… wieder zwölf

Wenn ich morgens aufstehe und in den Spiegel schaue, bin ich größtenteils zufrieden mit dem, was ich sehe. Zumindest, wenn auf meiner Nase nicht gerade ein dicker Pickel thront oder meine Augen pollenbedingt einfach nicht aufgehen wollen. Aber darum geht es mir auch nicht. Ich bin zufrieden mit mir, so wie ich bin, von innen heraus. Mal mehr, mal weniger. Ganz im Rahmen des Normalen, denke ich. Ich mag mein Leben, auch wenn ich mal jammere, und bin mit mir im Reinen. Eigentlich.

Aus der Bahn geworfen

Es gibt Situationen, die meine innere Zufriedenheit, meine Selbstsicherheit und mein Selbstwertgefühl im Keim ersticken. Ich fühle mich klein, bin unsicher und versuche, zu beweisen, dass ich gut bin, so wie ich bin. In diesen Situationen vergesse ich, dass ich meinen Weg gegangen bin und gehe, dass ich meine Schule und mein Studium gut abgeschlossen habe. Dass ich finanziell auf eigenen Beinen stehe und einen Job ausübe, der mir Spaß macht. Dass ich Freunde habe, mit denen ich sehr gerne Zeit verbringe. Und dass ich eine kleine Familie habe, die mich glücklich macht. Dass ich ein Leben lebe, das mir gefällt.

In diesen Situationen stehe ich da wie ein kleines Mädchen. Habe das Gefühl, mich profilieren zu müssen. Erzähle von meinen Erfolgen, damit die Anwesenden auch merken, dass ich alles schon ganz gut hin bekomme. Mein Selbstvertrauen weicht dem Gefühl, es allen Recht machen zu wollen. Meine Selbstsicherheit in meiner Mutterrolle ist dahin und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Es ist wirklich verrückt: Aus der Dreißigjährigen wird binnen Sekunden das 12-Jährige Mädchen mit Zahnspange. Der Vater und ich haben unseren Weg gemeinsam gefunden, als Paar und als Eltern. In diesen Momenten habe ich das Gefühl, ich muss die perfekte Mutter sein und fange an, nicht mehr intuitiv zu handeln, sondern so, wie ich denke, dass es von mir verlangt wird. Dabei verlangt niemand etwas von mir. Es stellt niemand eine Forderung. Das kommt alles aus mir heraus. Wenn ich darüber nachdenke, verstehe ich, warum ich so klein werde in diesen Momenten. Es liegt in der Vergangenheit begründet. Aber ich verstehe nicht, weswegen es mir nicht gelingt, an meinem Selbstwert und -vertrauen festzuhalten und der Situation zu trotzen. 

In die Bahn geraten

Diese Situationen ergeben sich immer wieder. Ich setze mich den Situationen bewusst aus und treffe diese Menschen, die ich eigentlich – und das ist dieses blöde Wort wieder – sehr gerne mag. Die mich aber irgendwie von mir selbst entfernen. Ich könnte den Situationen aus dem Weg gehen, aber das möchte ich gar nicht. Ich möchte sie meistern. Dazu muss ich mein Verhalten in diesen Situationen ändern. Jedes Mal, wenn solch eine Situation eingetreten ist, nehme ich mir fest vor, es das nächste Mal anders zu machen. Mir selbst treu zu bleiben. Meinen Mann und Sohn anzuschauen und zu wissen, es ist alles gut. Mir bewusst zu machen, dass ich niemandem etwas beweisen muss. Aber es gelingt mir nicht. Noch nicht. 

Das ist mein Lernprozess. 


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