Wiedergeboren als Hollands Hoffnung

Wiedergeboren als Hollands Hoffnung

Sein Prinzen-Bandkollege Sebastian Krumbiegel macht große Politik bei der Wahl von Luc Jochimsen zum neuen Bundespräsidenten, Wolfgang Lenk (Bild oben links) aber hat in diesen Tagen keine Zeit für solche Petitessen. Der 44-Jährige Leipziger, bei der früheren A-Capella-Gruppe aus Sachsen als Gitarrist und musikalischer Direktor beschäftigt, steht vor dem größten Auftritt seiner Karriere: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ruhen alle Hoffnungen des in großen Turnieren oftmals unter Wert geschlagenen holländischen Teams auf dem Sachsen.
Der war ursprünglich Vollblutmusiker, ging auf die Thomanerschule und studierte an der Musikhochschule im heimischen Leipzig. Nur zum Ausgleich begann der begnadete Komponist, nach anstrengenden Studiotagen Freizeitfußball zu spielen und er offenbarte auch hier bald "Talente, wie sie nur wenige haben" (Günther Netzer). Vor allem im linken Fuß des Musikers sei Musike drin, staunten Talentescouts, die den Spätberufenen bereits vor Jahren entdeckten und vom Fleck weg engagierten.
Lenk, der sich als Fußballer "Arjen Robben" (Bild oben rechts) nennt, tankte zuerst vorsichtig im Ausland Selbstbewusstsein, fand aber schnell heraus, dass er mit den Besten mithalten kann. Im letzten Jahr wechselte er dann zum FC Bayern München, zum ersten Mal entschied er sich auch, nicht mit den Prinzen auf ausgedehnte Tour zu gehen, denn schließlich hatte Hollands Bondcoach Bert van Marvijk ein Auge auf den pfeilschnellen Rhythmiker geworden.
Lenks Plan ging auf, seit drei Wochen schon träumt der inzwischen 44-Jährige im Trikot der Oranjes seinen WM-Traum. Der Leipziger, der seine ersten Fußballschritte als Kind im Baumwolldress von lok Leipzig ging, gilt Experten als bester holländischer Kicker und Versicherung für einen Sieg auch gegen Brasilien. Lenk selbst hält sich bei Interviews zurück, weil sein sächsischer Akzent des penibel antrainierte Holländisch gelegentlich doch noch überlagert. Er gibt kaum Interviews, drückt sich vor Fototerminen, ist am liebsten nur auf dem Platz. Einen Reporter des privaten Grimmaer Radiosenders GRS immerhin ließ er neulich hinter die Maske des angeblich 18 Jahre Jüngeren Robben schauen: Er kennen keine "Prinzen", habe in Südafrika aber "soviel Spaß für wenig Geld", grinste Lenk beim Verlassen des Trainingsplatzes, nachdem er von dem Reporter nach Greüchten über seine vermeintliche Doppelrolle als Fußballheld und Popstar befragt worden war.
Mehr überraschende Doppelrollen: Saddam Hussein trainiert Argentinien und Mannichls Mörder im Fußballdress.Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.


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