Wie sich unser Entlastungsnetz auflöste

Wir sind ja hier völlig auf uns allein gestellt, haben keinerlei Familie oder sonstige potentielle Hilfen in der Nähe. Deshalb hatte ich uns ein kleines Netz von Putz- und Kinderentlastungshilfen aufgebaut, auf das ich stolz war und das wir dringend benötigen. Eine Putzfrau reinigte einmal in der Woche die Wohnung, zwar mehr schlecht als recht und sehr unzuverlässig, aber wenigstens preiswert und kontinuierlich. Fiel sie aus, buchte ich kurzfristig einen Ersatz bei Online-Portalen. Zwei mögliche Babysitterinnen hatte ich nach unserer langen Babysitterodyssee an Land gezogen, die Praktikantinnen in unserer Kita waren/ sind und uns die Kinder ab und zu mal vormittags am Wochenende abnahmen. Das klappte auch anfangs gut, da die Kinder sie kannten und keine Trennungsschwierigkeiten hatten. Darüber hinaus hatte ich mit drei befreundeten Familien einen halbwegs regelmäßigen Kinderaustausch, zumindest was den Großen betrifft, etabliert. Abwechselnd ging der Große mal zu ihnen, dann wieder kam deren Kind zu uns. So hatten wir zumindest nur noch die Kleine zu betreuen. Diese Entlastungen, auch wenn sie immer nur für ca. 2 Stunden waren, bedeuteten eine ungeheure Hilfe für uns, die wir sonst niemanden hier haben und für jede Dienstleistung bezahlen müssen, was sich Familien, deren Großeltern in der Nähe wohnen und zur Verfügung stehen, wohl überhaupt nicht vorstellen können.
In den letzten Wochen ist uns zu meinem größten Bedauern leider dieses Netz auf allen Ebenen abhanden gekommen. Als erstes signalisierte die Babysitterin, dass sie wohl keine Lust mehr auf zweistündige Parkspaziergänge hatte. Nachdem wir sie mehrfach für Termine angefragt hatten, konnte sie leider jedesmal nicht und meldete sich seit Mitte Januar gar nicht mehr. Schon in den vorhergehenden Wochen merkte man, dass sich etwas verändert hatte und sie nicht mehr so euphorisch wie am Anfang war. Der Große hatte sich wohl unterwegs nicht so lenken lassen, wie sie das gern wollte, und das nervte sie. Wir hätten allerdings nie gedacht, dass sie nach etwas mehr als 4 Monaten schon die Segel streicht, wirkte sie doch immer sehr verantwortungsbewusst. Die andere Babysitterin ist zwar grundsätzlich noch bereit, fährt aber oft am Wochenende weg und steht selten zur Verfügung. In der Zeit seit Mitte Januar, als uns die "Stamm"-Babysitterin weggebrochen ist, hatten wir ein einziges Mal eine zu vernachlässigende Entlastung von 2 Stunden durch die andere Babysitterin. Für eine erneute Babysitterodyssee habe ich aber im Moment weder Kraft noch Zeit.
Parallel dazu brachen die Spieldates mit den befreundeten Familien weg. Da diese auf Gegenseitigkeit beruhten, also abwechselnd das Kind eingeladen wurde, erfüllten wir unser Soll und warteten auf die Einladungen der Gegenseiten. Ohne Erklärungen hörte das alles einfach auf. Als ich vor 2 Wochen nach einem anstrengenden Wochenende total fertig war und dies einem Freund klagte, erklärte sich seine Familie zwar netterweise sofort bereit, den Großen am darauffolgenden Wochenende mal wieder zu sich zu nehmen. Das fand ich unheimlich nett, aber ich befürchte, dass das wieder nur eine einmalige Geschichte war. Ich finde es sehr schade, dass diese mühsam aufgebauten Entlastungen einfach im Nirwana verschwinden. Ich hätte mir gewünscht, dass man wenigstens eine Erklärung bekommt. Vielleicht war es der einen oder anderen Familie zu häufig (uns nicht, und wir haben ja auch die anderen Kinder bei uns betreut) oder es gab unschöne Situationen? So aber wissen wir gar nicht, woran es gelegen haben könnte. Für uns bedeutet das jedenfalls leider den Wegfall eines sehr wichtigen Bausteins unseres Entlastungssystems.
