Wie aus einem roten Reh eine Wildkatze wird …

Wie die meisten meiner Leser/innen in einigen Posts bereits gemerkt haben, habe ich einen starken Hang zur Geschichte und freue mich immer, wenn ich Ausflüge, Spaziergänge oder Wanderungen mit geschichtsträchtigen Fakten würzen kann. So sollte es auch bei unserer letzten Wanderung sein. Im Internet hatte ich eine rund acht Kilometer lange Wanderung unter dem Motto “Zwei Türme und die halbe Wetterau” gefunden. Wir müssen eigentlich nur der Markierung “Rotes Reh” folgen, dann geht es zu einem rekonstruierten Römerturm und zu den Resten eines Kastells. Da wir ja nur bis nach Bad Nauheim fahren – das ist ungefähr 10 Minuten von unserem Zuhause entfernt – verzichten wir auf Wanderkarten und dergleichen. Schließlich wandern wir ja direkt vor der Haustüre – da kennt man sich schließlich aus … ;-) . Und es fängt auch alles ganz wie in der Beschreibung angegeben an. Auf der B3A nach Bad Nauheim, vorbei am Waldstadion, die A5 unterqueren und dann auf der breiten Panzerstraße bis zum Wanderparkplatz.

Ist das der Wanderparkplatz?

Ist das der Wanderparkplatz?

Bis vor wenigen Jahren haben hier die US-Streitkräfte für den Ernstfall geübt und dabei große Wunden in diesen Teil des Taunus’ geschlagen, die noch heute nicht zu übersehen sind. So übersehen wir natürlich auch nicht den Parkplatz, auf dem nur noch ein weiteres Auto steht. Frohen Mutes steigen wir mitsamt den Hunden aus und machen uns auf die Suche nach der Markierung “Rotes Reh”. Hmmm, keine Markierung weit und breit, aber da vorne steht doch ein großes Schild …

Wie aus einem roten Reh eine Wildkatze wird …

… ist hier die Markierung “Rotes Reh” zu finden?

… es handelt sich allerdings um die Schautafel für den “Wildkatzenerlebnispfad” – vom roten Reh ist nichts zu sehen. Ich wage den leisen Einwand, dass wir vielleicht auf dem falschen Parkplatz sind, was natürlich so nicht akzeptiert werden kann. Ich bin schließlich mit dem weltbesten Pfad-Finder verheiratet, der irrt sich nicht im Parkplatz! Wir machen uns erst einmal auf den Weg und spazieren weiter über eine breite Panzerstraße … ohne Wegbeschreibung.

Überall sind noch Zeugnisse aus Zeiten des kalten Krieges erkennbar

Überall sind noch Zeugnisse aus Zeiten des kalten Krieges erkennbar

Nach rund zwei bis drei Kilometern kommen wir wohl auch an dem Wanderparkplatz an, der in der Internetbeschreibung gemeint ist … natürlich zu Fuß! Hier finden wir auch die Markierung “Rotes Reh” wieder …

... das rote Reh ist da ...

… das rote Reh ist da …

Also, weiter geht es. Vorbei am Forsthaus Winterstein. Weiter gerade aus und (leider) immer bergauf … nun sind wieder fast alle Wandermarkierungen “verschwunden” …

Wir gehen jetzt bitteschön immer hier entlang ...

Wir gehen jetzt bitteschön immer hier entlang …

Die Markierung “Rotes Reh” ist und bleibt verschwunden … wir kehren um. Irgendwo muss das blöde Reh ja wohl sein …

… kein “Rotes Reh” zu sehen …

Zurück am Forsthaus Winterstein ist immer noch nicht die richtige Markierung gefunden. So, jetzt ist aber mal Schluss mit lustig. Wir entscheiden uns nun dafür, der Markierung des Wildkatzenerlebnispfads zu folgen, dessen Schautafel wir ja auch schon auf “unserem” Parkplatz gefunden hatten. Nun geht es erst einmal streng bergauf … jammer … das waren gefühlte fünf Stunden für mich … (später erfahre ich, dass ich insgesamt an diesem Sonntag rund 150 Höhenmeter überwunden habe …)

... bergauf ...

