Timo aka Bruder Leichtfuß ist ein ständig vom Fernweh geplagter Reisender und Entdecker. Am Glücklichsten ist er, wenn er morgens beim Aufstehen noch nicht weiß, wo er abends schlafen wird. Er lässt auf Reisen alles auf sich zukommen und Pläne macht er nur, um sie wieder über den Haufen zu werfen.
Genau mein Fall dachte ich mir, passt super zu Planet Backpack!
Außerdem gabes nach Timos Gastbeitrag zum Thema “Per Anhalter über die Weltmeere” viel positives Feedback, so dass es mir als gute Idee erschien, dem guten Mann mal ein paar Fragen allgemein übers Reisen zu stellen.
Und ab geht’s…viel Spaß damit!
1. Wie lang hat dich Reisen schon in seinem Bann und wo warst du schon überall?
Das Reisen ist mein wichtigstes Hobby seit ich als kleiner Junge erste Touren mit dem Fahrrad und dem Zelt an der Nordsee unternommen habe. Seitdem war ich immer wieder unterwegs, in Südostasien, und im vorderen Orient, Nordafrika und Südamerika.
Große Teile Europas habe ich per Anhalter, zu Fuß oder mit dem Fahrrad bereist, trotzdem gibt es auch hier noch weiße Flecken für mich.
So schnell werde ich wohl auch nicht damit aufhören…
2. Wie finanzierst du dir deine Reisen?
Ich bin freiberuflich unterwegs und mache eine Menge verschiedener Sachen: Den Hauptteil meiner Brötchen verdiene ich mittlerweile mit der Schreiberei über meine Reisen.
Allerdings muss ich das noch immer mal wieder durch “echte” Arbeit aufstocken: Dann stelle ich mich hinter einen der vielen Tresen auf der Welt und bin auch mal auf der einen oder anderen Baustelle unterwegs, um mein Reisekonto wieder aufzufüllen.
3. Wie erreichst du auf Reisen das Ziel der maximalen Freiheit und Unabhängigkeit, wie du es auf deinem Blog beschreibst?
Vieles liegt schon einfach am Verkehrsmittel: Wenn ich per Anhalter unterwegs bin, kann ich mich immer wieder entscheiden. In welche Richtung geht es weiter, Osten oder Westen? Oder mache ich erst einmal eine Pause und schaue mich hier eine Weile um?
Ähnlich ist das zu Fuß oder mit dem Fahrrad, gerade wenn ich mein Zelt dabei habe. Diese Möglichkeit, mich immer wieder spontan umzuentscheiden, bedeutet für mich immer wieder Freiheit. Was mich sicher auch sehr unabhängig macht, ist dass ich meistens lieber allein reise als zu zweit oder in der Gruppe.
4. Du bist sehr gern per Anhalter unterwegs – hast du dich dabei jemals in unangenehmen Situationen wiedergefunden? Würdest du als Frau auch diese Art des Reisens wählen?
Ein Typ bot mir in Spanien mal an, mich nur dann mitzunehmen, wenn ich ihm im Gegenzug ein paar von meinen Klamotten geben würde, am besten ein komplettes Outfit. Das kam mir komisch vor, ich habe ihm aber trotzdem ein T-Shirt von mir geschenkt und bin dafür eine Stunde mit ihm mitgefahren. Richtige Freunde sind wir nicht geworden, aber überlebt habe ich es.
Frauen und Trampen – das ist ein schwieriges Thema und ich werde oft danach gefragt. Ich kann dazu nur sagen, dass ich unterwegs schon viele Frauen getroffen habe, die schon viel per Anhalter gereist sind und denen nur Positives passiert ist.
Meine Erfahrung ist auf jeden Fall, dass die allermeisten Menschen überall ziemlich nett und hilfsbereit gegenüber Fremden sind. Trotzdem kann ich verstehen, wenn man sich alleine als Frau nicht so richtig wohl fühlt.
5. Welche Empfehlungen hast du für Leser auf günstige Art die Welt zu bereisen?
Man muss sich im Kopf von dem Gedanken befreien, dass es eine Einschränkung ist, mit wenig Geld unterwegs zu sein.
In Wirklichkeit lernt man in günstigen Unterkünften leichter Leute kennen, lokales Essen von der Straße schmeckt besser und ist billiger. In den kleinen, alten Bussen und Sammeltaxis kommt man ins Gespräch mit den Locals und ich persönlich finde auch immer, dass ich so ein besseres Gefühl für das Land bekomme, in dem ich gerade unterwegs bin.
Außerdem macht es Spaß, auf der Ladefläche eines Lkws durch den Dschungel gefahren zu werden, als sich per Inlandsflug darüber hinweg zu beamen.
6. Wie gehst du deine Reisen an? Du schreibst, du bist eher planlos, wie schaffst du es doch von A nach B?
Meine innere “Reisewut” treibt mich von allein immer weiter vorran. Wegen meiner Planlosigkeit habe ich mir angewöhnt, dass sich meist erst unterwegs herausstellt, was denn das heutige “B” ist.
7. Was waren ein paar deiner Lieblingsorte auf deinen Reisen?
Ein Gipfel in den Nebelwäldern um Chachapoyas in Nordperu hatte es echt in sich. Vielleicht erhöhe ich diesen Moment aber auch, weil ich keine Fotos davon habe: Auf der viertägigen Wanderung dorthin machten die Akkus meiner Kamera schlapp…
Einmalig war auch das Gefühl der absoluten Einsamkeit in einem Beduinenzelt in der Wüste Negev. Diese Einsamkeit wurde nur mitten auf dem Atlantik auf dem Segelboot übertroffen.
Jerusalem ist eine unheimlich eindrucksvolle Stadt, ich bin riesiger Kanarenfan und eine Wattwanderung in Ostfriesland sollte jeder mal gemacht haben!
8. Wohin möchtest du unbedingt noch reisen?
Das ist eine endlose Liste, die zu allem Überfluss auch noch immer länger wird. Aber nach dem Trip per Anhalter über den Atlantik bin ich schon ziemlich heiß auf die ganzen kleinen Südseeinseln im Pazifik geworden!
9. Findest du dass Reisen eine Art Lebenslehrer ist? Und wenn ja, was hat es dich gelehrt bzw. was hast du über dich selbst gelernt?
Definitiv! Ich die Situationen, in denen mir bewußt wird, was für ein kleiner, unbedeutender Punkt im Universum ich selber bin. Meist kommen die in romantisch-kitschigen Situationen: auf Gipfeln, an Stränden, in sternenklaren Nächten oder bei Sonnenauf- und untergängen damit kann man sich zum Beispiel eine dicke Portion Gelassenheit aneignen.
Außerdem lernt man auf Reisen laufend neue Menschen mit anderen Angewohnheiten und einer anderen Sicht auf die Dinge kennen – solche Begegnungen bringen einen immer weiter.
10. Was würdest du gerne abschließend den Planet Backpack Lesern mitgeben?
Raus mit Euch! Bucht den Flug oder noch besser: Stellt Euch an die Straße oder lauft einfach los! Es gibt viel zu sehen!
Schaut vorbei auf Timo’s Blog Bruder Leichtfuss!