Sauna. Thomas Wanhoff/cc-Lizenz
Herbstzeit ist Saunazeit. Auch in Deutschland, wo sich Millionen Menschen regelmäßig gesund und schön schwitzen wollen. Dabei war Saunieren vor einigen Jahrzehnten hierzulande noch sehr exotisch. Dass sich das änderte, lag an den Finnen – und an den Nazis.
Kein Land wird mit Sauna so verbunden wie Finnland. Das Land, wo das Saunieren Volkssport ist und es bei 5 Millionen Einwohner mehr als 1, 4 Millionen “Schwitzkästen” gibt. Das Land, wo jeder dritte Privathaushalt die heiße Entspannung im heimischen Badezimmer oder im separatem Holzraum nutzt. Dort, woher auch der Begriff “Sauna” (“Raum aus Holz”) stammt.
Finnland als Hüter der Saunatradition
Entgegen dem allgemeinen Glauben ist die Sauna allerdings nicht in Finnland erfunden worden, Saunieren ist eher ein Kulturgut der Menschheit. Dass Wärme wohltut und heilen hilft, gehört zu den ersten Erkenntnissen des Menschen. Erste Funden von Urformen eines „Steinschwitzbades“ fanden Archäologen bei den Urvölkern Ostasiens.
Doch Finnland wurde in Europa zum Gralshüter der Tradition des Schwitzens, als im christlichen Mittelalter überall auf dem Kontinent mit dem Untergang der antiken Badekultur auch die Sauna an Bedeutung und auch allgemeiner Akzeptanz verlor. Bis ins 20. Jahrhundert galt es vor allem als Vergnügen zweifelhafter Gesellen, das vor allem und irgendwie etwas mit Sex zu tun hatte. Das Image änderten dann ausgerechnet die Nazis.
Das Saunahaus der Finnen im Olympischen Dorf 1936
Die Olympischen Spiele nach 1936
Bei den Olympischen Spielen 1936 errichteten die nationalsozialistischen Gastgeber auf Wunsch der finnischen Delegation für die Sportler im Olympischen Dorf eine Sauna errichtet. Ganz nach finnischem Vorbild wurde das Blockhaus aus starken Stämmen errichtet und an den Rand eines kleinen Badeteichs in Döberitz gestellt. Alle Zeitungen berichteten über die damals sonderbare Form der Erholung, was die öffentliche Neugier weckte. Als nun die Finnen in ihren Disziplin überdurchschnittlich abschnitten, wurde auch Mediziner und Sportverbände hellhörig, da sie die Ergebnisse auch auf den Saunabesuch zurückführten. Langsam fanden Saunagänge auch Eingang in die medizinischen Rehabilitationsprogramme.
Boom der Saunas in Deutschland nach 1945
Ihren Siegeszug trat die Sauna in Deutschland allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg an. Nach 1948 gab es immer mehr öffentliche Saunaanlagen für jedermann/frau. Zählten die Statistiker 1960 bereits 1000, waren es 20 Jahre später schon 5.000 Wohlfühlstätten. Heute geht der Deutsche Sauna-Bund von rund 6.000 öffentlichen Saunabetrieben aus. Nicht mitgezählt die Saunabäder in Hotels , Sportstätten und – immer beliebter – im heimischen Badezimmer. Nach neuesten Erhebungen gehen inzwischen 30 Millionen Deutsche regelmäßig in die Sauna. Die meisten von ihnen in die heiße-trockene Sauna. In die finnische Sauna.
Christoph Marx
Der Münchner Christoph Marx ist freier Publizist, Lektor und Redakteur und lebt und arbeitet in Berlin. Er veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.
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