Wie mich das Mamasein verändert hat (Blogparade #dasbinichjetzt)

Viele schöne Blogparaden, die mich zum Reflektieren anregen, gibt es im Moment. Diesmal möchte ich bei der Blogparade unter dem Titel „Mein neues Ich. Das bin ich jetzt, seit ich Kinder habe“ von der Villa Schaukelpferd mitmachen. Christine beschreibt, wie sie sich verändert hat, seit sie Mama ist. Obwohl man sicherlich nicht immer klar trennen kann, was durch's Älterwerden und was durch's Mamasein hervorgerufen wird, geht vieles doch Hand in Hand und bedingt sich gegenseitig.
Ganz ehrlich: wenn mir jemand gesagt hätte, wie sehr ich mich durch das Kinderhaben verändere, hätte ich ihm/ihr den Vogel gezeigt oder Reißaus genommen. Ich empfand die Veränderungen durch's Kinderhaben so krass, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Bis heute vermisse ich mal mehr, mal weniger mein altes Leben, meine Interessen und Leidenschaften, die seit den Kindern samt und sonders unter dem Teppich schlummern. Sie sind noch da, das merke ich, aber sie kriegen keine Nahrung und werden nicht gehegt und gepflegt. Die größte Fremdbestimmtheit der Babyjahre ist mittlerweile Geschichte, aber von einem eigenständigen Leben, was an das meines früheren Ichs zumindest anknüpft, kann noch immer keine Rede sein.
Ich versuche mal, einige der Veränderungen seit meinem Mamawerden festzuhalten, möchte aber betonen, dass es sich um eine Momentaufnahme aus einer Phase, wo es mir mental relativ gut geht, und um einen kleinen Ausschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit handelt.
Körperliche Veränderungen:
Durch die gesamte Stillzeit hat mich ein riesengroßes permanentes Hungergefühl begleitet, von dem selbst jetzt noch die Reste vorhanden sind. Ich glaube, dass ich immer noch mehr esse und schneller Hunger habe als vor meiner 1. Geburt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sich die Essenszeiten seit den Kindern komplett nach vorn verschoben haben, deshalb sozusagen eine zusätzliche Mahlzeit hinzugekommen ist und ich es nach wie vor merkwürdig finde, um 11 Uhr vormittags Hunger auf Mittagessen zu haben. Ich esse mehr und habe gleichzeitig auf weniger Dinge als früher Appetit. Ich kann z.B. kaum noch Cola trinken, esse nur noch wenige Wurstsorten, dafür aber mehr Fleisch als vorher. Beim Süßkram mag ich auch nur noch einige ausgewählte Sachen. Mein Geruchsempfinden ist ähnlich wie bei Christine noch sensibler geworden als es vorher ohnehin schon war. Ich bin eigentlich ein absoluter Genussesser. Das ist leider seit den Kindern völlig auf der Strecke geblieben, und ich kriege oft Magenschmerzen bei den Mahlzeiten, weil es so laut, unruhig und überstürzt zugeht.
Eine angenehme Veränderung: ich habe seltener Kopfschmerzen und Migräne als vor den Kindern. Dafür spüre ich jetzt manchmal Schmerzen an Stellen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass es sie gibt. In den letzten Tagen tun mir z.B. meine beiden großen Zehen weh. Diese habe ich früher nicht einmal bemerkt. In der Schwangerschaft mit der Kleinen hatte ich einmal solche Daumenschmerzen, dass ich nicht schlafen konnte und eine Schmerztablette nehmen musste. Von nachgeburtlichen Rückenschmerzen wegen nächtlichen Dauerstillens und Tragens ganz zu schweigen. Auch meine Haut ist empfindlicher geworden. Nach der Einnahme eines Erkältungssaftes hatte ich einmal eine allergische Reaktion, die gesamte Haut im Brustbereich war feuerrot und heiß. Solche Dinge kenne ich von der Zeit vor den Kindern überhaupt nicht.
Seelische Veränderungen:
Die wichtigste und traurigste Veränderung, die mir immer wieder auffällt, ist, dass ich nicht mehr so überschwängliche Glücksgefühle empfinden kann wie früher. Vor den Kindern hat mich ein blühender Kirsch- oder Mandelbaum, ein gelbes Rapsfeld, ein duftender Orangenbaum, ein toller Ausflug, ein schönes Panorama, ein Flug über Wattewolken, das Rauschen des Meeres oder ein Abendessen auf dem Balkon total glücklich gemacht. Das mehrstündige Entdecken einer archäologischen Ausgrabungsstätte oder ein kulturgespickter Städteurlaub hat mich in absolute Ekstase versetzt. Ich war ein sehr begeisterungsfähiger Mensch und konnte auch kleine Glücksmomente intensiv wahrnehmen und genießen. Dies ist mir leider völlig abhanden gekommen. Schöne Momente, in denen ich vielleicht sogar noch als Krönung des Ganzen allein bin, kann ich überhaupt nicht mehr auskosten. Das vermisse ich sehr. Ich habe sogar Angst davor, beispielsweise irgendwann wieder einmal an einem meiner Lieblingsorte, auf dem Roque Nublo auf Gran Canaria, zu sitzen und nichts zu empfinden, da, wo ich früher explodiert bin vor Glück und Seligkeit. Ich weiß leider nicht, wie ich diese Gefühle zurückholen kann.
