Wer sich mit Energieeffizienz befasst, muss sich auch Gedanken machen, wie die Umsetzung attraktiver wird. Schließlich ist die Energieeffizienz ein wichtiger Schritt zur Senkung der Energiekosten. Aber dennoch führt die effizientere Energienutzung ein Leben am Rande der Energiewende – ich sehe es auch hier wo die Artikel zur Diskussion um das EEG und um die erneuerbaren Energien deutlich mehr Leser finden, als zum sparsameren Umgang mit Energie.
Eine Frage, die ich mir oft stelle, ist wie Energieeffizienz gefördert werden kann und attraktiver werden kann. Auch in der Gemeinde der Energieblogger spielt die Energieeffizienz nur eine untergeordnete Rolle, außer mir gibt es dort kaum jemand, der sich mit Energieeinsparung und Effizienz befasst.
Es gibt aber doch immer mal wieder ein paar interessante Diskussionen zu diesem Thema.
Interessante und diskussionswerte Vorschläge hat der Bundesumweltinister Peter Altmaier in der vergangenen Woche beim runden Tisch der Stromsparinitiativen angekündigt. Künftig sollen kostenlose Beratungen für alle Bürger angeboten werden (und wer bezahlt es?), um die Potentiale zur Energieeffizienz im Haushalt besser zu erschliessen.
Geplant sind neben den kostenlosen Beratungen eine Art Mini-Contracting anzubieten, um die Finanzierung von teuren energieeffizienteren Geräten zu ermöglichen. Durch die Einsparung mit diesen sparsameren Geräten können die Kosten der neuen Haushaltsgeräte mit der Zeit bezahlt werden.
Bei Facebook hatte ich letztens eine interessante Diskussion auf der Seite von Prof. Volker Quaschnig zu diesem Thema. Er hat dort die These vertreten, dass es widersinnig ist wenn energieeffiziente Geräte nur für Besserverdienende sind, aufgrund der höheren Kosten. Der Staat hätte auch die Lenkungsmöglichkeit, um sparsame Geräte billiger und Energiefresser teurer zu machen. Das könnte aufkommensneutral realisiert werden und wäre damit wesentlich sozialer. Ein Weg wäre z.B. über eine reduzierte oder gar den Verzicht auf die Mehrwertsteuer.
Wäre das vielleicht auch einfacher als eine Abwrack-Prämie, wie sie manchmal diskutiert wird? Die Bloggerin von Ecoquent-Positions und 1-2-3-nachhaltig.de Claudia J. Gasmi betonte in der Diskussion, dass damit immerhin eine Reduzierung der Kosten um ein Fünftel erreicht werden kann.
Eigentlich dachte ich mal, dass Energieversorger selbst ein Interesse haben müssten – getreu der Idee von Amory Lovins, dass Einsparungen günstiger sein könnten, als neue Kraftwerke. Aber da haben wir uns beide wohl getäuscht. Der Verkauf von Strom wird das Geschäftsmodell der Energieversorger bleiben und Energiedienstleistungen werden sich höchstens in der Industrie durchsetzen. Bei den Überkapazitäten auf dem Markt sind Einsparungen auch nicht gerade attraktiv.
Es gibt von fast allen Energieversorgern eine Beratung zum Strom sparen, die aber oft recht stiefmütterlich behandelt wird und scheinbar nur nebenbei läuft. Auf mich wirkt es so, dass diese Beratungen meistens eine Alibi-Funktion haben und selten so ausführlich sind, wie bei der südhessischen Energie HSE (bekannt als Entega) im Online-Auftritt. Meistens erfüllen die Beratungen wohl nur eine Marketing-Funktion oder zur Bindung der bestehenden Kunden.
Ist das jetzt auch die Aufgabe des Staates eine Energieberatung zu organisieren oder wird sich nicht allein durch die höheren Strompreise ein neuer Markt für Energiedienstleistungen bilden?
Wenn der Staat sich jetzt um mehr Energieeffizienz kümmert, muss ich die Frage stellen, warum es immer noch kein Toprunner-Programm gibt, bei dem die effizientesten Geräte jedes Jahr den Standard neu setzen. Auch wenn sich in der Praxis die Hersteller von Haushaltsgeräten jedes Jahr mit neuen Effizienz-Rekorden überschlagen – wie ich wieder auf der IFA feststellen durfte – kommt das noch lange nicht beim Endkunden an und dieser hat keinen Durchblick bei der Wahl des effizientesten Gerätes.
Ich bin gespannt auf Reaktionen und freue mich auf weitere Beiträge zu diesem Thema.