Wie der Leopard zu seinen Flecken kam


Wie der Leopard zu seinen Flecken kamSprach Leopard zum Pavian (und es war ein sehr heißer Tag)»Wo ist das ganze Wild hingegangen?«Und Baviaan zwinkerte. Er wußte es.Dann sagte Baviaan, »Das Wild ist zu anderen Flecken gegangen; und mein Rat an dich, Leopard: gehe auch zu anderen Flecken, so bald du kannst.«Wie der Leopard zu seinen Flecken kamDas verwirrte den Leoparden und den Äthiopier, aber sie gingen los, um die eingeborene Flora zu suchen, und plötzlich, nach so-und-so-vielen Tagen, sahen sie einen großen, hohen, hochgewachsenen Wald voller Baumstämme, die alle vollständig gefleckt und verdeckt und verdreckt und bematscht und beklatscht und bekleckst und befleckt und kreuz-und-quer mit Schatten bedeckt waren.
(Sag das mal schnell und laut, dann wirst du sehen, wie sehr schattig der Wald gewesen sein muss.)
Wie der Leopard zu seinen Flecken kam Der Leopard und der Äthiopier jagten den ganzen Tag; und obwohl sie sie riechen und hören konnten, sahen sie kein einziges von ihnen.»Um Gottes Willen,« sagte der Leopard zur Abendbrotzeit, »lass uns warten bis es dunkel wird. Dieses Jagen bei Tageslicht ist absolut skandalös.«So warteten sie die Dunkelheit ab, und da hörte der Leopard ein schnüffelndes Atmen in dem Sternenlicht, das ganz streifig durch die Zweige fiel, und es roch wie Zebra, es fühlte sich wie Zebra an, und als er es umwarf, trat es wie Zebra, aber er konnte es nicht sehen. Also sagte er, »Sei still, o Person ohne Form. Ich werde mich bis zum Morgen auf deinen Kopf setzen, weil du etwas an dir hast, was ich nicht verstehe.«Wie der Leopard zu seinen Flecken kamDer Äthiopier rief: »Ich habe ein Ding gefangen, das ich nicht sehen kann. Es riecht wie Giraffe, und es tritt wie Giraffe, aber es hat keine Form.«»Trau' ihm nicht,« sagte der Leopard. »Setz dich bis zum Morgen auf seinen Kopf – so wie ich. Sie haben keine Form – keins von ihnen.« So saßen sie auf ihnen, akkurat bis zur hellen Morgenzeit, und dann sagte der Leopard, »Was hast du an deinem Tischende, Bruder?«Der Äthiopier kratzte sich am Kopf und sagte: »Es sollte vollständig zart gräulich-rehbraun sein, und es sollte Zebra sein; aber es ist über und über mit schwarzen und purpurnen Streifen bedeckt. Was in aller Welt hast du mit dir angestellt, Zebra? Wie der Leopard zu seinen Flecken kam
»Kurz und knapp gesagt: wir passen nicht zu unserem Hintergrund. Ich werde Baviaans Rat annehmen. Er sagte: ich sollte mich verändern; und da ich außer meiner Haut nichts habe, was ich verändern könnte, werde ich die ändern.« »Aber was ist mit mir?« sagte er, als der Äthiopier seinen letzten kleinen Finger in die feine neue schwarze Haut verwandelt hatte.»Denk an Giraffe,« sagte der Äthiopier. Oder, wenn du Streifen bevorzugst, denk an Zebra. Sie sind mit ihren Streifen und Flecken perfekt zufrieden.«
»Ähm,« sagte der Leopard. »Ich möchte nicht wie Zebra aussehen – niemals.« »Ich nehme dann also Flecken,« sagte der Leopard; »aber mach sie nicht so vulgär groß. Ich möchte nicht wie Giraffe aussehen – niemals.«
»Jetzt bist du eine Schönheit!« sagte der Äthiopier. Du kannst draußen auf dem nackten Boden liegen und wie ein Haufen Kieselsteine aussehen. Du kannst auf den nackten Felsen liegen und aussehen wie ein Stück Lavagestein. Du kannst auf einem beblätterten Zweig liegen und aussehen wie Sonnenschein, der durch die Zweige fällt; und du kannst gerade mitten auf dem Weg liegen und aussehen wie nichts Besonderes. Stell dir das vor und schnurre!«

Auszug aus
"Wie der Leopard zu seinen Flecken kam"
(Rudyard Kipling)




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