Im Oktober und November war ich Vegetarier. Kein Tier kam über meine Lippen. Ich kaute keinen Kadaver. Statt dessen aß ich Gewachsenes und Tierdrüsenprodukte. Es war … unspektakulär.
„Meine Frau ist Vegetarierin, was mich auch zu so etwas wie einem Vegetarier macht“
Lapis isst seit rund einem Vierteljahrhundert keine toten Tiere mehr. Deswegen kommt bei uns zu Hause auch so gut wie nie Fleisch auf den Tisch. Auf meinem Brötchen lag manchmal Wurst, aber irgendwie verlor die den Reiz und ein leckerer Käse schmeckt besser als eine abgepackte Salami „du Plastique“. Ich war also schon seit Jahren latent Vegetarier. Mit Lapis essen ist praktisch vegetarische Ernährung. Daher weiß ich auch, dass es nicht langweilig ist, auf Fleisch zu verzichten.
Meinen Kadaver-Kick hole ich mir von Außerhalb. Allerdings sind die Fleischtöpfe Coburgs auch nicht so reizvoll. Gut, es gibt das eine oder andere Restaurant, in dem man essen kann. Aber für mich ist eine Mahlzeit immer eine Zeit aufreibende Angelegenheit. Auswärts zu essen ist ein ziemlicher Aufwand. Und vom Geld will ich hier mal gar nicht schreiben. Meine Ernährung ist, man kann es sich denken, ziemlich schlecht. Jedenfalls unter der Woche. Fast Food und Fertigessen.
„Dass ist ein Bisschen mehr Info, als ich brauchte.“
Es gibt einige Gründe, warum ich mich entschlossen habe, auf Fleisch zu verzichten. Natürlich ist das Leben mit einer Vegetarierin ein Anreiz. Zu Beginn unserer Beziehung wollte ich die ein paar Mal „umdrehen“. Fleisch ist immerhin „ein Stück Lebenskraft“. Oma lässt grüssen. Das hat aber (zum Glück) nicht hingehauen und wir sind dann sehr schnell dietär tolerant geworden.
Zum Anderen kam ich gerade aus der Türkei, wo es im All-Inclusive-Hotel jeden Tag Berge toten Tieres zu essen gab. Irgendwann ging mir das auf die Nerven, aber als Alternative blieben nur die Beilagen. Ich hasse Zwangsernährung.
Den Ausschlag hat schließlich mein Gewissen gegeben. Erstens scheint erwiesen zu sein, dass die industrielle Produktion von Fleisch (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) für einen Großteil der Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich ist. Die genaue Prozentzahl ist mir egal, aber es viel zu viel. Man kann nicht „für die Umwelt“ sein und Fleisch essen. Jedenfalls nicht industriell hergestelltes (!). Und anderes gibt es heute kaum noch. Außerdem sind die Bedingungen, unter denen die Fleisch liefernden Tiere gehalten und geschlachtet werden, inakzeptabel für jeden Menschen, der sich einen Hauch Mitgefühl erhalten hat. Und spätestens seit „Tiere Essen“ von J.S. Froer kann man eigentlich nicht mehr sagen, dass man es nicht wusste. Zumindest nicht, wenn man nicht im Koma liegt oder die „BLÖD“ für eine hervorragende Informationsquelle hält.
„Sag noch einmal ‘Fleisch’! Noch ein einziges Mal!“
Auf dem Rückflug von Antalya war es dann soweit. Ich ließ das Hühnchen (?) in der geschmacklosen Mehlpampe liegen und aß nur die Beilagen. Kein totes Tier mehr für diesen Mann, Madam. Und so blieb es. Bis letzten Freitag.