Mütter neigen bisweilen dazu, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen. Die Stillmütter wettern gegen die nicht stillenden, die Impfgegner gegen die Impfenden, die Kaiserschnitt Gebärenden gegen die spontan Gebärenden, die Vollzeitmamas gegen die Vollzeitarbeitenden, usw.
Aber wenn es hart auf hart kommt, halten wir anscheinend dann doch alle zusammen. Am eigenen Leibe durfte ich das erleben, als rund 200 Mütter aus meinem Netzwerk mir den Rücken gestärkt und alles mobilisiert haben, um mein Projekt zu unterstützen.
Spulen wir mal kurz zurück. Ich habe mich aus einer Laune und in spontanem Aktionismus bei einer ausgeschriebenen Bloggerreise beworben. Drei Reiseblogger sollen nach China aufbrechen und vor Ort von Land, Leuten und ihren Erlebnissen berichten. Nicht schlecht, nach China kommt man nicht alle Tage.
Das Kleingedruckte habe ich aber dummer- oder vielleicht auch glücklicherweise nicht gelesen. Wer es mit seiner Bewerbung in die Endauswahl schafft, muss sich einem Voting stellen und dafür im Idealfall seine gesamte Sippschaft, Nachbarschaft, Freundschaften, Community, … aktivieren – mehrmals, denn abgestimmt werden kann täglich.
Meine Lobby ist mittelmäßig groß und ich reiße mir lieber ein Bein aus, als andere um einen wohlmeinenden Gefallen zu bitten. Nicht weil ich auf einem hohen Ross sitze, sondern weil mir das einfach schwerfällt, mich selbst gut zu verkaufen und in das beste Licht zu rücken. Diesbezüglich war ich schon immer eine Niete und habe es auch im früheren Berufsleben nicht geschafft, mir von meinen vielen ambitionierten männlichen und amerikanischen Kollegen eine Scheibe abzuschneiden …
Kopf and Kopf ins Finale
Wie es der Teufel aber so will, erreicht mich zwei Tage nach dem Absenden meiner Bewerbung tatsächlich eine nette Mail, dass ich es ins Finale geschafft habe und nun zwei Mitbewerber (an dieser Stelle sorry an Corinna von Aussteigen Bitte und Julia von Globusliebe) in der Kategorie „Schreiben“ aus dem Rennen schubsen muss. Good luck! Möge der faire Wettkampf beginnen.
Zunächst lief es nicht schlecht für mich, ich konnte tatsächlich eine Menge Menschen mobilisieren, für mich zu stimmen. Dann zogen die anderen nach und ich rutschte langsam aber sicher auf den letzten Rang. Geschlagen wollte ich mich dann aber noch nicht geben und habe es gewagt, über meinen Schatten zu springen und in einigen meiner intimeren Facebook Gruppen um Stimmen zu bitten. Zwei liebe verbündete Mütter rieten mir zu, bei den Mompreneurs mein Projekt vorzustellen und dort um Unterstützung zu bitten.
MomPreneurs ist ein unglaublich dynamisches Netzwerk aus Frauen, die wenigstens zwei Dinge gemeinsam haben, sie sind Mütter und Unternehmerinnen.
In diesem Netzwerk gibt es nichts, was es nicht gibt. Von der Juristin zur Steuerberaterin, von der Fotografin zur Grafikerin, zur Programmiererin, zum Business Coach. Alles vorhanden. Hier weiß immer jemand Rat, kann den passenden Kontakt vermitteln oder spendet einfach nur Trost. Alle sitzen im gleichen Boot, kennen die finanziellen Ungewissheiten, die Auf und Abs der Selbstständigkeit. Sie wissen, wie man sich als Unternehmerin oft unverstanden fühlt, es an mangelnder familiärer Unterstützung fehlt, die Selbstständigkeit nicht ernst genommen wird, man selbst zu kurz kommt oder einem das schlechte Gewissen plagt, wenn andere Mütter beim Kindergartenbasteln sitzen, man selbst aber noch die Buchhaltung oder was auch sonst immer Mahnstufe 2 bereits überschritten hat, bearbeiten muss.
