Wie die heutigen Stümper das politische Personal von früher adeln

oder Diese Gegenwart taugt nie und nimmer zur »guten alten Zeit« sein.
Wie die heutigen Stümper das politische Personal von früher adelnEs machte »Bing«, die Schiebetüre des Lifts öffnete sich und dann stand Norbert Blüm im Studio von »Die Anstalt«. Uthoff und von Wagner suchten gerade noch eine »charismatischen Anführer«, der gegen die Privatenrente und die Aushebelung der Umlagefinanzierung auf die Barrikaden gehe. Und da kommt dieser Mann aus dem Lift und hesselt: »Also ich ... ich täts mache.« Standing Ovations. Die Zuschauer waren erkennbar aus dem Mittelstandshäuschen. Und für einen kurzen Augenblick schien es mir fast so, als habe sich das Publikum zurückgesehnt in eine Zeit, da jemand wie dieser bodenständige Mann noch Minister - und das in einer konservativen Regierung! - sein konnte.

Und ich gestehe, in diesem Moment ergriff auch mich ein sentimentaler Anflug und ich redete mir ein, dass damals zwar vieles schlecht war, aber nicht alles so schlecht wie heute. Natürlich ist das nur sehr vereinfacht gedacht und im Rückblick verklärt sich ja so viel. Aber dieser Tage kann man schon mal so denken.
Ich hätte ja nie geglaubt, dass ich das mal so sehe. Aber wenn ich mir das heutige politische Personal so ansehe, dann erahne ich erst, dass die Kabinette des dicken Oggersheimers (bis auf einige Ausnahmen wie zum Beispiel den Lambsdorff) noch lange nicht so schlecht waren, wie man das manchmal von diesen Jahren der »geistig-moralischen Wende« liest. Als ich neulich las, wie der Teltschik die Lage auf der Krim einschätzte, dachte ich mir: »Sieh einer an, da ist einer pragmatisch genug, die Welt nicht ins Unglück zu stürzen. Da weiß einer was von Diplomatie und von internationalen Zusammenhängen.« Er hatte gesagt, dass man die Tatsachen, die Rußland nun geschaffen habe, akzeptieren müsse, wolle man einen Waffengang vermeiden. Das klingt in Tagen der Hetzerei fast ein bisschen philosophisch.
Natürlich waren damals die Konservativen auch als Konservative am Ruder - und nicht etwa als Philosophenkönige oder sowas. Diese Leute waren damals teilweise noch spießiger und muffiger, teils weltfremder und durch ihren christlichen Eifer determinierter als ihre Nachfolger. Aber ich glaube, sie waren wenigstens mit ein wenig gesunden Pragmatismus ausgestattet und weniger von dieser schmierigen Glasur bestehend aus kleinlichen Nationalstolz und pathetischen Sendungsbewusstsein überzogen. Pragmatisch sind die heutigen Figuren schlechterdings nur in Wirtschaftsfragen und da auch nur stets im Sinne der herrschenden Ökonomie. Ansonsten treten sie als eurozentrische Moralisten und Weltverbesserer von der verschlechternden Sorte auf, die obendrein noch ordentlich auf die Emotionstube drücken.
Wahrscheinlich wussten viele damals noch, wie es ist, im wirklichen Leben zu stecken. Vielleicht war Bonn auch nicht so abgehoben wie das Regierungsviertel in Berlin. Die Provinz erdet ja manchmal. Es gab ja sogar in der Union einen Arbeitnehmerflügel, der nicht nur schwächelte und traditioneller Tand war, sondern aktiv ins Geschehen eingriff und mit Blüm sogar einen Minister stellte. Wenn man da die mit Zahlen und Statistiken gedopten Humanoidautomaten sieht, die heute das Leben von Menschen regeln sollen, von dem sie lediglich aus Aufstellungen und Flipcharts wissen, kann man nicht anders als an eine gute alte Zeit zurückdenken, die nicht gut, nur alt war, wie das der »Stern« neulich so passend in einem Artikel zur AfD schrieb.
Vor einem halben Jahr schrieb ich beim »Heppenheimer Hiob« etwas über diese Kanzlerin, die sich Zwerge an ihrer Seite hält, um selbst riesenhafter zu wirken. Fazit war, dass »der Dicke nur neben Dünnen dick [ist] - neben noch Dickeren ist er der Dünne«. Dieses Prinzip gilt vermutlich auch in der oben genannten Konstellation. Wenn eine Zukunft folgt, in der die Zeitgenossen sich aus Trotteln und Simpeln zusammensetzen, dann rehabilitiert sich die Vergangenheit von alleine. Aber wahrscheinlich trifft der Spruch trotzdem zu: »Es war ja doch nicht alles schlecht.«
Schwer vorstellbar ist es jedenfalls, dass wir in zwanzig Jahren feststellen werden, dass Merkels Personal nicht grundsätzlich windig war, nur weil die dann aktive Regierung noch viel blöder und arroganter ist. Ist das überhaupt möglich? Turnt dann etwa von der Leyen oder der Friedrich in einer Kabarett-Sendung herum? Und wird letzterer dann etwa für die Wahrheit eintreten, auf Barrikaden steigen und sagen, dass der Staat die absolute Privatsphäre der Bürger einzuhalten habe? Man kann sich als Mensch vieles vorstellen, die Phantasie ist eine unglaubliche Fähigkeit. Aber hier stößt sie an ihre Grenzen. Es gibt einfach unvorstellbare Dinge. Noch jede Gegenwart hat irgendwann zur guten alten Zeit getaugt. Diese allerdings nicht!
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