Ich bin als Mama smalltalkfähiger geworden und verteidige meine Kinder wie eine Löwin. Ich kann mich besser durchsetzen. Ich bin selbstbewusster, stressresistenter und belastbarer geworden. Lag ich früher nach einem Arbeitstag abends schläfrig auf der Couch, sitze ich jetzt nach Arbeit, Kinderbespaßung und Haushalt noch abends am Blog. Allerdings habe ich erst durch die Kinder wirklich gemerkt, wie wenig belastbar ich war und dass ich keinerlei Stressbewältigungsstrategien gelernt hatte. Das musste ich mir mühsam alles selbst erarbeiten, und ich lerne und wachse daran immer noch. Ebenfalls hatte ich vor den Kindern auch nicht gewusst, wie freiheitsliebend und eigenständig ich eigentlich bin und dass ich sehr unter dem Verlust leiden würde. Es wuchs also, wenn auch sehr schmerzhaft, die Selbsterkenntnis in einem Maße, was ich mir nie hätte vorstellen können.
Ich hätte aber auch nie gedacht, dass ich so eine empathische, tröstende, mitfühlende und verständnisvolle Mama sein könnte, wie ich es geworden bin. Dass ich meine Kinder als gleichwürdig behandeln will und damit einige meiner früheren Vorstellungen von "Erziehung" über Bord werfen musste. Dass ich mich dafür selbst mit meinen engsten Familienmitgliedern "anlege". Und dies trotz der Tatsache, dass ich das Kinderhaben immer noch als sehr anstrengend, freiheitsberaubend und nicht in dem Maße erfüllend, wie ich es mir vorgestellt hatte, empfinde. Aber ich habe es irgendwie geschafft, trotz meiner Schwierigkeiten mit der Mutterschaft an sich meinen Kindern eine liebevolle, zugewandte Mama zu sein.
Eine der gravierendsten Veränderungen, die mit dem Muttersein einhergegangen ist, betrifft die Einstellung zu meiner Arbeit. Früher habe ich das Erwerbsleben als notwendiges, aber lästiges Übel angesehen und von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub gelebt. Ich habe mir zwar immer Arbeitsstellen gesucht, die nicht nur meinen Fähigkeiten entsprachen, sondern mich auch inhaltlich interessierten, aber trotzdem war das Arbeiten oft unbefriedigend und eine Last. Seit den beiden Elternzeiten hat sich diese Einstellung grundlegend gewandelt. Ich habe meine Arbeit so sehr vermisst, wie es nie für möglich gehalten habe. Das intellektuelle Unterfordertsein, die fehlende Kommunikation unter Erwachsenen und das Fremdbestimmtsein der Babyjahre machten mir unglaublich zu schaffen. Ich genoss meine einzelnen Arbeitstage (bei beiden Kindern arbeitete ich ab 8 Monate wieder einen bzw. zwei Tage pro Woche) so sehr und sehnte sie herbei. Diese Veränderung ist bis heute geblieben. Es gibt im Gegensatz zu früher ganz selten Tage, an denen ich keine Lust habe, zur (gleichen) Arbeit zu fahren. Ich freue mich auf die Arbeitswoche und habe immer ein wenig Bauchschmerzen vor den Wochenende und Urlauben. Ich bin einfach keine 24-Stunden-Mama, das macht mich wahnsinnig. Ich finde es schön und genieße es, eine so positive Einstellung zum Arbeitsleben durch die Elternzeiten bekommen zu haben. Das hätte ich vorher niemals gedacht.
Dies waren selbstverständlich nur einige Ausschnitte aus einem weiten Thema. Ich lese immer wieder von Mamas Aussagen wie "Ich bin doch mit Kind immer noch dieselbe wie vorher!". Nein, ICH bin nicht mehr dieselbe Person wie vor den Kindern. In den Elternzeiten hatte ich oft das Gefühl, da ist nichts mehr von meinem früheren Ich vorhanden. Das ist mittlerweile etwas besser geworden und ich hoffe, dass mit dem Älterwerden der Kinder vielleicht einige meiner Interessen und Leidenschaften wieder auftauchen und dann vielleicht auch meine alte Begeisterungsfähigkeit, das Brennen für manche Themen und das Glück über schöne Momente und Erlebnisse wiederkehren. An dieser Stelle fällt mir ein, dass ich vielleicht mal andere Personen dazu befragen könnte, ob und inwiefern sie sehen, dass ich mich verändert habe. Dies werde ich mal tun. Vielleicht kommen ja dann noch andere Aspekte dazu;)
Wie mich das Mamasein verändert hat (Blogparade #dasbinichjetzt) (c) Frühlingskindermama

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