Diese viel beschäftigten Damen, diese Alltagskämpfer sollte ich mit meinem Hobbyblog, der mit meinem eigentlichen Business und dem Grund, warum ich ein Teil des Netzwerkes bin, nichts gemein hat, belästigen? Niemals. Viel zu unangenehm. Die lachen mich doch aus, schmeißen mich raus, geben mir einen Tritt und ich brauche mich dann nicht mehr blicken zu lassen….
Vom Underdog zum Favoriten
Die Abstimmung läuft noch drei Tage. Ich bin immer noch ganz knapp auf letzten Platz, trotzdem ich wiederholt alle Register im Freundeskreis gezogen habe. Verflixt, wie machen die anderen das nur?
Sollte ich vielleicht doch mal anfragen?… Es sind immerhin fast 5000 Frauen in dem Netzwerk.., nein, lieber nicht. Ich komme mir doof vor.
Eine Freundin gibt mir den finalen Arschtritt: „Was hast Du denn zu verlieren? Entweder macht keine mit oder das Posting wird aufgrund von Irrelevanz gelöscht.“
Nichts dergleichen passiert. Sondern etwas gänzlich Unerwartetes. Wildfremde Frauen entwickeln eine Dynamik, die mir die Tränen vor Rührung in die Augen treiben. Rund 250 Frauen machen sich für mich stark, voten, was das Zeug hält, teilen meinen Aufruf, bitten in ihrer eigenen Community um Stimmen für mich, obwohl wir uns größtenteils nie im Leben begegnet sind. Sie machen mir Mut, bestärken mich, wollen es wissen, stimmen die folgenden Tage aus eigenem Antrieb nochmals für mich ab und hieven mich in einem knappen Rennen letztendlich auf dem Thron. Ich hab’s geschafft, ich hab die China-Reise in der Tasche. Mütter an die Macht!
Danke an dieser Stelle nochmals ihr tollen MomPreneurs!
China, wir kommen!
Während ich das hier schreibe, sitze ich gerade im Zug nach Frankfurt. Morgen früh um 10.00 Uhr bringt mich British Airways über London nach Peking. Mit mir reisen zwei andere Blogger Langnasen, die ich vor kurzem in Hamburg kennenlernen durfte. Ariane von Heldenwetter ist für die Fotos auf der Reise verantwortlich und Stefan von Freigelaufen wird seiner Videokamera alles abverlangen. Ich bin der Schreiberling der illustren Runde.
Auf dem Blog des Veranstalters China Tours werden wir Euch täglich mit Berichten in Wort und Bild an unserer Reise in die Region Hanan teilhaben lassen.
Unsere Tour führt uns in die historische und kulturelle Wiege Chinas. Nach einem kurzen Stopp in Peking geht es in das Herz des Reichs der Mitte zu einigen der bedeutendsten Zeugnisse antiker chinesischer Kultur.
Die Provinz Henan ist von westlichen Touristen bisher wenig wahrgenommen worden und wenn, wohl vorwiegend Chinakennern ein Begriff. Das soll sich ändern, denn die Provinz bietet neben bekannteren Highlights wie das Shaolin-Kloster oder die Longmen-Grotten im Westen auch nahezu Unbekanntes, wie das Yuntaishan-Gebirge oder die jüdische Geschichte von Kaifeng.
Somit ist diese Reise ein fantastischer Ausflug zu großen Monumenten und echten Geheimtipps im Reich der Mitte. Genau meine Kragenweite also.
Ich freu mich auf ein Stück authentisches China, dörfliches Leben und schöne Natur. Auch wenn ich das Land noch gar nicht kenne, freut es mich ungemein, diese Seite von China zuerst entdecken zu dürfen.
Das gigantische hoch technisierte China ist nicht das, was mir unter den Nägeln brennt. Einen einzigen Wermutstropfen gibt es. Mann und Kind müssen zu Hause bleiben, obwohl beide leuchtende Augen bekommen, wenn das Wort „China“ fällt. Den Wunschzettel mit viel Bling-Bling fürs Tochterkind und ein paar technischen Gadgets für den Mann habe ich schon in der Tasche.
Unser Reiseverlauf zum Mitverfolgen
Hier seht Ihr im Groben, welche Stationen wir auf der Bloggerreise nach Henan genau besuchen und wann wir uns ungefähr wo befinden:
Tag 1: Deutschland – Peking
Heute beginnt eure große Reise ins Reich der Mitte. Es geht von Frankfurt über London nach Peking
Tag 2: Peking
Wir haben den gesamten Tag um Peking zu erkuden. Fester Programmpunkt, der Himmelstempel, das wohl markanteste Bauwerk der Stadt. Die Kaiser der Qing-Dynastie, die Söhne des Himmels, nutzten die Anlage, um bei den Herren des Himmels günstige Umstände für die Ernte zu erflehen.