… bergauf …

Wie jeder Wanderratgeber empfielt (!), läuft der schnellere Wanderer (in diesem Fall mein werter Gatte) in einem Affenzahn voraus (ja, das ist jetzt ironisch gemeint) … ab und an bleibt er jedoch netterweise stehen …

Wob bleibst Du denn?

Wob bleibst Du denn?

… und fragt, wo ich bleibe … super … sobald wir ein paar Sekunden stehen bleiben, werden Dayo und Suri unruhig und zappeln hin und her. Der genaue Blick auf den Weg zeigt, dass hier massenweise riesige Ameisen unterwegs sind, die offensichtlich an den Pfoten jucken, sobald die beiden stehen … irgendwann geht es mal rechts ab, aber das macht ja nix, denn wir laufen trotzdem geradeaus weiter … “Hier geht auch zum Winterstein-Turm” … aha … es wird allerdings immer steiler … Gott sei Dank gibt es mittlerweile auch keine Wandermarkierungen mehr, sodass Thomas ein Einsehen mit mir hat und wir umkehren, um der Ausschilderung “Wildkatzenpfad” zu folgen.

0714 Winterstein 13

Ich komme endlich wieder zu Atem, aber der Pfad heißt nicht umsonst so, denn wir befinden uns jetzt auf einem schmalen Trampelfpad. Es geht vorbei an blühenden Blumen, hohen Baumkronen, Totholz und umgestürzten Bäumen, die wunderbare Verstecke für Wildkatzen abgeben.

Totholz und umgestürzte Bäume sind im Sommer von grünen Farnen bedeckt

Totholz und umgestürzte Bäume sind im Sommer von grünen Farnen bedeckt

Denn der Wildkatzenpfad heißt nicht einfach nur so, sondern ist ein Erlebnispfad, der die Wanderer auf sieben Kilometern durch den Wald rund am Winterstein führt. An zehn markierten Stationen erfahrt man wie und wo Wildkatzen leben und was für diese Tierart wichtig ist. Wer so schlau ist, sich vorher über seinen Wanderweg zu informieren, der kann sein Handy als Audio-Guide benutzen und an jeder Station Informationen abrufen. Aber von all dem wissen wir zu diesem Zeitpunkt fast nichts. Ich merke nur, dass es schon wieder steiler wird (na ja, soll ja gut für einen schönen Po sein …).

Der Wintersteinturm

Der Wintersteinturm

So erreichen wir dann den Wintersteinturm, wo uns zum zweiten Mal (seit dem Parkplatz) die Markierung “Rotes Reh” begegnet … hier wären wir auch hingekommen, wenn wir den anderen Weg “gefunden” hätten … ich mache jetzt erst mal Pause. Die Hunde bekommen Wasser, ich auch und Thomas erklimmt den Turm, der 2004 abgerissen wurde und seit Mai 2005 in neuem Glanz erstrahlt.

Während die einen Pause machen ...

Während die einen Pause machen …

Vom Aussichtsturm hat Thomas eine spektakuläre Aussicht über Taunus und Wetterau.

Fernmeldeturm auf dem Steinkopf

Fernmeldeturm auf dem Steinkopf

Die Wetterau zu Füßen

Die Wetterau zu Füßen

Und dann geht es auch schon weiter – in Richtung Fernmeldeturm auf dem Steinkopf. Eigentlich folgen wir ja dem Wildkatzenpfad, aber irgendwie verschwinden die Markierungen immer, wenn wir uns an Wegkreuzungen befinden. Einmal noch marschieren wir in die falsche Richtung, drehen aber dann doch um, um den ganzen Weg wieder bergauf zu gehen … aber es gibt ja einen bedeutenden Vorteil, wenn man rund zwei Stunden bergauf gegangen ist. Irgendwann muss es zwangsläufig wieder bergab gehen …

Verträumte Waldteiche mit üppiger Vegetation

Verträumte Waldteiche mit üppiger Vegetation

… und dann endlich ist es soweit. Der Weg wird abschüssig … juchhuuu …

Kurz vor dem Fernmeldeturm geht es endlich bergab

Kurz vor dem Fernmeldeturm geht es endlich bergab

Anstatt mühevoll zu keuchen, kann ich endlich die Natur um mich herum genießen (konnte ich vorher auch, aber da musste ich dann immer gleich stehen bleiben) und entdecke Blaubeerteppiche …

Blaubeeren in rauen Mengen

Blaubeeren in rauen Mengen

Wir haben auf unserem gesamten Weg des öfteren Ameisenhügel gesehen, aber hier direkt unter dem Steinkopf stapeln sich sozusagen die Behausungen der fleissigen Krabeltiere.

