Wie ich unseren Käse verraten habe

Heute Abend nach langer Zeit wieder einmal Marktforschung am Telefon.

Nachdem man die üblichen Dinge über mich in Erfahrung gebracht hat – Alter, Geschlecht, Nationalität – die Frage aller Fragen:

„Frau Venditti, mögen Sie Schweizer Käse?“

Und weil ich diese Frage mit „Ja, natürlich“ beantworte, folgen weitere Fragen, die meine Liebe zum Schweizer Käse fassbarer machen sollen.

Ob ich der Meinung sei, Schweizer Käse sei würziger als alle anderen Käsesorten auf der Welt. Ob ich denke, inländischer Käse werde mit mehr Sorgfalt hergestellt als ausländischer Käse. Ob ich finde, nur Schweizer Käse bestehe ausschliesslich aus naturbelassenen Zutaten. Ob ich die Überzeugung vertrete, Schweizer Käse werde in einer intakten Umwelt produziert. Und noch ein paar weitere Fragen, die ich als gebürtige Schweizerin natürlich allesamt ohne zu zögern mit einem kräftigen Ja hätte beantworten müssen.

Aber was tue ich schlechter Mensch stattdessen? Denke an die dampfenden Nudeln, die man mir im Piemont aus einem ausgehöhlten Parmiggiano serviert hat. Erinnere mich daran, wie ich den Cheddar lieben gelernt habe. Muss aufpassen, dass ich bei den Fragen bleibe, anstatt in Gedanken abzuschweifen zu der wunderbaren Käseauswahl in Frankreich. Gestehe ausländischen Käsern das gleiche Berufsethos zu wie den einheimischen. Weigere mich standhaft, meiner Liebe zum Käse eine Landesgrenze zu setzen. Und behaupte am Ende gar, weder unser Käse noch irgend ein anderer werde in einer intakten Natur hergestellt, weil es sowas auf unserem Planeten kaum mehr gebe. Also Verrat auf der ganzen Linie.

Am Ende der Befragung weiss ich einmal mehr: Ich tauge definitiv nicht zur Nationalistin. Auch nicht in Sachen Käse.

Wie ich unseren Käse verraten habe


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