Tag 3: Peking – Anyang
Wir haben noch einmal die Möglichkeit, einige Besichtigungsziele in Peking ganz individuell anzusteuern. Am Nachmittag geht es mit dem Superschnellzug nach Henan, in die Stadt Anyang.
Tag 4: Anyang
Fundnisse weisen Henan als die Wiege der chinesischen Zivilisation und Schrift aus. Die ältesten Orakelknochen sind bis zu 4.000 Jahre alt. Hier besichtigen wir die historische Stätte Youlicheng, die 38 Meter hohe Wengfeng Pagode aus der Ming-Dynastie sowie den Wohnhof der Familie Ma und das Yinxu-Museum mit den Jahrtausende alten Orakelknochen.
Tag 5: Anyang – Linzhou
Heute führt uns die Reise nach Linzhou. Die chinesische Kleinstadt liegt im „Dreiländereck” der Provinzen Henan, Shanxi und Hebei. Die Fahrt ist wohl schon ein Erlebnis und führt uns über spektakuläre Bergpfade und Tunnel durch das Taihang-Tal.
Tag 6: Linzhou- Huixian- Jiaozuo
Von Linzhou geht es weiter nach Jiaozuo mit Aufenthalt in dem kleinen Bergdorf Guoliang. Das Dorf liegt im Wanxian Shan Naturpark, einem beeindruckenden Landschaftsgebiet mit steilen Felsen, tiefen Schluchten und geheimnisvollen Höhlen. Wir dürfen einen atemberaubenden Panoramablick auf die Berge erwarten.
Tag 7: Jiaozuo –Yuntaishan –Kaifeng
Der Yuntaishan Geopark steht auf dem Programm. Schroffe Felswände, Wasserfälle und Quellen prägen die Landschaft. Atemberaubend sei der Blick auf den in Nebel gehüllten Yuntai-Berg. Yeah! Anschließend fahren wir nach Kaifeng, eine der alten Hauptstädte Chinas. Auf dem Nachtmarkt in Kaifeng offenbart sich uns die kulinarische Seite Henans – hoffentlich auch mit vegetarischer Küche
Tag 8: Kaifeng – Dengfeng
Am heutigen Tag unserer Henan-Reise werden wir den Qingming-Park besuchen. Mit einer Gesamtfläche von über 30 Hektar, wovon die Seefläche fast ein Drittel ausmacht, befinden sich mehr als 300 Gebäude im Stil der Song-Dynastie. Anschließend besichtigen wir die Eiserne Pagode, die sich inmitten des dazugehörigen Parks in 56 Metern Höhe erhebt. Bevor wir weiter nach Dengfeng fahren, besuchen wir noch das jüdische Viertel in Kaifeng. Richtig gehört, jüdisch – auch das gehört zu Chinas kultureller Seite.
Tag 9: Dengfeng – Luoyang
Jackie Chan läßt grüßen. In der Nähe von Dengfeng befindet sich das weltberühmte Shaolin-Kloster am Fuße des Song Shan Berges. Henan gilt als Ursprungsort chinesischer Kampfkunst! Wir besuchen den Pagodenwald des Klosters und besichtigen eine Kampfsportschule. Dann geht es weiter nach Luoyang.
Tag 10: Dengfeng – Luoyang – Peking
In der alten Kaiserstadt Luoyang steht als erstes die bekannteste Sehenswürdigkeit der Region an, die Longmen-Grotten. Die über 2.300 Grotten und Nischen, die sich im sogenannten Drachentor des Yishui- Flusses finden lassen, enthalten von 2 Zentimeter bis zu 17 Meter große Buddha Figuren. Im Anschluss besuchen wir das Kloster des weißen Pferdes, welches laut Überlieferungen der erste buddhistische Tempel Chinas ist. Dann geht es mit dem Schnellzug zurück nach Peking.
Tag 11: Peking – Frankfurt
Und eine lange Heimreise mit hoffentlich vielen schönen Erinnerungen nach München.