Ich muss sagen, ich halte den dritten Teil der Mon Calamari Trilogie – “Prisoners” – für die schwächste der drei Episoden, wobei ich auch sagen muss, dass die Folge bei wiederholtem Anschauen besser wird, was an sich ein gutes Zeichen ist. Trotzdem – an die ersten beiden Teil reicht er nicht heran.
Wenden wir uns deshalb einer der Hauptfiguren dieser Trilogie zu: Lee-Char, Prinz und letztlich König von Mon Calamari. Auch wenn es vielleicht seltsam klingen mag, aber sehr viel von dem was dem jungen “Mann” in dieser Geschichte passiert ist, erinnert mich an die “Heroe’s Journey” von Luke Skywalker in der OT. Wie dieser verliert auch Lee-Char seinen nächsten Angehörigen durch Mord (was wurde eigentlich aus Lee-Chars Mutter, die wird in keiner der drei Folgen auch nur erwähnt?) und muss sich allein einer großen Aufgabe bzw. Gefahr stellen.
Und wie Luke ist er dabei gar nicht wirklich allein, sondern hat Mentoren, die ihn unterstüzen, fordern, aber stets fest an ihn glauben. Was bei Luke Ben Kenobi und später Yoda war, ist bei dem jungen Mon Calamari Captain Ackbar und – auch das ist vielleicht etwas seltsam – Ahsoka Tano, die speziell in dieser dritten Folge eine für ihr Alter enorme Reife und Lebenserfahrung zeigt (ungleich Ben und Yoda geben Lee-Chars Mentoren jedoch nicht den Löffel ab!). Sollte Ahsoka Order 66 und den Jedi Purge überleben, so könnte sie in weiterer Folge eine Art weiblicher Ben Kenobi werden.
Lee-Chars Meister Yoda
Auch Lee-Char selbst zeigt eine gewissen Seelenverwandtschaft mit Luke. Zu Beginn der Geschichte schwankt er zwischen naiver Weinerlichkeit und Selbstmitleid (nein, er will nicht zur Toshe Station gehen, um Energiewandler zu besorgen) und einer aufgesetzten Großmäuligkeit (so wie Luke, als er sich über das Aussehen der Millenium Falcon beschwert). Später lernt er, sich seiner Aufgabe und seiner Rolle zu stellen und über sich hinauszuwachsen. Auf dem Weg dorthin dringt er in ein feindliches Gefängnis ein, um (nein, keine Prinzessin, sondern) seine Landsleute, die Jedi und die Klone zu befreien – auch das kennen wir doch von irgendwo.
Eine Krankenpflegerin für Captain Ackbar
Seinen Höhepunkt findet diese “Heroe’s Journey”, indem sich Lee-Char freiwillig gefangennehmen, vor den Anführer der Gegenseite bringen lässt und in dessen Thronsaal versucht, dessen rechte Hand auf seine Seite zu ziehen. Hatten wir das nicht schon mal?
Hai und Tintenfisch
Und nein, Riff Tamson endet nicht in einem Reaktorschacht – so weit geht die Parallelität dann (Gott sei Dank) doch nicht.
Apropos Tamson: schon in meiner Besprechung zur ersten Folge dieser Trilogie habe ich die Ähnlichkeit zu den “Weisser Hai” Filmen erwähnt. Hätte man dies damals noch für einen Zufall halten können, so ist dies bei (Achtung SPOILER!) Tamsons Tod nicht mehr möglich. Wer das Ende des ersten “Jaws” kennt, bekommt eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie der Typ sein Leben aushaucht. Und ja: man sieht schließlich sein Gebiss im Wasser treiben! Irgendwie finde ich das schade, denn Tamson war wohl einer der gemeinsten, brutalsten und skrupellosesten Bösewichte, die die Serie je gesehen hat. Der hätte ruhig öfter kommen können!
Trotz des durchaus bemühten Versuchs Lee-Chars Entwicklung zu einem wahren Führer in den drei Folgen zu zeigen, muss ich sagen, dass er mir nicht wirklich ans Herz gewachsen ist. Vieles von dem, was er – speziell in dieser dritten Folge – von sich gibt pendelt irgendwie zwischen mehr oder weniger hohlen Plattitüden und einer gewissen Arroganz (“Gebt die Hoffnung nicht auf, denn ich werde Euer neuer König sein”! blabla-blabla). Ja, er bemüht sich, ein König auch für die Quarren zu sein, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass die Betonung dabei vor allem auf König liegt und es ihm primär darum geht, endlich die ihm seiner Meinung nach zustehende Rolle einnehmen zu können. An Luke kommt er hier charaktermäßig nicht her, aber das tut wohl auch kaum einer.
Ende gut - alles gut!
Was es sonst noch zu erwähnen gibt:
- Zu Beginn erwähnt Lee-Char, dass das Verhältnis zwischen Quarren und Mon Calamari bis zum Auftauchen von Riff Tamson zwar gespannt, aber friedlich war. Ein weiteres Zeichen dafür, dass GL die Ereignisse in der CW Microserie (die dort gezeigte Schlacht fand ja vor dieser hier statt) zunehmend als non-Cannon ansieht, was ich schade finde.
- Die Abschirmung des Gefängnisses erinnert an das Strahlennetz um Iego aus der Folge “Mystery of a Thousand Moons” aus der ersten Staffel, wenn auch in kleinerem Massstab. Das ist gar nicht mal so unlogisch, denn die Separatisten könnten Iego als eine Art Versuchsstation verwendet und die Technik mittlerweile perfektioniert bzw. verkleinert haben.
- Man erfährt tatsächlich, wer Lee-Chars Vater ermordet hat und die Überraschung hält sich in engen Grenzen.
- In einer Szene bezeichnet Tamson Lee-Char als armseeligen Fisch – irgendwie musste ich dabei an jene Szene aus ROTS denken, als Sidious Yoda “meinen kleinen grünen Freund” nennt.
- Jar Jar beweist in einer Szene, dass sich ekelig und nützlich nicht unbedingt ausschließen müssen.
Auch Schleim kann manchmal hilfreich sein
- Jene Unterwasserwesen, die Kit Fisto und Anakin gefangen halten und sie foltern (die sog. Electric Eel) waren erstmals in den Super Nintendo Spielen “Super Star Wars: The Empire Strikes Back” und “Super Star Wars: Return of The Jedi” Anfang der 90er Jahre zu seheh- wenn auch in wesentlich geringerer Auflösung. Interessant, woher die Macher der Serie ihre Inspirationen herholen.
- Als Nossor Ri erkennt, dass Riff Tamson ihn betrogen und gar nicht vorhat, ihre Vereinbarung einzuhalten und ihn darauf anspricht, hätte ich fast erwartet, dass Tamson ihm so antwortet wie Vader Lando mehr als 20 Jahr später auf Bespin: “I am altering the deal. Pray that I don’t alter it any further.” Aber das wäre vielleicht etwas zu viel gewesen.
- Gegen Ende hört man einmal mehr das “Force-Theme”, diesmal in einer schnelleren Version. Gefällt mir gut! Wann gibt es endlich einen Soundtrack zur Serie?
Die obigen Bilder und noch viele mehr gibt es wie immer auf meiner Flickr Seite.