Wie vertreibt man Nikoläuse?

08-122Unser Pudel Angelika hat sich einmal anfang Dezember so komisch mit der Pfote gekratzt und ich habe mir überlegt, was er wohl hat, und weshalb er das macht. Dann habe ich bemerkt, dass da ganz winzige Tierchen an seinem Hals sitzen, und die stechen ihn offenbar, deshalb juckt es die schöne Angelika. Ich sagte mir, das sind halt Läuse, und ging gleich in die Stadt, um ein Hundehalsband gegen Ungeziefer zu kaufen. Angelika wollte zuerst das Halsband nicht, aber dann ließ sie es geschehen, und ich dachte, die Sache sei geregelt – denn am Halsband ist ja ein Mittel welches macht, dass das Ungeziefer verschwindet. Aber am nächsten Tag war der Pudel immer noch am Kratzen.

Ich überlegte hin und her … an was kann das denn bloß liegen? Ob das Mittel nicht mehr gut ist? Ob es gar nicht die winzigen Tierchen waren, die das Jucken auslösten? Und plötzlich wusste ich es: Die Tierchen tauchten genau am sechsten Dezember auf. Also waren es keine gewöhnlichen Läuse, sondern eben Nikoläuse. Und wirklich – unter dem Vergrößerungsglas konnte ich sehen, dass sie kleine Bärte und Säcke hatten.

Aber was tut man gegen diese Tierchen? Die arme Angelika kratzte sich schon den ganzen Tag. Also ging ich in einen Laden für Schädlingsbekämpfungsmittel um zu fragen, welches Mittel sie mir gegen Nikoläuse empfehlen könnten. Die Verkäuferin blickte mich nur entsetzt an, und holte dann ihren Chef.

„Sie wollen also ein Mittel gegen den Niklaus?“ fragte mich der Chef. „Nein, nein, nicht gegen den Niklaus, “ war meine Antwort, „sondern gegen Nikoläuse.“ „Gegen alle Nikoläuse also. Mögen sie den Niklaus nicht?“ „Nein, sie verstehen mich falsch, meine Angelika hat einen Niklaus, und kratzt sich deshalb immer.“ „Moment mal“, sagte der Verkäufer „sie haben einen Niklaus bei ihrer Angelika zuhause?“ „ja, genau, oder, besser gesagt, sie hat eben Nikoläuse und ist ein Pudel.“

Nun, der Besuch im Laden war nicht sehr erfolgreich und so ging ich wieder heim, damit der Verkäufer nicht die Polizei, den Arzt oder Psychiater ruft. Zuhause setzte ich mich zu Angelika und überlegte, was zu tun sei. Ich versuchte die Nikoläuse zu fangen, aber sie rannten davon, ich versuchte es mit Seife, aber das mochten sie leider sehr.

Die Rettung brachten Uli und Uschi, meine Kinder. Beim Abendessen fragte ich sie nämlich, was sie denn tun würden, wenn der Niklaus einfach nicht mehr gehen würde. „Das ist bei uns in der Schule mal passiert“, sagte Uli. „Der Niklaus wollte und wollte nicht aufhören mit Verslein zitieren lassen,  im-Buch-herumblättern und Strafen androhen. Und dann hat ihm der Rolf von draußen aufs Handy angerufen und gesagt, er hätte sein Auto falsch parkiert, dann ist er plötzlich fertig geworden.“ Uschi hatte auch ein Beispiel: „Bei uns in der Spielgruppe war auch mal ein Niklaus und den haben wir fast nicht verstanden weil er so genuschelt hat, und dann haben wir einfach so lange geklatscht, bis er gegangen ist.“

Großartig! Da wir die Handynummern von den Nikoläusen am Hals unseres Pudels Angelika nicht hatten, entschieden wir uns für die zweite Methode, die mit dem Klatschen. Uli und Uschi haben für den nächsten Nachmittag je fünf Freunde eingeladen, zur Vertreibung der Nikoläuse. Die waren natürlich neugierig und kamen alle.

Um vierzehn Uhr waren sie da, und ich erklärte genau das Problem und was wir jetzt tun würden. Alle nickten verständnisvoll. Wir bildeten einen großen Kreis und setzten die Angelika in die Mitte auf eine Decke. Dann begannen wir alle zu klatschen und Hurra zu rufen, wir schrien: „Es war großartig dass ihr hier wart“ und „Besten dank dass ihr uns kurz besucht habt“ und ähnlich. Dann klatschten wir noch eine Weile im Takt, und da sich die Angelika nicht mehr mit der Pfote kratze, hörten wir langsam auf.

Und stell dir vor: Noch am selben Tag sind alle Nikoläuse verschwunden.


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