Kinderstreitigkeiten nur im äußersten Notfall einmische. Die meisten Konflikte können die Kinder im Schulalter selbst lösen. Sobald sich Eltern (die in den meisten Fällen nicht dabei waren und nur eine Seite kennen) einmischen wird erfahrungsgemäß aus einer Mücke ein Elefant.

Genauso wenig bin ich zum Beispiel bereit Spieldates für meine (Schul)Kinder zu organisieren. Wenn sie sich verabreden wollen, können sie es entweder alleine oder fordern aktive Mithilfe von mir ein. In meinem Umfeld erlebe ich oft, daß die Kinder verplant werden, damit ja nicht die Vermutung aufkommen könnte, sie seien nicht überall beliebt.

Wieviel Förderung brauchen wir?

Kinder zeigen eigentlich sehr genau, was sie von ihren Eltern brauchen. Gerade in der Grundschule soll das Lernen in der Hauptsache Spaß machen und nicht zur Last werden. Im Idealfall geschieht Lernen aus einer Tätigkeit heraus -ohne es bewußt zu merken.
Wie man dahin kommt ist individuell zu klären und vielleicht auch nicht immer von der Schule leistbar.

In Puncto Förderung und Nachhilfe sollte mit der Schule geklärt werden, was notwendig ist. Und welche Form die geeignete ist.
Musikalische, sportliche und künstlerische Förderung außerhalb der Schule halte ich für sinnvoll, so lange das Kind daran Spaß hat.
Aber bitte nur so viel, daß auch noch Zeit zum Kindsein übrig bleibt!

Bin ich ein kreisender Hubschrauber?

Definitiv nein. Auch wenn es mir zugegebener Maßen manchmal sehr schwer fällt.

Steine auf dem Weg sind zum Drüberhüpfen

Ich möchte meinen Kindern gerne so manchen Stein aus dem Weg räumen. Gerade, wenn sie traurig sind, weil sie etwas nicht so gut geschafft haben, wie sie es sich gewünscht haben. Ich versuche dann eine Strategie mit ihnen zu überlegen, wie es das nächste Mal besser laufen könnte. Und wie toll fühlt es sich dann erst an, wenn man es OHNE die Eltern geschafft hat?

Konflikte selber lösen lernen

Mir zerreißt es oft das Herz, wenn die Kinder sich ungerecht behandelt fühlen und deswegen verzweifelt sind. Aber ich ermutige sie, zunächst selbst eine Lösung zu finden und mit den Personen die involviert sind zu sprechen.

Hausaufgaben/Lernhilfe? Jein.

Ja, ich sitze manchmal eine Stunde mit einem der Schulkinder da, weil sie keine Lust haben selbst zu denken und meine Hilfe haben wollen. Ich bin dann aber so gemein und sitze das aus. Ich gebe Hilfestellung wo nötig, aber den Rest kann und will ich nicht abnehmen.
Wenn klar ist, daß bald eine Lernzielkontrolle ansteht, dann frage ich den Stoff schon mal ab. Gerade wenn es viel zu Lernen gibt. Oder ich suche ein paar Extraaufgaben raus, wenn ich merke das klappt noch nicht so ganz. Im Umfang würde ich sagen übersteigt aber auch das nicht den Zeitraum von einer Stunde. Denn ein durchschnittlich begabtes Kind sollte für meine Begriffe in der Grundschule während des Unterrichts so viel mitbekommen, daß es bei den Test gute bis befriedigende Leistung bringen kann ohne viel Gepauke.

Die Sache mit den Wurzeln und den Flügeln

Paßt meiner Meinung nach hier sehr gut: Je älter die Kinder werden, desto mehr sollten ihre Flügel wachsen dürfen. Und immer wieder unser Tun hinterfragen: Tun wir das für uns oder für das Kind?

Und Ihr? Wieviel Helikopter steckt in Euch?

Gruß
Suse


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