Wie die Kleine den Großen Zärtlichkeiten lehrte

Die Kleine befindet sich gerade auf einem absoluten Zenit ihrer Kuscheligkeit. Bin ich in der Nähe, werden die Ärmchen um meinen Hals gelegt, die Wange an meiner gerieben, Küsse verteilt, gestreichelt, geknuddelt und geherzt. Am Esstisch kommt sie mir so nah wie möglich, will oft auch auf meinem Schoß sitzen und schnurrt wie ein Kätzchen. Bin ich woanders, läuft sie "Mami, Mami" oder "Mimi, Mimi"-rufend durch die Wohnung und sucht mich: "Wo ist meine Mami?" Abends beim Einschlafen kuschelt sie ihr Gesicht an meines, rutscht auf meine Seite rüber und legt ein Ärmchen über meinen Hals. Sie nimmt unsere Gesichter in ihre Hände, sagt "Guck mich mal an" und schaut dann intensiv in die Augen. Trage ich sie auf dem Arm, blickt sie mich oft ganz verliebt und inniglich von der Seite an, gibt mir schmatzende Küsschen und legt ihr Köpfchen auf meine Schulter. Sie sagt ganz oft: "Du bist meine Mami, und Du bist ...s [des Großen] Mami." Am ersten Kitatag nach den Weihnachtsferien säuselte sie abends im Bett: "Mami liebe Mami, ich hab Dich vermisst, wir ham uns lange nich gesehn!". Sehr goldig klingt auch "Ich bin in Mamas Bauch gewachsen." Sie ist so anschmiegsam, liebevoll, zugewandt, herzig und kuschelig, das ist für mich total rührend, wunderschön - und ungewohnt.
Wie die Kleine den Großen Zärtlichkeiten lehrteQuelle: Pixabay
Denn mein erstes Kind, der Große, ist ein durch und durch unkuscheliges Kind gewesen, das Berührungen unangenehm fand und vermieden hat, das nie Küsse und Liebesbekundungen verteilt hat, das unseren Streicheleinheiten ausgewichen ist und sich meist steif gemacht hat, wenn wir ihn in den Arm nehmen wollten. Schon als Baby hat er unsere Hände weggeschlagen, wenn wir ihn streicheln wollten und hat nur bei schwerer Krankheit auf unserem Bauch gelegen. Wenn ihm Begrenzungen zu eng waren, hat er sich mit voller Wucht nach hinten geworfen, überstreckt und geschrien. Zwar wollte er immer getragen werden, aber bitte nicht in einer ankuschelnden Haltung oder in einer Tragehilfe. Es dauerte sehr lange, bis man mit ihm auf dem Sofa gemütlich ein Buch anschauen konnte und er den Körperkontakt akzeptiert hat. Nichts von den oben beschriebenen Szenen hat sich mit ihm abgespielt. Bis heute zuckt er manchmal zurück, wenn ich ihm über die Wange streichen will. Damit umzugehen war für uns Eltern - besonders für mich als Mama - sehr schwer.
Meine verstorbene Schwiegermutter berichtete oft, dass mein Mann als Baby genauso war. Damals haben wir das nicht geglaubt und ihr fehlende Zärtlichkeit unterstellt. Ehrlich gesagt hatte ich vorher noch nie von einem anderen Baby gehört, das Kuscheln so vehement ablehnt, dass man als Eltern wirklich keine Chance hat. Man denkt ja immer, Babys und Kleinkinder brauchen Körperkontakt wie die Luft zum Atmen. Auch jetzt würde ich das wahrscheinlich nicht glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt. Aber es war so, von Anfang an, dass er zwar sehr anhänglich, stark fremdelnd und unbedingt tragebedürftig war, aber eben völlig unkuschelig, jedem Körperkontakt ablehnend gegenüber eingestellt. Man merkte, dass es ihm körperlich unangenehm war, angefasst zu werden.
Die Kleine hat sich ihre ausgeprägte Kuscheligkeit also weder von ihm abschauen können, noch hat sie uns oft mit ihm kuscheln sehen, weil er es nicht zugelassen hat. Ihr Wesen ist einfach ganz anders. Sie gibt Zuneigung physisch und sie empfängt sie. Es ist ein Wechselspiel. Wie hat sich das auf den Großen ausgewirkt? Zuerst hat der Große das Geschmuse von der Kleinen nach und nach zugelassen und zurückhaltend erwidert. In letzter Zeit lässt er auch von uns mehr Zärtlichkeiten zu. Er hat es wirklich von ihr gelernt, kann man sagen. Sie hat sich nie von seiner Steifheit abschrecken lassen, sondern vergöttert ihn über alles und zeigt ihm das auch. Wir haben natürlich auch über die letzten Jahre immer wieder versucht, ihm unsere Zuneigung auch körperlich zu zeigen, aber er hat das oft abgewehrt. Nun lässt er immer mehr zu und das ist total schön. Es ist eindeutig das Verdienst der Kleinen, und gäbe es sie nicht, wäre er wohl für immer in seinem Schneckenhaus geblieben. Andere Kinder, in diesem Fall die Schwester, schaffen das, was wir Eltern nicht erreichten. Man merkt natürlich, dass ihm Körperlichkeit immer noch generell eher unangenehm ist und er das nicht so sehr braucht wie die Kleine. Aber schon diese minimalen Veränderungen machen etwas aus und bedeuten uns sehr viel. Jede Mama will doch mit ihrem Kind kuscheln (Papas natürlich auch). Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass mittlerweile doch vieles von dem möglich ist, wonach man sich immer gesehnt hat. Er ist jetzt fast 5.
Die Kleine braucht Zärtlichkeiten tatsächlich wie die Luft zum Atmen und verteilt sie auch großzügig. Der Große hat erst durch die Kleine gemerkt, wie schön es sein kann, sich zu herzen und zu kuscheln. In ganz vorsichtigen Schritten fängt er jetzt selbst an, das zuzulassen und selbst zu versuchen, sowohl körperlich als auch verbal. Das ist für ihn eine riesige Wandlung. Wofür doch kleine Schwestern so gut sind!
 
Hier noch ein interessanter Text vom Blog Weddingerberg: Und wenn das Kind gar keine körperliche Nähe will?

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