Da stehen sie mal wieder, die deutschen Banken, und wundern sich, dass ihr sogenannter Bezahldienst PayDirect einfach keine Akzeptanz findet. Kümmerlich Ende 2015 beim Online-Einrichtungshaus d-living aus der Bünting-Unternehmensgruppe gestartet, gab es dann beim öffentlichen Start im November 2015 immerhin 15! Akzeptanzstellen für das neue Bezahlerlebnis.
Starker Partner Sparkasse bringt auch nichts
Dann stiegen im letzten Jahr auch die schwerfälligen Sparkassen ein, nachdem sie ja eigentlich zu Apple Pay wollten. „Mit dem Start von Paydirekt beim Marktführer Sparkasse wird das deutsche Online-Bezahlverfahren richtig Fahrt aufnehmen“, tönte Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon zum Eintritt der größten deutschen Bankengruppe bei dem Bezahldienst.
Aber auch mit den Sparkassen dümpelt PayDirect weiter so dahin. Inzwischen hat der Dienst zwar nominell 1,2 Millionen Kunden, aber das intern bei PayDirekt ausgegebene Ziel von sieben Millionen Anmeldungen bis Ende 2017 ist mittlerweile in weite Ferne gerückt.
PayDirect-Kunden durch Zwangsbeglückung
Weil Fernsehspots, Plakate und warme Worte der Bankmitarbeiter in der Filiale nicht zum Ziel führen, greifen die Sparkassen bei der Kundenakquise inzwischen zu einem neuen Mittel: der Zwangsbeglückung:
Viele Sparkassenkunden mit einem Online-Konto finden in diesen Tagen ein Schreiben in ihrem Email-Postfach. Darin heißt es dann: „Paydirekt bietet Ihnen beides: Einfaches Bezahlen und optimale Datensicherheit – ‚made in Germany‘!“ Und das Beste sei: „Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, denn wir legen Ihnen am 02.11.2017 kostenfrei ein Paydirekt-Benutzerkonto an.“
Zwar hören die Sparkässler den Ausdruck „Zwangsbeglückung“ nicht gerne – der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) spricht lieber von einer „Komfort- oder Breitenregistrierung“ und ist stolz, dass dieser Tage rund 2,6 Millionen Sparkassen-Kunden diese PayDirekt-Email erhalten. „Wenn eine Million zusätzliche Nutzer dabei herauskommen, wäre das ein schönes Ergebnis“, hofft der Verband.
T3N titelte dazu schon im letzten Monat vielsagend: „Wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird Kunde.„
Muss man die abgehobenen Masters of German Money daran erinnern, dass ein zwangsbeglückter Sparkassenkunde mit einem PayDirect-Account noch lange kein PayDirect-Benutzer ist?
Akzeptanzstellen für PayDirect zu dünn gesät
Wie sollte er auch – PayDirect wird kaum irgendwo im Netz als Bezahl-Alternative angeboten.
Um Online-Händler dafür zu gewinnen, das Paydirekt-Logo neben das von PayPal, Girocard, Kreditkarten oder Sofortüberweisung zu stellen, braucht PayDirekt viele Kunden, die den Aufwand für die Händler rechtfertigen.
Um wiederum Kunden davon zu überzeugen, sich für PayDirekt zu registrieren, braucht das Unternehmen aber jede Menge Händler. Nach Daten des Handelsforschungsinstituts EHI bietet bisher nur jeder zwanzigste der größten 1000 E-Commerce-Shops PayDirekt an.
Auch fast zwei Jahre, nachdem es die ersten Banken anboten, kommt PayDirekt kaum zum Einsatz. Die PayDirect GmbH gibt auch bis heute keine Transaktionszahlen des Bezahldienstes heraus.
Und dann gibt es da auch noch die Datenschutzbehörden – die ermitteln auch schon…