Riesige Ameisenhügel überall

Riesige Ameisenhügel überall

Blütenpracht am Wegesrand

Blütenpracht am Wegesrand

Im Gegensatz zum Austieg ist der Weg runter sehr angenehmen zu laufen. Da bleibt auch noch die Zeit für ein kleines Gruppenbild …

Bitte alle schön lächeln

Bitte alle schön lächeln

Mit all unseren Umwegen sind wir inzwischen knapp drei Stunden unterwegs.

... drei Stunden nach Start ...

… drei Stunden nach Start …

Irgendwann erreichen wir auch eine Bushaltestelle. Eine Bushaltestelle mitten im Wald?

… “sprechende” Bushaltestelle …

Wie gesagt, wir befinden uns ja auf dem Wildkatzenerlebnispfad, und hier können Kinder auf geführten Wanderungen dem Gespräch zwischen Wildkatze, Baummarder und Specht lauschen. Heute ist hier nichts los und so geht es für uns weiter. Kurz darauf können wir ein kleines Päuschen machen …

... sehr brav die Drei ...

… sehr brav die Drei …

Jetzt kann es bald aber nicht mehr lange dauern … und siehe da: Auf einmal kommt mir der Weg doch bekannt vor. Richtig, hier waren wir doch schon mal vor einigen Stunden und sind unverrichteter Dinge wieder umgekehrt, weil wir keine Markierungen gesehen haben … aha … wir hätten also einfach auf dem Weg bleiben können und wären dann den Wildkatzenpfad genau anders herum gelaufen. Kurze Zeit später erreichen wir zum zweiten Mal an diesem Tag das Forsthaus Winterstein.

... mit Sommerterrasse ...

… mit Sommerterrasse …

Wir gönnen uns jetzt erst einmal Apfelsaftschorle und Käsekuchen bevor es zum Auto zurück geht. Puuhh, das war doch schon eine ganz schön anstrengende Geschichte, weil es natürlich auch ziemlich warm an diesem Tag war. Aber wir haben es alle gut überstanden. Und beim nächsten Mal bereiten wir uns besser vor – auch wenn es nur um eine Wanderung direkt vor der Haustür handelt … ;-)

Weitere Informationen:

Der Wildkatzenerlebnispfad ist KEIN Spaziergang. Auf ca. sieben Kilometern geht es gut 150 Höhenmeter hinauf und hinunter, oft auf schmalen Trampelpfaden. Für die Wanderung werden drei bis vier Stunden benötigt. Eine echte Wildkatze wird man auf dem Pfad wohl aber nicht zu Gesicht bekommen. Sie ist viel zu scheu und noch dazu meist nachtaktiv! Hunde müssen an der Leine geführt werden – nicht nur, damit sie nicht auf die Idee kommen, im Wald nach Wild zu suchen, sondern auch, weil insbesondere an Wochenenden mit schönem Wetter auch auf den Trampelpfaden viele Mountainbiker unterwegs sind (aber im Vergleich zum Niddaradweg sind uns nur sehr, sehr freundliche Radfahrer begegnet, die uns gegenüber sehr rücksichtsvoll waren!).

Unbedingt Wasser für die Hunde mitnehmen!

Auf der Website vom BUND Hessen sind Informationen über das Wildkatzenerlebnis zu finden. Hier kann man auch Audio-Dateien und Informationsmaterial über Wildkatzen für Kinder herunterladen.

In der Gaststätte “Forsthaus Winterstein” kann man sich bei Speis und Trank nach getaner “Arbeit” erholen. Hier soll sich angeblich auch Sissi – die Kaiserin Elisabeth von Österreich – getarnt als Gräfin Hohenembs erholt haben. Auch Kaiser Wilhelm hätte man ganz zu Beginn des 20. Jahrhunderts treffen können – ganz ins Gespräch mit Ferdinand von Bulgarien vertieft …


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