eTravel Lab in Halle 7.1c
eTravelStage in Halle 7.1c
So sah es aus, wenn man jene Veranstaltungen auf der ITB besuchen wollte, die für mich zu den spannendsten und interessantesten zählen. Man hatte freien Blick auf Hinterköpfe und Rücken, auf Sakkos und Kostüme, auf Menschen, die in Zehnerreihen um einen Stehplatz drängelten. Wer fünf oder auch zehn Minuten vor Beginn eines Vortrages eintraf – pünktlich also –, war von einem Zuhörer-Stuhl so weit weg wie der gemeine Kinofan vom VIP-Bereich bei den Oscars: unerreichbar. Und wer sich brav hinten anstellte, bekam von der Veranstaltung akustisch so viel mit wie von einer Opernarie bei Starkwind. Verwehter Sound, dumpfes Gemurmel irgendwo dort vorn. Und das sind keine Momentaufnahmen. So sah es vergangene Woche von Mittwoch bis Freitag aus, an allen drei Fachbesuchertagen.
Wir sind in Halle 7.1c. Thema: eTravel – die elektronische Zukunft des Reisens. Die Ebene 1 in den Berliner Messehallen ist eine Art Souterrain. Noch stickigere Atmosphäre, noch weniger Platz als in den oberen Etagen. Dies scheint den Veranstaltern der ideale Raum für die Themenreihe eTravel: Hier geht es darum, wie soziale Netzwerke und mobiles Internet die Reisewelt gerade von unten nach oben kehren. In Zeiten von Smartphones und Tablet-Computern muss alles neu gedacht werden, nichts bleibt, wie gewohnt. Neue Player betreten die Branche, vom Reiseblogger bis zum Social-Travel-Startup, von der Geld-Zurück-App bei Airlines bis zu den Riesen Google und Facebook, die massiv ins Reisegeschäft drängen. Reiseveranstalter und Medien müssen sich neu orientieren, Kunden und Gäste verfügen über ungeahnte Möglichkeiten, der Information, der Beratung, der Auswahl.
Darüber hätte man auf der ITB – laut Eigenwerbung die größte und wichtigste Reisemesse der Welt – gern mehr erfahren. Aus erster Hand, von den Protagonisten. Doch ja, das Programm existiert. Nur ist die Organisation einfach eine Katastrophe.
Seit Jahren strömen immer mehr Besucher zur eTravelWorld. Neugier und Interesse wachsen. Hier einen Platz zu bekommen, das war schon auf den vergangenen ITBs nicht einfach. Dieses Jahr war es schlicht unmöglich. Es sei denn, man hätte zur klassischen Waffe des Pauschalurlaubers gegriffen: Morgens früh auf dem Liegestuhl am Pool ein Handtuch ausbreiten – hier eher eine Tasche oder Jacke. Doch wer lässt in einer Messehalle schon seine persönlichen Sachen herumliegen? Und welchen Besucher, der sich bereits die Beine in den Bauch gestanden hat, hätte das gejuckt?
Immerhin ist dem Managment der Messe aufgefallen, wie attraktiv die eTravelWorld ist. Pressemeldung der ITB vom 9. März: Eine sensationelle Nachfrage erfuhren auf dem ITB Berlin Kongress die Themen Mobile und Social Media mit bis zu 50 Prozent mehr Teilnehmerzahlen im Vergleich zu 2012.
Glückwunsch, ITB! Aber ich darf mich gleichzeitig schon wundern, dass bei euch im Management offenbar kein Mensch mal auf die Idee kommt, den Zukunftsthemen des Reisens den Raum zu geben, den sie verdienen – und längst dringend benötigen. Seit Jahren quetscht ihr das eTravel Lab in einen Verschlag hinter Stellwände, als wär’s ein Umkleideraum. Die eTravelStage würde gut und gern die halbe Halle füllen können – doch sie muss mit einer Ecke zurecht kommen, die manche Aussteller allein für ihre Café-Bar zur Verfügung haben.
Als ich beim fünften oder sechsten Anlauf, einen Vortrag in 7.1c zu besuchen, wieder mal resigniert kehrt machte, kam eine Durchsage: Alle Vorträge stehen auf www.itb-berlin.de/etravel zum Download bereit.
Hey, wie modern.