Wie blöd sind wir eigentlich?

1979 wird in München der erste Media Markt eröffnet. Geschäftsidee: Ein riesiges Angebot zum Angucken, Anfassen, Ausprobieren. Und das kommt an, heute ist Media-Saturn die größte Elektronikkette Europas, allein in Deutschland gibt es 244 Media Märkte und 145 Saturn-Filialen. Letzterer war ursprünglich der größte Konkurrent, 1990 wurde Saturn geschluckt. Das Konkurrenz-Image wurde allerdings nicht nur bewahrt, sondern bewusst verstärkt. So sollen sich die Kunden auf den ständigen Preiskampf zwischen «Geiz ist Geil» und «Ich bin doch nicht blöd» konzentrieren und echte Konkurrenten aus den Augen verlieren.

Diese Strategie geht auf. «Ich kaufe so viel bei Media Markt, weil der Preis am günstigsten ist», sagt ein Dauerkunde im Media-Markt-Check vor der ARD-Kamera. Der Film über die größte deutsche Elekromarktkette ist der vorerst letzte Teil der Markencheck-Reihe, die schon im Heimatsender WDR so erfolgreich lief, dass sie einen Platz im Ersten ergattern konnte. Dort sahen im Schnitt mehr als 5 Millionen Zuschauer die Episoden über Lidl, H&M und McDonald’s.

Nun also Media Markt, der Aldi unter den Elektro-Anbietern. Das Team will vor allem genau prüfen, ob Media Markt wirklich am billigsten ist. Zuerst nehmen die Redakteure sich das Preis-Image vor und testen Passanten auf ihre Werbe-Festigkeit. Keine große Überraschung: Fast jeder erkennt die Media-Markt-Werbung nach wenigen Sekunden.

Dann sollen Teilnehmer einer repräsentativen Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen Preise schätzen. Das Ergebnis ist deutlich: Media-Markt-Preise werden fast immer geringer geschätzt als sie tatsächlich sind, der aggressiven Werbung sei Dank. Der Elektronikkonzern hat – so das erste Zwischenfazit – einfach ein phänomenal billiges Image.

Billiges Image, teure Realität

Aber was bleibt in der Realität vom Billig-Image? Das Team checkt die tatsächlichen Preise und vergleicht mit anderen Anbietern. Zuerst vor Ort: Im Vergleich mit anderen Elektronik-Geschäften liegt Media Markt fast immer vorne, nur Saturn kann einigermaßen mithalten. Ein Punkt für Media Markt.

Allerdings findet sich die größte Konkurrenz heute im Internet. Der Markencheck vergleicht die Angebote der Media-Markt-Filialen mit Internet-Händlern – Ergebnis: Im Schnitt ist Media Markt ein Prozent teurer. Nicht viel, aber es widerspricht dem Image. Kein Wunder, Media Markt hat den Trend zum Internetgeschäft lange ignoriert, erst im Januar wurde mit viel Tamtam der Online-Shop eröffnet.

Lohnt sich der Online-Shop? Laut Check-Urteil nein – Media Markt hat fast immer den teureren Preis als die Internet-Konkurrenz. Dazu kommen die hohen Versandkosten. Am Ende bezahlt der Käufer bei Media Markt im Internet 9 Prozent mehr als bei vergleichbaren Online-Anbietern. Und das gilt allein für die Aktionsangebote. Noch herber für Media Markt ist der Preisvergleich bei Produkten, die ohne Angebot im Sortiment sind: 41 Prozent zahlt der Kunde durchschnittlich im Media Markt mehr als bei Online-Händlern.

Die persönliche Beratung bringt wenig

Das Check-Urteil fällt folglich für die Preise negativ aus. Bei Großgeräten direkt im Geschäft ist Media Markt fast unschlagbar günstig. Aber bei Kleinteilen und im Vergleich mit Internet-Angeboten kann die Kette nicht mithalten.

Warum ist Media Markt dann trotzdem so erfolgreich? Vielleicht liegt es an der persönlichen Beratung. Im Gegensatz zum Internet trifft der Kunde im Geschäft auf lebende Menschen, die ihn beraten können. Doch ist die Media-Markt-Beratung wirklich hilfreich? Das Check-Urteil fällt unentschieden aus: Beratung ist laut ARD bei Media Markt «Glückssache».

Sind wir also doch blöder als die Media-Markt-Werbung behauptet? Wohl kaum. Natürlich ist es clever, über Portale im Internet Preise zu vergleichen, bevor man sich einen Kühlschrank im Wert von 700 Euro zulegt. Aber wenn man die Angebote bei Media Markt, Saturn und Co. über einen längeren Zeitraum beobachtet, kann man auch dort echte Schnäppchen machen. Vorteil: Das Geschäft ist vor Ort, das Gerät kann genau begutachtet werden und ein Umtausch ist unkompliziert.

Ob das eventuell höhere Preise wett macht, muss der mündige Käufer allein abwägen. Der Media-Markt-Check bietet nur wenig Hilfe. Wie auch in den vorangegangenen Episoden über H&M, McDonald’s oder Lidl, bleiben die Bewertungskriterien genauso vage, wie das Fazit des Films.

Für den Media-Markt-Check machte die Redaktion sogar eine völlig sinnlose Reise in die ghanaische Hauptstadt Accra. Dass die Kinder, die dort Kupfer aus Elektroschrott schmelzen, nichts mit Media Markt zu tun haben, schien den Verantwortlichen nicht so wichtig. Man will halt mal erwähnt haben, dass es diese Kinder gibt. Die Kosten für die halbe Weltreise trägt sowieso der Gebührenzahler.

Quelle:
News -
Wirtschaft News -
Media-Markt-Check – Wie blöd sind wir eigentlich?


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