Die Letzte, die uns im Stich ließ, war unsere Putzfrau. Nachdem sie unsere Kaffeepadmaschine kaputt gemacht hatte, woraufhin es einen unschönen SMS-Wechsel gab, haben wir sie das letzte Mal gesehen, als sie uns die Ersatzmaschine brachte. Sie wirkte total freundlich, als wäre nichts gewesen, kam aber dann nie wieder. Beim ersten Mal wartete ich morgens vor der Arbeit 20 Minuten auf sie, aber sie reagierte auf keine Nachricht. In den nächsten Tagen versuchte ich noch mehrmals, an sie heranzukommen, aber sie meldete sich überhaupt nicht mehr. Wie ich nachträglich hörte, hatte sie wohl parallel bei einer befreundeten Familie in der Nähe, die sie an uns vermittelt hatte, auch gekündigt. Bei uns nicht mal das, sondern sang- und klanglos das Weite gesucht. Ich kann so eine Arbeitseinstellung nicht verstehen. Sie hatte anderthalb Jahre bei uns geputzt, hatte die Kleine noch als Baby erlebt und war immer freundlich, wenn auch nicht sehr gründlich, gewesen. Obwohl ich einerseits auch erleichtert war, dass ich mich nicht mehr mit Unzuverlässigkeit und Ungründlichkeit herumärgern musste, kam nun trotzdem noch ein neues Organisationsproblem hinzu. Die Onlineportale, die Putzfrauen vermitteln, sind doch deutlich teurer als das, was wir ihr bezahlt haben. Wir haben seitdem Einzeltermine (man kann auch regelmäßige Termine buchen) über die diversen Onlineportale gebucht und das war auch meist zufriedenstellend, ist aber eben in dieser Form recht aufwändig. Ab und zu haben wir auch selbst Hand angelegt, aber das ist kaum zu schaffen. Da ich bei einer einmal wöchentlich erfolgenden Reinigung sowieso zwischendurch selbst noch ein wenig putzen muss, möchte ich eigentlich nicht zusätzlich die große Putztour machen. Wir sind noch nicht entschieden, wie es weitergeht. Ich habe ein wenig herumgefragt, ob jemand eine Putzfrau vermitteln kann, aber keinen Erfolg gehabt. Wir werden wohl vorerst weiter online buchen, bis sich vielleicht jemand neues findet.
Ich merke deutlich, wie es mich belastet, dass die wenigen Entlastungen, die wir überhaupt hatten, alle fast gleichzeitig weggefallen sind. Die Putzfrau kann ich noch am ehesten verschmerzen, weil ich einfach online eine bestellen kann. Die fehlende Kinderentlastung durch Babysitter und Freunde ist viel schmerzhafter. Mein Energiereservoir ist ziemlich aufgebraucht. Die Entlastung durch zwei kurze Großelternbesuche betrug seit vielen Monaten netto 6 Stunden gestückelt (beide Kinder weg) plus 7 Stunden, in denen sie mit dem Großen allein einen Ausflug machten. Außerdem war der Große 3 Tage bei ihnen, in denen wir unseren normalen Alltag mit der Kleinen zwischen Arbeit und Kita hatten. Das ist einfach extrem wenig. Im letzten Jahr hatten wir wenigstens noch die Babysitterin und die Spieldates. Ohne diese jedoch fällt die wenige Großelternunterstützung noch mehr ins Gewicht. Es ist sehr frustrierend und unheimlich anstrengend, alles allein wuppen zu müssen. Krank oder erschöpft sein dürfen wir so gut wie gar nicht. Noch nie wurden beide Kinder von den Großeltern allein von der Kita abgeholt. Jeder Nachmittag, jedes Wochenende wird allein von uns bestritten. Wir versuchen uns zumindest am Wochenende abzuwechseln, aber es ist zu zweit ohne weitere Hilfe wirklich wahnsinnig aufreibend.
Ich kann die Situation gerade nicht ändern, aber sie trägt eindeutig dazu bei, dass ich mich aktuell ziemlich am Limit fühle. Das tut mir wahnsinnig leid, hatte ich doch erst vor kurzem zu einem halbwegs ausgeglichenen Zustand gefunden. Morgen geht's auf eine Kurzreise, an deren Ende der Große noch 2 Tage bei den Großeltern bleibt. Mal sehen, ob sich das etwas entlastend auswirkt. Ich hoffe es.

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